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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

8. 4. 2012 - 00:56

Osterspiele

Feiertägliches Indie-Game-Futter für dein Smartphone.

Jetzt steigen sogar schon die großen Technologieunternehmen in den Markt der Smartphone- und Tablet-Videospiele ein! Crytek ("Far Cry", "Crysis") hat vor kurzem sein Touch-Debüt präsentiert, das kein düsterer First-Person-Shooter ist, sondern sich den Üblichkeiten des Marktes anpasst. Cryteks Kugelrollspiel "Fibble" hat drollige Figuren, bunte Levels und verblüffende Physikrätsel in petto.

Hier bei den FM4 Osterspielen für unterwegs soll es aber nicht um große Marken und starke Technik gehen sondern um empfehlenswerte, aber noch weitgehend versteckte Kleinode. Was liegt im digitalen Nest?

Ein in der linken Hand gehaltenes Ei, das gelb bemalt ist und auf dem ein weißes Fragezeichen gemalt ist. Daneben liegt ein weißes iPhone, das gerade das selbe Sujet zeigt.

instructables.com, User lmnopeas

"Saturday Morning RPG"

Marty ist ein durchschnittliches High-School-Kid, doch plötzlich passiert etwas Unverhofftes: Ein schwebender Zauberer taucht auf und zeigt ihm, wie man mit Alltagsgegenständen - ein Basketball, ein Handschuh, eine Laserdisc, ein Stück Käse - Magie wirken und Monster bekämpfen kann. "Saturday Morning RPG" ist ein Bastard aus vielen Dingen: Pixelgrafik trifft auf Polygone, Fantasy auf urbane Großstadt und schüchterner Teenager auf epische Schlachten. Der Titel kommt daher, weil unterschiedliche Charaktere und Gegenstände aus US-amerikanischen Samstagvormittag-Fernsehserien aus den 1980er Jahren genommen und in einem Videospiel zusammengebracht worden sind.

Die Kämpfe laufen rundenbasiert ab, also so wie in "Final Fantasy" und ähnlichen Rollenspielen. Das heißt, die Gegner und man selbst greifen nicht gleichzeitig an, sondern immer abwechselnd. Die Kunst besteht darin, zu wissen, mit welcher Waffe man wann welchen Gegner attackiert. Vor jedem Kampf kann man in seinem Notizbuch auch bunte Sticker freirubbeln - dadurch werden die eigenen Charakterwerte wie Angriffsstärke, Geschwindigkeit und Ausdauer für den jeweiligen Kampf erhöht. "Saturday Morning RPG" ist ein kurioses Flickwerk aus unterschiedlichen Popkultur-Referenzen aus den 80er-Jahren. Das Spiel ist für iOS erschienen und kommt in mehreren Episoden, die einen jeweils circa zwei Stunden beschäftigen. Die erste Episode ist gratis, jede weitere kostet 1,59 Euro.

Ein Bildschirmfoto des Videospiels "Saturday Morning RPG": zwei Comic-Bösewichter, die von Titelheld Marty mit der geballten Faust bedroht werden.

Might Rabbit Studios

"The Sky is Falling"

Grobe Pixelgrafik als visuellen Stil für sein Indie-Game zu wählen, ist in den letzten Jahren von einem sympathischen Trend ein bisschen zu einem Klischee geworden. Eigentlich schade, kann doch 8-Bit-Grafik in vielen unterschiedlichen Variationen dargestellt werden. Je mehr sich ein Design technisch korrekt an den Vorgaben bestimmter alter Computersysteme orientiert, desto weniger geht darum, bloß schnelle Nostalgiepunkte zu sammeln, sondern mehr um Reduktion und Ästhetik.

"The Sky is Falling" ist ursprünglich ein Spiel für den Commodore VIC-20, in dem man herunterfallende Steine auffangen muss. Beim gleichnamigen, erst vor kurzem veröffentlichten Game vom britischen Studio Ovine By Design kommt nichts runter, sondern schießt etwas hinauf. Unsere Figur läuft von selbst, auch der Stein rumpelt im Rhythmus automatisch hinter uns her. Uns bleiben nur gezielte Schüsse auf die weiter und weiter nach unten wandernden Stalaktiten. Ist die Gefahr, aufgespießt zu werden, gebannt, wird man gerettet - um zehn Sekunden später in einer neu ausgestatteten Höhle zu landen. "The Sky is Falling" kostet nie mehr als einen Euro und ist für Android, iOS und Windows Phone erschienen.

Ein Bildschirmfoto des Videospiels "The Sky is Falling": Eine Höhle mit Stalagtiten, darüber ein Berg mit blauem Himmel, darunter die Spielfigur und ein großer, runder, hellgrauer Stein.

Ovine By Design

"Coign of Vantage"

Flash-Spiele gibt es tausende, doch nur die wenigsten davon werden wirklich bekannt. Eines, das es geschafft hat, kommt aus Österreich. Vor kurzem ist das Spiel für iOS portiert worden. "Coign of Vantage" heißt übersetzt so etwas wie "vorteilhafter Winkel" und ist der bekannteste Titel der Wiener Spieleentwicklerfirma Bobblebrook, die aus nur zwei Mitarbeitern besteht. Die Spielidee ist simpel und erfrischend ungewöhnlich: Man muss einen im dreidimensionalen Raum schwebenden Pixelhaufen so lange rotieren, bis daraus ein flaches 2D-Bild entsteht. Man muss sich das ein bisschen so vorstellen, wie, wenn man sich einen Rubik-Würfel von allen Seiten ansieht - in der Hoffnung, dass man irgendwann weiß, wie man weiterdrehen muss.

Am Anfang spielt sich "Coign of Vantage" noch schleppend, doch mit der Zeit kann man sich anhand der jeweiligen Struktur und der Farben der einzelnen Pixel immer besser orientieren. Schafft man zuerst in der vorgegebenen Zeit nur ein paar Figuren, sind es nach einer bisschen Übung schon drei- bis viermal so viele. "Coign of Vantage" ist perfekt für iPhone, iPod Touch und iPad portiert worden und kostet 79 Cent. Als Flash-Game ist es natürlich weiterhin kostenlos spielbar.

Ein Bildschirmfoto von "Coign of Vantage": Bunte Pixel im 3D-Raum, die zu einem 2D-Bild eines Apfels rotiert werden müssen.

Bobblebrook

"ESCAPE"

"ESCAPE" ist ohne Zweifel jenes Spiel in dieser Liste, das dem Typ "erfolgreiches Hipster-Indie-Game" am besten entspricht: Pixelgrafik, One-Button-Interface, perfekte Steuerung. Das Entwicklerteam dahinter nennt sich Incredible Ape und ist auch für ein Spiel verantwortlich, bei dem man mit der eigenen Stimme eine Figur steuert, die in einem Jetpack herumschwebt.

"ESCAPE" ist Incredible Apes B-Seite, die ähnlich wie "Doodle Jump" strukturiert ist, bei der ein kleiner Ninja von Wand zu Wand huscht. Von unten jagt uns ein letaler Laserstrahl, die Wände sind gespickt mit tödlichen Zacken. "ESCAPE" ist innerhalb von nur 72 Stunden bei einem Programmierwettbewerb entstanden und über das Flash-Game-Portal Kongregate gratis spielbar. Die vor kurzem erschienenen Umsetzungen für Android und iOS (je 79 Cent) sind so fantastisch gelungen, dass man bei jedem Sprung verblüfft ist, wie präzise man nur durch Drücken auf eine Smartphone-Oberfläche einen digitalen Wandsprung ausführen kann.

Ein Bildschirmfoto des Videospiels "ESCAPE": Ein weißer Schriftzug des Spielenamens, dahinter die Spielfigur, die von rechts an die linke Wand springt.

Incredible Ape

Frohe verspielte Ostern!