Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Vadoinmessico"

Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

12. 4. 2012 - 12:18

Vadoinmessico

Freundlicher psychedelischer Eskapismus, Banjos, ravende Katzen und Unterwasserabenteuer.

Als Kind war es meine Spezialität, meine Eltern zu terrorisieren, indem ich meine Habseligkeiten in ein Bündel packte, mich zur Tür stellte und brüllte: "Ich verlasse euch, ich gehe nach Italien, lebt wohl Familie, ihr könnt mich nicht zurückhalten."

Für den Italiener Giorgio Poti ist vielleicht Mexico der mystische Ort, auf den die Erfüllung seiner Sehnsüchte projiziert wird. Seine Band zumindest heißt Vadoinmessico, italienisch für "Ich gehe nach Mexico". Und tatsächlich: Vadoinmessico singen viel vom Meer und vom glücklich abgeklärten Zustand in den man gelangt, wenn man lange genug auf die hohe See blickt, und den ich mir als Kind erträumt habe.

Obwohl ich zu Indie-Folk-Hippies ein ähnliches Verhältnis habe wie Eric Cartman, stimmt mich Vadoinmessico sanft und verträumt. Ich lasse mich gerne vom psychedelischen Eskapismus, den man auf ihrem Debütalbum "Archeology of the Future" hört, umsäuseln.

Vadoinmessico

vadoinmessico

Vadoinmessico ist ein recht internationales Grüppchen: Mexikanische, österreichische, englische und italienische Pässe werden dem Zöllner aus dem Tourbus gereicht und aus dem jeweiligen Herkunftsland haben die Herren auch Einflüsse mitgebracht. Vadoinmessico ist verträumter psychedelischer, mediteraner Folk.

"Es ist lustig. Ich habe nie daran gedacht, Musik zu machen die italienische Einflüsse hat. Bis ich hier in London angekommen bin und gemerkt habe, dass es Aspekte italienischer Musik gibt, die ich eigentlich sehr mag", meint Giorgio.

Ich glaube, das nennt man Sehnsucht. Es sind Spuren und Erinnerungen, die unter der Oberfläche liegen, und das macht auch den subtilen Charme von Vadoinmessico aus.

Ich mag die Leichtigkeit und die Unbeschwertheit, die auf "Archeology Of The Future" zu hören ist. Es ist naiv, und es klingt nach Urlaub am Strand, Muscheln sammeln und Sandkuchen bauen, die unschuldige Prä-Sangria-Phase.

"Folkloristischer Weltmusik Hippie Murks" würde normalerweise der innere Cartman schreien, der mich schon Vampire Weekend ablehnen lässt, aber Vadoninmessico nehme ich die Unschuld ab. Sie posen nicht, suchen nicht aus Kalkül nach etwas Exotischem, Gefälligem und doch Hippem.

"Archeology of the Future" ist simpel, aufrichtig gut und aus der Tiefe der Seele kindlich schön. Das was ich höre und mich froh macht, kommt - so stelle ich mir vor - aus gutem Herzen. Dem Charme von Liedern wie "Pepita Queen of the Animals" kann ich unmöglich widerstehen. Ich bin mir sicher, dass die Nummer auch gut bei Vierjährigen ankommt. Sie ist wie ein schönes Kinderbuch, in das man gern auch als Erwachsener versinkt.

Und apropos Kinderbuch: Da gibt es noch eine Nummer die mich entzückt: "In Spain", ein Lied über zwei britische Hauskatzen, die zum Feiern nach Barcelona fahren. Diese Geschichte wird im Video mit gar lieblicher Stop-Motion-Animation erzählt.

Man höre nur, wie fröhlich da das Banjo gezupft wird!