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Gerlinde Lang

Innerlichkeiten. Äußerlichkeiten.

6. 4. 2012 - 10:00

Ich stimme für ... Mika Vember

Weil sie mir einen Radiomoment geschenkt hat.

Amadeus Austrian Music Awards 2012

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Ich bin für Mika Vember. Da gibts natürlich tausend sachliche Gründe dafür, aber wen interessieren die schon? Wenn ich schon die Klappe aufreißen kann, aber so ganz meiner "Mitarbeiter sind von Gewinnspielen ausgeschlossen und sowieso der Robert Hochner selig ist nie wählen gegangen, weil er so seriös bleiben wollte"-Bedenken offiziell entbunden, da sage ich: Ich finde, Mika Vember soll den FM4 Award beim Amadeus gewinnen.

Weil Mika Vember mir einen Radiomoment geschenkt hat.

Es war so: Ich im Auto, auf dem Beifahrersitz, aber mit dem Kommando über die Frequenzen im Rundfunkempfänger. Ich drehe herum am Knopf, einmal vorbei an jedem Sender, und schauen, wo ich bleiben will, wo das laufende Lied gerade jetzt zu mir passt.

Und da ist es passiert. Bumm.

"This here young man loved his country, but he loved his life some more."

Ui, das ist aber ganz schön subversiv für ein fröhliches Countryliedchen, dachte ich. Ich bin ja immer eine, die an den Texten kleben bleibt. In der kommerziellen Radioforschung bin ich also vom Typ "Male Rocker". Das Gegenteil davon, völlig unabhängig vom Bio-Geschlecht, verkörpern jene, die ein Lied wegen seiner Melodie lieben. Texte sind für sie eher zweit- bis fünfzig-ranging. Netter Versuch der Aufteilung der Welt, kommerzielle Radioforschung.

Mika Vember mit Amadeus Logo

Mika Vember

Da saß ich nun, und beugte mich dafür, dass ich angeschnallt war, etwas zu ruckartig nach vorne, um dem Radio und diesem Lied näher zu sein.

"So he left for brighter prospects, packed his suitcase full of high hopes."

Der Wahnsinn, dachte ich, was da gesungen wird. Ist das womöglich ein ganz altes Stück, das hier ins Programm eines ganz normalen Radiosenders schlüpft, weil eben niemand auf den Text gehört hat? Kann ja vorkommen. Meine Eltern zum Beispiel sind ja auf Radio Niederösterreich eingeschworen, und deshalb konnte ich, als meine über Musik schreibenden Kollegen ganz stolz Lee Hazlewood und Johnny Cash namedroppten, leichthin sagen: Die hab ich schon mit vier Jahren gehört.
Und ja, ich weiß, was die für arge Geschichten erzählen in ihren Stücken.

Und während das Lied aus dem Radio weiter Dinge erzählte, die ich komplett unterschreiben konnte, beschwor ich die Radiogöttin. Bitte, bitte, lass dieses Lied von jemand tollem, sympathischem kommen, jemand, der wenn möglich schon mehrere Alben aufgenommen hat, die ich dann entdecken kann und mich an ihnen erfreuen. Bitte. Macht nichts, wenn's eine obskure Sängerin aus dem amerikanischen Nirgendwo ist. Aber ich will dieses Lied haben!

Da kam das Stück beim Wort "Austria" an. Was? Wie sehr kann ein Lied eigentlich noch zu mir persönlich sprechen? Wer ist das? Endlich die Absage. "That was a song by Mika Vember, 'We all agree'". OMFG! Eine Frau aus Österreich! Ich lehnte mich mit einem kleinen Keucher wieder zurück in den Autositz. "We all agree. We all agree. We all agree", memorierte ich. Wir werden uns wiederhören.