Erstellt am: 14. 4. 2012 - 17:55 Uhr
Mel: "King Street"
"King Street" nennt sich das neue Album der Salzburger Musikerin Mel. Und wenn man diese Straße auf Google Maps nachschlägt, dann findet man in beinahe jeder größeren Stadt eine King Street. Eine in Toronto, eine in New York und eine in Canterbury, England beispielsweise. Dort ist auch das neue Album von Mel entstanden und aufgenommen worden.
Mel
Der Albumname King Street ist Programm. Mel, im wirklichen Leben als Melanie Mayr bekannt, ist eine vielseitige Musikerin, deren Lieder überall auf der Welt hätten passieren können. Eine Musikerin "von internationalem Format", wie viele andere es immer so schön ausdrücken, wenn sie das besondere Talent eines oder einer Musikerin hervorheben wollen. Bloß, was soll das eigentlich bedeuten? Dass man besser als der "österreichische Durchschnitt" ist? Dass das, was sonst hierzulande passiert, eigentlich eh "ganz ok" ist, aber halt nicht so gut wie das, was anderswo passiert? Bloß: Wieso hechelt man eigentlich überhaupt einem sogenannten "internationalem Format" hinterher, anstatt sich auf das Individuelle zu besinnen - ohne die Qual des ewigen Vergleichs?
Mel konzentriert sich bei ihrem neuen Album auf ihre Vielseitigkeit. Und ihre Musik entsteht auch nicht aus dem Verlangen heraus, in erster Linie damit Erfolg haben zu müssen. Es ist die Dringlichkeit, Dinge und innere Zustände vertonen zu müssen, die sie antreibt. Und das ist etwas, dass sich nur schwer vortäuschen lässt und seichten Chartspop von wirklich interessanten musikalischen Positionen hörbar unterscheidet.
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Als Singer/Songwriterin hat man Mel mit ihrer ersten selbstbetitelten EP und dem Debüt "Escape The Cold" in Erinnerung. Die Musikerin an der Gitarre, die alleine im Wohnzimmer erste Lieder schreibt und zaghaft erste Schritte hinaus in die Welt wagt. Aus einem Hobby wird schließlich mehr und am Ende gibt´s sogar eine Nominierung für den FM4 Award beim Amadeus. Von Salzburg aus wird anschließend die weite Welt bis hin nach L.A. bereist, wo Mels musikalische Helden der Jugend zuhause sind. Und die Eindrücke der letzten Jahre finden sich nun auf dem Album King Street wieder.
Neben immer noch wunderschönen Gitarren-Balladen, die von Mels rauher Stimme getragen werden, sind das beschwingte, soulige Nummern mit 70er Jahre-Patina, Country-lastiges und manchmal auch schwere, tieftraurige Klavierstücke.
Mel
Das Album "King Street" ist auf Freefall Records erschienen.
"Unbewusst habe ich alle meine Helden in dieses Album hinein gebracht", erzählt Mel. Aber wenn das Musiker wie Neil Young, Paul Weller und Joni Mitchell sind, kann das eigentlich nur etwas Gutes sein.
"Wenn man eine Zeit lang Musik macht, dann ist es eben so, dass man verschiedenstes ausprobieren will. Man sollte sich niemals auf nur eines beschränken", meint Mel im Interview. Das stimmt natürlich, aber es ist auch eine Herausforderung, verschiedene Stile neben- und miteinander so zu arrangieren, dass es ein wohlwollendes Ganzes ergibt. Mel hat das mit ihrem neuen Album sicher geschafft. Den roten Faden hat sie sich bei der Produktion nicht aus der Hand nehmen lassen, auch wenn um sie herum viele Menschen an diesem Album beteiligt waren.
Da wäre etwa Ian Button, der sonst für Robert Rotifer die Drumsticks schwingt, der in einer alten Synagoge in Canterbury in der King Street allerhand analoges und exotisches Equipment aufgetürmt hat und das Album dort für Mel aufgenommen und produziert hat - übrigens ist das eine fabelhafte Akustik in so einer alten Synagoge, die sich in jedem Track widerspiegelt.
Mel live:
16. April 2012:
Release Party,
Chelsea Vienna
19. April 2012:
Release Party,
Rockhouse Salzburg
21. April 2012:
TUK, Haslach a.d. Mühl, OÖ
9. Mai 2012:
Orpheum, Graz
Dann wäre da natürlich Musikerkollege Stootsie, den man auch von der Band The Seesaw als ewig jungen Brit Pop-Experten kennt und der Mel und ihre Musik von Anbeginn an mental und musikalisch unterstützt hat. Und auch Robert Rotifer ist auf dem neuen Album von Mel zu hören, denn er hat ja in Canterbury quasi ums Eck gewohnt und dann auch spontan mit seiner Gitarre vorbei geschaut.
"Eine Zusammenarbeit mit anderen MusikerInnen funktioniert aber nur, wenn jeder sein Ego unter Kontrolle hat", meint Mel. Wenn andere Menschen etwas geben und hinzufügen, ohne die Kontrolle an sich reißen zu wollen. Und es ist eben Mel die den Ton angibt und die die Lieder schreibt. Und was für Lieder. Eines ist offensichtlich: auch für dieses Album wird es medial sicher wieder Rosen regnen, so wie auch für das Debüt.
Einmal mehr ist das ein schönes, starkes Stück Musik aus Österreich. Ob nun nur hierzulande gefeiert oder auch international: Am wichtigsten ist doch, dass sie überhaupt gehört wird. Am besten in jeder Straße in jeder Stadt.