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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

4. 5. 2012 - 15:36

Freie Fotografie

In Österreich darf nicht jeder Geld mit Fotos verdienen, denn Fotografie ist hier ein Handwerk und kein freies Gewerbe. Eine Petition soll das nun ändern.

Du bist kein professioneller Fotograf und hast trotzdem schon einmal eine Geburtstagsfeier, Portraits oder Hochzeiten fotografiert? Und dafür auch noch ein Honorar bekommen?

Dann hast du dich laut der aktuellen Gesetzeslage strafbar gemacht. Denn im Gegensatz zur Pressefotografie ist die professionelle Fotografie kein freies Gewerbe. Man muss entweder den klassischen Ausbildungsweg – Lehrling, Geselle, Meister – hinter sich haben oder beim Magistrat um eine individuelle Befähigung ansuchen. Auch Fotografie-StudentInnen brauchen teilweise noch immer dieses Gutachten, um den Beruf ausüben zu können. Erst nach einem bürokratischen Hürdenlauf bekommen sie bei positiver Beurteilung ihrer Fotos einen Teil- oder Vollzugang zum Gewerbe.

Fotografin

(CC BY-SA 2.0) ginnerobot - flickr.com/ginnerobot

Warum ist die Pressefotografie frei, aber die professionelle Fotografie nicht?

„Die Pressefotografie ist deswegen frei, weil man da auf eigenes Risiko Bilder macht, die dann an Zeitschriften, Zeitungen usw. weiter verkaufen werden. Das Andere ist die Auftragsfotografie. Laut Gesetz gibt es diese zwei Regelungen. Das Ganze ist historisch gewachsen und die Pressefreiheit ist ins Fotografen-Gewerbe rein reklamiert worden“, so Michael Weinwurm, Vorsitzender der Fotografen-Innung Wien. Doch das ist nur in Österreich so, in der restlichen EU kann jeder mit seinen Fotos Geld verdienen. Deshalb wurde die Petition freiefotografie.at gestartet.
Sie wurde mittlerweile von über 5800 Personen unterzeichnet und wird demnächst auch im Nationalrat vorgelegt werden.

Weinwurm versteht zwar das Anliegen der freien Fotografen, befürchtet aber einen massiven Preis- und Qualitätsverlust in der Branche. Er sieht in der Gewerbeordnung auch einen Konsumentenschutz, denn „eine Hochzeit oder eine Familienfeier kann ich nicht wiederholen, deshalb braucht es auch fotografisches Fachwissen, wenn es irgendwo Probleme gibt“.

3000 neue FotografInnen?

Der Innungs-Vorsitzende hat aber noch weitere Bedenken: „Problematisch fände ich auch, wenn Personen, die mit der Fotografie nur sehr am Rande etwas zu tun haben, vom AMS in Kurse geschickt werden und dann fotografieren. Bei einer Öffnung rechnet man mit 3000 Fotografen mehr, wir sind jetzt schon 3000, diese Verdoppelung kann nicht gut gehen.“

Ingo Pertramer ist selbst Portrait-Profi, hat aber wegen der Gewerbeöffnung keine Bedenken. Er hat die Petition unterzeichnet, obwohl er als Meisterfotograf nicht von den Einschränkungen betroffen ist:

„Ich hab unterschrieben, weil ich voll dahinter stehe. Fotografie sollte wie in ganz Europa oder fast weltweit ein freies Gewerbe sein. Es ist ein kreativer Beruf, in dem Menschen eine Arbeit vollbringen, die niemanden verletzen kann. Ich bin kein Elektriker, wo man was auf Pfusch macht und dann einen Stromschlag kriegen kann. Ich fotografiere und tu damit niemand weh. Jeder soll am Markt die Berechtigung haben, Fotograf sein zu dürfen. Ich sehe da auch kein Konkurrenz-Problem. Ich weiß nicht, warum die Fotografen-Innung die Hosen voll hat. Warum darf ein Fotograf für die New York Times Fotos machen, aber in Amstetten keine Passbilder? Das ist ja eine Idiotie.“