Erstellt am: 29. 4. 2012 - 10:05 Uhr

Gekonnt abgeshaket

Hätte Dolly Buster Tanzunterricht bei König Boris genommen, wäre sie noch bei Dancing Stars dabei. Denn wenn der König tanzt, dreht sich alles nur um ihn beim FM4 Überraschungskonzert.

Mit Fettes Brot ist König Boris große Bühnen, große Hallen und die dazugehörigen großen Publikumstrauben gewohnt, die sich hüpfburgartig zur Musik bewegen. Während sich das Trio derzeit eine Pause gönnt, hat der König seine erste Soloplatte veröffentlicht und beim FM4 Überraschungskonzert quasi die Release-Party gestern Abend im Flex gefeiert.

FM4/Christian Stipkovits

So ein Soloalbum ist immer was Spezielles. Man kann sich nicht auf andere ausreden, wenn einem nichts einfällt, sowohl textlich als auch musikalisch, und man muss seine Scherze alleine ohne Unterstützung der Kollegen über die Bühne bringen. König Boris hat sich gegen das Entscheiden entschieden und für mehr Raum für Spontanität beim Auftritt.

FM4/Christian Stipkovits

Der Titel ist Programm: "Der König Tanzt" heißt das frisch erschienene Album, das neue Ich des Musikers und der gleichnamige Song: eine Hymne und ein freundliches Schulterstreicheln an alle, die sich manchmal fragen: "Ja darf ich das denn? Bin ich zu alt/zu groß/zu klein/zu bunt/zu leise/zu laut?" Der König meint ja(!) und tanzt beziehungsweise singt: "Der König tanzt! Voller Anmut und Eleganz!"

Das ist natürlich das erste was auffällt, König Boris singt, vielleicht nicht so schön wie Celine Dion, aber das braucht es auch nicht. Genauso wie Schmuse-Samples für das eine Liebeslied, das sich auf dem Album befindet, ein von Whoohoohoos untermauerter Dance Track der davon erzählt, dass "Ich liebe dich weil, wir werden niemals zu Stein!"

Künstlichkeit gegen Authentizität

König Boris ist sowohl vom HipHop geprägt, wie auch von Punk und New Wave, was man der Musik sehr gut anhört, wenn hier und da der Bass und sägende Gitarren die Musik voranpeitschen. Und man sieht´s ihm auch an: Der aufgeschminkte Blitz ist eine Verbeugung vor Ziggy Stardust/David Bowie oder etwa Clockwork Orange. Und selbst 2012 vermag die Schminke im Gesicht noch Menschen zu provozieren.

FM4/Christian Stipkovits

Der König treibt es bunt. Und der König ist derzeit überall zu Haus. Man kommt an ihm fast nicht vorbei, diesem tanzenden Paradiesvogel mit dem Voodoo-Zepter in der Hand und der Feder am Hut. Und das liegt einerseits daran, dass er mit den Grammelschmalz- und Butterbroten im Nacken durch die Bank erfolgreiche musikalische Schwergewichte an der Seite hat, die ihm den Weg in die Charts walzen und andererseits, weil König Boris wirklich ein gutes Stück tanzbarer Musik gelungen ist.

Wippen mit dem Beat

FM4/Christian Stipkovits

Blitz Kids, so nennt der Wanderkönig seine Gesellen, die sich aus royalem Respekt ebenso in Schale werfen wie ihr Oberhaupt. Fans, die zum schwarzen Kajal greifen und sich als Harry Potter Lookalike ausgeben. Doch diese Blitz Kids waren gestern Abend rar gesät. Trotz sichtlich fehlender Hardcorefans hat das Auditorium mitgelauscht und mitgewippt. Es wurde gelacht, Hände gingen in die Höhe und herumgeschmust wurde auch. Und all das, obwohl ihr Dabeigewesenen ja kaum die Möglichkeit hattet, das frisch gepresste Album zu hören und euch würdig auf Your Royal Highness vorzubereiten. Aber spätestens bei "Der König Tanzt" und "Alles Dreht Sich" haben die meisten mitgeshaket.

Dass der König kein Relikt angestaubter Jahrhunderte ist, sondern sich als moderner Monarch versteht, hat er unter anderem beim Song "Foto" bewiesen. Trotz immer strenger werdender Regeln im Dokumentieren von Ereignissen (London2012 will zum Beispiel Handy-Fotos von zahlenden Zuschauern, Twitter-Tags und Facebook-Meldungen zu den Olympischen Spielen verbieten), fordert König Boris kurzerhand alle FM4-HörerInnen im Flex auf, ihre Smartphones zu zücken und auf Kommando ein Foto von ihm zu schießen. Mit LED-Blitz und Grimasse. Das Handyfoto wird so Teil des Songs und ist wenn schon keine künstlerische Installation, zumindest eine nette Idee.

FM4/Christian Stipkovits

König Boris, danke für deine Audienz, bitte jederzeit wieder. Sehr gerne.