Erstellt am: 16. 4. 2012 - 10:29 Uhr

Eintausend Feuer

Matthias Peyker alias A Thousand Fuegos ist unser Artist Of The Week. Dieser Tage erscheint sein drittes Album "The Treachery Of Things".

Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten.

So wird in der biblischen Apostelgeschichte das Wunder von Pfingsten beschrieben, namensgebend für das Projekt von Matthias Peyker, unserem Artist of the Week: A Thousand Fuegos. Dessen frischgepresstes Album "The Treachery Of Things" lässt sich ebenfalls als ein Brausen aus höheren Sphären beschreiben.

athousandfuegos

a pure form of light - and ourself in the mist

Große Klangsymphonien treffen auf den eingehenden Gesang des Kunststudenten Peyker und bilden zusammen das, was man ohne pathetisch zu klingen ganz simpel als wunderschön bezeichnen kann. Das Zelebrieren der Synthesizer-Lautstärke ("Youth Your Illusion") geht sich da genauso gut aus wie verspielte Frühlingsgefühle ("Savant Summer") oder das Imitieren von Werkzeug ("The Boundless Building"). A Thousand Fuegos hat mit "The Treachery Of Things" ein Paket geschnürt, das man am liebsten zwanzig Mal auspacken würde, weil man immer wieder Freude daran findet und Neues entdecken kann.

Der Verrat der Dinge

Matthias Peyker

"Gegenstände und Begriffe haben immer eine bestimmte Zuschreibung, mich interessiert was passiert, wenn man ihnen diese Zuschreibung entzieht und sie zu etwas Totalem werden lässt", erzählt Matthias Peyker mit leuchtenden Augen. Hinter jedem Song, ja sogar hinter jeder Textzeile auf seinem neuen Album steckt diese Idee. Nicht nur auf Dinge im Sinne von "Gebrauchsgegenstand" bezogen, sondern auch abstrakter, zum Beispiel auf die eigene Identität und wie sich diese im Umgang mit anderen oft selbst verrät.

Die Schönheit der Brutalität

Auch das Albumcover passt zum Titel: Zu sehen ist die Wotruba-Kirche, die aus über 150 Betonblöcken besteht, die ihre Bestimmung aufgegeben und sich zu einem sakralen Bauwerk vereinigt haben. "Die Kirche erinnert mich in ihrer Grobheit an andere Dinge, die ich mag, obwohl sie eher eine brutale Zuschreibung haben und deren Schönheit oft übersehen wird, wie Pitbull Terrier, tiefergelegte Autos oder Waffen."

fettkakao

A Thousand Fuegos mit der obligatorischen New York Yankees-Baseball-Jacke, vor der Wotrubakirche im 23.Wiener Gemeindebezirk.

"The Treachery Of Things" ist eine Koproduktion zweier heimischer Labels, die sich immer schon geliebt haben, wie wir wissen. Hier fühlt sich Matthias Peyker aufgehoben, bei Seayou Records mit den internationalen Vertriebswegen und bei Fettkakao mit dem interdisziplinären Kunstanspruch. "Seayou gibt mir zu essen und Fettkakao versorgt mich, wenn ich durstig bin", lacht der Musiker.

Seit fast sechs Jahren gibt es das Projekt A Thousand Fuegos nun schon. Drei Alben, eine 7Inch und verschiedenste Songbeiträge auf Split-Kassetten und CDs sind in diesen Jahren entstanden. Ganz zu schweigen von den unzähligen Live-Auftritten, die sich im Laufe der Zeit stark verändert haben. Waren es anfangs noch mehrere Menschen und viele Instrumente auf der Bühne, ist es mittlerweile nur noch Matthias Peyker und seine Maschinen, wie er sie nennt.

Die Homogenität des Konzepts

Zusammen mit der Machart der Live-Auftritte hat sich auch die Musik bei A Thousand Fuegos verändert: von Lo-Fi-Sounds zu perfekt ausproduzierten Hymnen. "Ich sehe das gegenteilig, meine frühere Musik kommt mir viel hymnischer vor, das was ich jetzt mache dafür viel homogener." Und das ist auch das Wort, welches unseren Artist Of The Week und sein ganzes bisheriges Werk am besten beschreibt: homogen. Selten hat sich eine Diskographie so rund und nachvollziehbar angehört, wie die von A Thousand Fuegos.

Am Montag in FM4 Connected: Wir hören uns in einer Listening Session durch das aktuelle Album von A Thousand Fuegos. Das gesamte Album "The Treachery Of Things" kann man hier vorhören.