Erstellt am: 14. 4. 2012 - 19:00 Uhr
Die FM4 Charts vom 14. April 2012
- Die FM4 Charts vom 14.4.2012 in der vollständigen Übersicht
- Brand New - die FM4 Neuvorstellungen der Woche
Wieder ist also ein Freitag der 13. rum gegangen ohne, dass uns die Welt auf den Plutzer gefallen wäre. Vom angeblichen Top-Deal mit der Schweiz einmal abgesehen, der würde vielleicht schon ein bis zwei Zeilen verdienen. Also gut: Es ist ja tatsächlich ein bisschen verwunderlich, was hier als Riesenerfolg verkauft wird, das Beste an diesem Geschäft war wohl vor allem die Geschwindigkeit.
Es ging alles so schnell, dass Österreich nicht mal auf Vorauszahlungen bestanden hat, wie dies etwa Deutschland oder England tun. Aber hey, immerhin steht die Milliarde im aktuellen Sparpaket und wenn es darum geht, sich an einen selbst auferlegten Fahrplan zu halten, kann man sich schließlich nicht um alle Details kümmern!
Ein wenig seltsam auch die diversen Rechenspiele in diversen Nachrichtensendungen: Hätte man 100.000 Euro Schwarzgeld vor zehn Jahren bei einer Schweizer Bank geparkt, so werden daraus nach dem neuen Gesetz (und bei einem unterstellten Durchschnittszinssatz von 3%) rund 110.000 Euro legales Geld. Während die gleiche Summe, in Österreich gesetzlich versteuert, heute nur mehr etwas über 60.000 Euro betragen würde.
http://www.flickr.com/photos/bachmont/
Mal alle Gerechtigkeits- und Steuerlückenproblematiken beiseite, die in der Tat viel zur aktuellen Misere beigetragen haben (gerade die großen Vermögen ersparen sich durch diverse Tricksereien eine Unmenge an Steuern - den so entstandenen Schaden müssen dann halt wieder alle vor allem mit ihren Lohn-, Einkommens- und Umsatzsteuern ersetzen und wir sprechen hier von vielen Milliarden):
Aber glaubt irgendjemand ernsthaft, dass so Anreize geschaffen werden, Gelder in Österreich zu versteuern? Wo würdest du fiktive 100.000 Euro hinschaffen, wenn du weißt, im schlimmsten Fall kommt irgendwann so ein Gesetz daher (Oder du erstattest fünf Minuten vor dem Fahnder einfach Selbstanzeige)?
Ich gehe soweit zu behaupten, dass man sich alle angedachten Vermögens- und Vermögenszuwachssteuern am Bauch hauen kann, solange so mit Steuerlücken umgegangen wird, als wäre die Hinterziehung von Milliarden ein Kavaliersdelikt.
Schnell ging es, stimmt. Doch möglicherweise ist dies das teuerste Milliarden-"Geschenk" der österreichischen Nachkriegsgeschichte.
Lets go to Miami
Ganz andere Sorgen hat aktuell die riesige (und lokal mächtige) Exilkubaner-Community in und um den Großraum Miami. Mit nicht zu knappen Steuergeldern pflanzte man mitten ins Zentrum dieser Community ein neues Baseballstadion, die zweifachen World Series Gewinner "Florida Marlins" spielen dort ab heuer. Und heißen ab sofort Miami Marlins, Spitzname: "Fish".
Und wenn man in diesem Umfeld garantiert heftige Probleme bekommen will, ist es am besten in irgendeiner Form Sympathie für Fidel Castro durchklingen zu lassen, der rangiert dort in Sachen "böse" noch vor Adolf Hitler und Stalin.
Dummerweise hat Ozzie Gullien, ebenfalls frisch gefangener Fish-Manager und vormals langjähriger Spieler und Manager in Chicago mit Rock-Star-Gehabe genau das getan. In Venezuela geboren und als Spieler sowie Trainer für ein perfektes Spielverständnis, aber auch ein eher affektiv-gesteuertes Mundwerk bekannt, verstieg er sich vor ein paar Tagen - ausgerechnet im Time Magazine - zu dieser Aussage: "I admire Fidel Castro".
Bereits am nächsten Tag musste er die Auswärtsserie der Marlins unterbrechen und an einem freien Tag der Presse in Miami Rede und Antwort stehen. Nur heftigstes Zurückrudern konnte dabei Ozzie´s Job retten, mittlerweile ist er von den Miami Marlins für fünf Spiele suspendiert, die Sperre läuft aktuell. Ozzie wird so zitiert, dass er nie Bewunderung für Castro empfand, sondern erstaunt ist, wie lange sich ein Mann, der so "brutal und barbarisch mit seinem Volk umspringt" an der Macht halten kann.
Und auch die US-amerikanische Medienlandschaft überschlägt sich in Kapriolen gegen Castro und seinen vermeintlichen Fan, manchmal schießt man dabei auch schon mal übers Ziel hinaus und fühlt sich an vergangene McCarthy Zeiten erinnert.
Das mag innerhalb der kubanischen Community eventuell verständlich sein (wenn man im Boot und unter Lebensgefahr flüchten musste) - für Kommentatoren in Ozzie´s ehemaliger Heimat Chicago, viele tausende Meilen entfernt, mutet es doch etwas seltsam an. Wenngleich Rick Morrissey, Pulitzer-Preis-Gewinner aus der Windy City, all dies wenigstens lustig verpackt: "So he’ll finally change this time, right? No more crazy talk? He’ll stick to sports? You must be new around here."
Und zum Schluss zu den Charts
Da bricht auf Platz 3 der "Zulu Winter" aus, mit "We should Be Swimming" sind die zum dritten Mal in der Wertung.
Oberhofer, der US-Boy mit dem deutschen Namen, landet mit "Away From U" auf Platz 2.
Und die neue, alte Nummer 1 kommt schon wieder von Santigold - "Disparate Youth"
Habt ein nettes Wochendende!