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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

11. 4. 2012 - 16:05

Wieder im Umlauf

Die britischen Ambient-Technologen und Rave-Pioniere Orbital müssen niemandem etwas beweisen. Wenn sie es auf dem neuen Album "Wonky" dennoch tun, sind es die schwächsten Momente eines sonst gelungenen Comebacks.

Als zwei Leuchtstrahler-Brillen im Dunklen, in einer Zeit, als Trance noch kein Schimpfwort war, sind Orbital in die Dance-Geschichte eingegangen. Nach ihrem ersten Glastonbury-Gig im Jahr 1994 hat sie die britische Presse als den besten elektronischen Live-Act der Welt gefeiert. Und jetzt sind die beiden Brüder Paul und Phil Hartnoll nach acht Jahren Pause mit einem neuen Album zurück.

Eine würdige Reunion

Sie bleiben auf dem Studio-Album Nummer Acht ihren Markenzeichen weitgehend treu:, den schwebenden, üppigen Synthie-Flächen, den verträumten Ambient-Melodien und den Acid-House Basslines.

Orbital Cover "Wonky"

Orbital

Die ersten drei Nummern von "Wonky" könnten auch von ihrem Durchbruchsalbum "Snivilisation" aus dem Jahr 1994 stammen. "Straight Sun" schwankt zwischen dramatischen Piano-Läufen und Mid-Tempo-Wobbles und erinnert stark an die erste britische Dance-Dynastie, an deren Spitze Orbital gemeinsam mit The Chemical Brothers, The Prodigy und Leftfield gestanden sind.

Doch "Wonky" ist kein wehmütiges, rückwärts-gerichtetes Album. Die Hartnoll-Brüder haben es wie eines ihrer gefeierten Live-Sets angelegt und vollführen darauf einen Spagat zwischen ihren musikalischen Wurzeln und aktuellen UK-Bass- und Electro-House Sounds.

"Upbeat", "Positiv" und "Emotional" sind die Adjektive, mit denen die beiden ihr Album beschreiben, das sowohl alte Fans als auch junge Hörer begeistern soll.

Doch die Versuche Mainstream-Trends zu integrieren, sind leider die schwächsten Momente auf dem Album. Zum Beispiel die Nummer Beelzedub: der aufgebrezelte Dubstep wirkt wie ein bedrohliches Skrillex-Alien im orbitalen Klang-Kosmos.

Gastsängerinnen

Wie auf den vergangenen Alben kommen auch Gast-Vokalistinnen zum Einsatz: In "New France" wird der Gesang des Gothic-Pop-Gespensts Zola Jesus wie ein Instrument verwendet. Sie bildet ein neu-gotisches Ornament, in dem sich die aufbrausende Stimmung des Songs verdichtet. Doch die vermeintliche Zierde verleiht dem Song auch Ballast.

Katzen auf LSD

Die zweite Sängerin ist Lady Leshurr, die auf dem hyperaktiven Titel-Track "Wonky" spittet und singt. Die erste Hälfte des Songs klingt wie eine Kreuzung von Die Antwoord und Katzen auf LSD und erst nach drei Minuten lässt sich die Handschrift von Orbital heraushören.

Auch auf "Stringy Acid" fängt Orbital mit geloopten Synth-Strings und einer hibbeligen Acid Bassline den Sound ihrer Anfangstage ein. Ein Track, bei dem man mit dem gelb-schwarzen-Raver-Smiley um die Wette grinst.

Summa Summarum: "Wonky" hat seine Schwächen, ist aber dennoch ein unerwartet gelungenes Comeback zweier Dance-Veteranen. Die Flirts mit den musikalischen Trends der Gegenwart sind nicht die besten Momente auf dem Album, aber auch ein Zeichen dafür, dass die Hartnolls auch im Alter nicht engstirnig geworden sind. Am besten bleibt Orbital allerdings, wenn es auch nach Orbital klingt. Zeitlos schön!