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Paul Pant

Politik und Wirtschaft

12. 4. 2012 - 18:27

ÖGB-Jugend will mehr Geld für Lehrlinge

Die Gewerkschaftsjugend beklagt, dass die Bereitschaft in den Betrieben abnimmt, Lehrlinge auszubilden. Die Wirtschaft wiederum jammert, dass Fachkräfte fehlen. Brauchen wir eine Neuregelung der Lehrstellenförderung?

Die Debatte zieht sich schon seit einiger Zeit durch die Medien. Die Betriebe klagen, dass es schwierig ist qualifizierte Fachkräfte zu finden. Gleichzeitig seien die Lehrlinge schlecht ausgebildet, wenig flexibel und zu teuer. Eine andere Sicht der Dinge hat der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB). Die Gewerkschafter sehen das Grundproblem in der sinkenden Bereitschaft der Betriebe, Lehrlinge auszubilden.

Lehrlinge

Irmi Wutscher

20 Prozent bilden aus

Derzeit bilden laut Gewerkschaft 20 Prozent der Firmen Lehrlinge aus. Dazu komme, dass viele Jugendliche in überbetrieblichen Lehrwerkstätten ausgebildet werden. Laut der Wirtschaftskammer (WKÖ) waren im Jahr 2011 von insgesamt 128.078 Lehrlingen 9.488 in einem überbetrieblichen Lehrverhältnis. Das AMS gibt dafür jährlich rund 150 Millionen Euro aus.

Eine Milliarde für Lehrlinge

Die Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) fordert nun die Neuregelung der Lehrlingsförderung. Die Gewerkschafter nennen das "Fachkräftemilliarde", die von den heimischen Unternehmen bezahlt werden soll. Der Vorschlag sieht vor, dass ein Prozent der Bruttolöhne in einen Topf eingezahlt wird, aus dem dann die Betriebe gefördert werden, die Lehrlinge ausbilden. Dies Gesamtsumme der Beiträge soll ungefähr eine Milliarde Euro ausmachen. Die Ausschüttung des Geldes an die Unternehmen soll an eine qualitative Überprüfung der Ausbildung gekoppelt werden.

ÖGJ fordert krisensicheren Fonds

Beim derzeitigen Förderungsmodell für Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, kritisiert die ÖGJ, dass die in den Insolvenzfonds eingezahlten Mittel nicht zweckgebunden seien. Gerade in der Krise habe man gesehen, dass in schwierigen Zeiten sofort die Förderungen gekürzt werden, sagt ÖGJ-Vorsitzender Jürgen Michlmayr. Mit einem eigenen Fachkräftefonds würde die Finanzierung unabhängig vom Insolvenzfonds, argumentiert die Gewerkschaft.

Wirtschaftskammer gegen Vorschlag

Die Wirtschaftskammer lehnt den Vorschlag der Gewerkschaftsjugend ab. Es gehe nur darum, Kosten des AMS auf die Arbeitgeber abzuwälzen, sagt Wirtschaftskammer-Lehrlingsreferent Alfred Freundlinger. Das jetzige Förderungsmodell reiche vollkommen aus, eine Verbesserung beim Fachkräftemangel sei nicht zu erwarten. Freundlinger argumentiert, dass durch die demographische Entwicklung in Österreich die Zahl der Jugendlichen abnehmen werde und dadurch weniger Lehrlinge zur Verfügung stünden. Der Fachkräftemangel werde also in dem kommenden Jahren zunehmen, unabhängig von der Lehrlingsförderung, so Freundlinger. Die Wirtschaftskammer sei gegen eine zusätzliche Belastung der Lohnnebenkosten, die das Modell der Gewerkschaftsjugend mit sich bringen würde.