Erstellt am: 22. 4. 2012 - 20:00 Uhr
Let´s get into some real bad things
Ein Interview mit Addison Groove und meine Lieblingsstücke aus dem „50 Weapons“ Werkkatalog gibt’s am Montag, 23.4. ab 19:00 Uhr in der FM4 Homebase zu hören.
Es ist vielleicht nicht die beste Idee, einem Producer gleich zu Beginn des Skype-Interviews zu sagen, dass man seine Platten so geil findet, dass man kurz davor war, sie auf SoundCloud zu rippen, um sie selbst spielen zu können. Addison Groove lacht und glaubt mir nicht, dass ich es nicht getan habe: „I know you got Audio Hijack, how are you recording this conversation?“
Dem Herrn man kann man nichts erzählen, aber es ist nicht so schlimm, weil die Existenz seines Albums „Transistor Rhythm“ verdanken wir mehr oder weniger solchen Gründen, „made by popular demand“ sozusagen. Die Balance, die der aus der Dub-Step-Hochburg Bristol stammenden Produzent zwischen Reduktion und Impact, Chicagoer Juke und britischer Bassmusik findet, ist einzigartig und eines der besten Heilmittel gegen Lethargie.
50weapons
Genre und Suchbegriff: Footwork
Juke ist ein schneller und räudiger Nachkomme von Chicago House, in Kellern gebaut. Die pragmatische Einfachheit der Produktion gibt Juke von Produzenten wie DJ Nate etwas Experimentelles. Die Tracks sind dafür gemacht, dass die Kids dazu tanzen können. Footwork wäre der Genre und Suchbegriff.
Die druckvolle Repetition von Juke kombiniert mit dem Gefühl für Raum und Arrangement macht „Transistor Rhythm“ zu dem Album auf das ich lange, lange gewartet habe, ein mächtiges Hybrid aus Ghetto House und Dub Step, der Bristol - Chicago Trans Global Express.
2010 veröffentlichte Addison Groove auf „Swamp 81“ dem Label von Loefah den Track „Footcrab“. Er hatte den Track eigentlich nur als Tool für seine Live Sets gebaut, aber nachdem Pinch, Boddika, Loefah und der Rest der Posse den Track zu spielen begannen, erschien er doch und wurde ein riesen Hit. Unglaublich, dass etwas derart Rohes eine solche Breitenwirkung haben kann, von Aphex Twin bis zu Ricardo Villalobos und wahrscheinlich auch - heimlich zu Hause - David Guetta spielten ihn alle, und der Producer Lunice hatte ihn seinem trauten Eigenheim auch viel Spaß damit.
Ich verlor im Sommer letzten Jahres endgültig mein Herz an die Produktionen von Addison Groove als auf seiner SoundCloud-Seite die Nummer „Bad Thing“ auftauchte. Wieder eine Meisterleistung, darin wie man mit wenigen Elementen eine unglaubliche Wucht und Dynamik erzeugen kann. Addison trägt das Groove im Namen zu Recht. Das Vocal-Sample stammt von MC Spank Rock und via dessen Label „Chef Boys Noize“ kam die Nummer dann auch bei Spank Rock an, der auch gleich Feuer und Flamme war und selbst half das Sample zu lizensieren, sodass wir Bad Things nicht rippen müssen und ein Addison Groove ft. Spank Rock daraus wurde.
„Dance of the Women“ ist aus einer Studiosession mit Mark Pritchard herausgewachsen. In dem Moment, in dem er es erzählt, hört man auch die Verwandtschaft zu Pritchard´s Projekt „Africa Hitech“. Addiosn Groove selbst hat auch eine Lieblingsnummer auf „Transistor Rhythm“: „Rudeboy“
"My favourite one is rudeboy because it is very crazy and very minimal. The main part of the song is only three parts. Vocal, base drum and tom drum and just to have these sounds working together and saying this is enough is kind of what I´m looking for. I try to use less to get an impact and in the club it really works."
Too weird to live, too rare to die
Addison Groove heißt im wirklichen Leben Tony Williams und hat schon vor Jahren mit seinen Dub Step Produktionen unter dem Alias Headhunter Furore gemacht. Brillant vom Konzept und der Umsetzung ist das Album Nomad, das er 2008 für Tempa gemacht hat. Tunes, die in ihrem technoiden Futurismus, wie der Name es schon sagt, ein Leben im beständigen Unterwegs skizzieren.
Erschienen ist Tonys Debütalbum ist als Addison Groove auf „50 Weapons“, einem Label das Modeselektor bereits 2006 als White-Label-Serie gestartet haben. Keine Release-Infos, kein Artwork, keine Egos, kein assoziatives Drumherum. „50 Weapons“ war zu Beginn eine Liebeserklärung an innovative elektronische Musik die für sich selbst steht.
50weapons
Im letzten Jahr hat sich das aber scheinbar geändert: Die Alben-Debüts von Anstam, Cosmin Trg, Benjamin Damage & Doc Daneeka, alles elektronische Musiker mit starker, eigener Identität, haben „50 Weapons“ zu einem der interessantesten Elektronik Labels im Moment gemacht und es auf den Radar der die Blogs und Musikgazettchens gebracht.
Mitte nächsten Monats erscheint Black Boulder von Phon.O. „Transistor Rhythm“ von Addison Groove gibt es bereits beim Schwarzgold-Dealer eures Vertrauens. Am 23.04.12 in der Homebase habe ich das exorbitante Vergnügen euch ein Interview mit Addison Groove und Lieblingsstücke aus dem „50 Weapons“-Werkkatalog vorzuspielen.