Erstellt am: 15. 4. 2012 - 15:00 Uhr
Der höfliche Rapper aus gutem Hause
Heute erscheint ausnahmsweise keine Einkaufslisten-Sekundärliteratur, sondern das Ergebnis meines Versuchs, in gereimter Form klischeehafte Inhalte des Battle-Raps auf ausgesuchte, untypisch schwülstige Art auszudrücken.
Der Text sei für Vertonungen, Remix-Bewerbe und natürlich auch stiltreue Antworten freigegeben.
Der höfliche Rapper aus gutem Hause schreitet zum Battle
Ich grüße devot, Herr Kollege, es wäre
mir nun eine wirklich besondere Ehre,
wenn Sie mir erlauben, dass ich laut verkünde,
wie ich Ihre werte Erscheinung empfinde.
Ich werde nicht scheuen, Vergleiche zu ziehen,
mich durchaus um Anstand und Haltung bemühen,
jedoch kann und möchte, das muss ich betonen,
ich Sie nicht mit knallharten Fakten verschonen.
Zuallererst weise ich Sie darauf hin,
dass ich der bessere Sprechsänger bin.
Die Texte, die ich so gekonnt deklamiere,
sind dreister, gewitzter und schöner als Ihre
und wenn ich sie vortrage, kommt es zuweilen
zu Stürmen des Jubels und manchmal bei Teilen
des Publikums durchaus zu Ohnmachtsanfällen,
besonders an inhaltlich knusprigen Stellen.
Hinzu kommen Technik und auch die enorm
aparte und zweifellos kunstvolle Form
in die ich selbst prickelnde Inhalte hülle.
Und nicht zu vergessen: Die prächtige Fülle
an Rhythmen und Klängen, zumeist digitalen,
die stets meine Rezitation untermalen.
Der stetige Vortrag moderner und schneller
Musik schlägt sich freilich auch in finanzieller
Beziehung zu Buche, so bin ich, obgleich
ich nicht gerne prahle, geradezu reich.
Dadurch fällt es leicht, mein Verlangen nach Villen,
Vehikeln und feinstem Geschmeide zu stillen.
(Sebastian Krämer - Ein Bruder im Geiste)
Mein Sprachtalent und mein Vermögen gepaart
mit meiner enthemmten und lustvollen Art
verlocken, egal ob im Herbst oder Lenz,
auch bildhübsche Girls jeder Provenienz.
In Scharen verlangen sie nach meinen Lenden
und flehen, ich möge sie allesamt schänden.
Auf äußerst pikante und wilde Manier
bescheren die bildschönsten Weibsbilder mir
Momente der Wonne und Sündhaftigkeit.
Zu gern bin ich Abend für Abend bereit,
sie mit meinem Traumkörper nach allen Regeln
der Kunst ohne Hemmung und Nachsicht zu vögeln.
Von Ihnen hört man derart wilde Geschichten
von Liebesexzessen dagegen mitnichten,
vielmehr wird gemunkelt, verehrter Kollege,
dass sich Ihr Gemächt immer seltener rege,
und obendrein wurden, hat man mir berichtet,
sie auffallend häufig mit Herren gesichtet.
Ich hoffe, Kollege, Sie sind mir nicht böse,
doch muss ich die durch und durch voluminöse
Erscheinung von Ihrer Frau Mutter erwähnen,
ich bete für Sie, dass dies nicht in den Genen
die sie mit ihr teilen, begründe ist
und vielmehr, weil sie so verboten viel frisst.
Den Kummer mit dem so missratenen Filus
verwandelt die Alte wohl direkt in Kilos.
Ich könnte Sie freilich noch stundenlang schmähen
und komme nun trotzdem zu einem recht jähen
Finale, doch eins will ich Ihnen noch raten.
Sie sollten ganz Ohr sein, denn sonst folgen Taten.
Ich bitte Sie wohlwollend: Sein Sie so lieb
und meiden Sie künftig den achtzehnten Hieb.
Verschwinden Sie umgehend aus meinem Viertel,
denn ich bin der König am Währinger Gürtel
und zwischen Schmid Hansl und Türkenschanz Park,
da herrscht ein brutales Gesetz namens MARC.
So schließe ich unmissverständlich und streng
mit freundlichen Grüßen von mir und der Gang.