Erstellt am: 6. 4. 2012 - 09:30 Uhr
FM4 Jugendzimmer live aus dem Freunde Schützen Haus
FM4
Im September 2010 gründete eine Handvoll Menschen das Freunde Schützen Haus in Wien. Sie nehmen dort Familien auf, die hierzulande integriert leben und denen nach langjährigen Asylverfahren in Österreich die Abschiebung droht. Die Initiatorin Karin Klaric und ihr Team vom Verein Purple Sheep haben, indem sie die Abschiebung der Familie Komani im Herbst 2010 publik gemacht haben, eine österreichweite Entrüstung in der Bevölkerung bewirkt und eine Rückkehr des Vaters und der Zwillinge nach Österreich ermöglicht. Zahlreiche andere Familien suchten seitdem Hilfe im Freunde Schützen Haus. Seit der Gründung des Hauses wurde bei 24 Familien, denen die Abschiebung drohte, die Situation umgedreht. Sie erhielten den Beschied der Fremdenpolizei, dass ihre Ausweisung auf Dauer unzulässig ist. Drei weitere Familien haben Asyl bekommen. Über 200 Menschen hat das Haus finanziell unterstützt – bei Lebenshaltungskosten und besonders bei medizinischer Versorgung. Vor eineinhalb Jahren haben FM4 HörerInnen das Freunde Schützen Haus im Rahmen von Licht ins Dunkel massiv unterstützt.
Nana, Giga, Khizar und Magomed können aufatmen
FM4 Claus Pirschner
Nun bekamen auch mehrere Jugendliche aus dem Haus, die FM4 seit 2010 begleitet hat, einen legalen Aufenthaltstitel. Zum Beispiel Nana, 19 Jahre alt, eine HAK Schülerin und ihr 21-jähriger Bruder Giga. Sie leben mit ihren Eltern seit zehn Jahren in Österreich. Die letzten drei Jahre verbrachten sie einerseits in Angst vor einer drohenden Abschiebung, und andererseits wurden sie durch die große Unterstützung ermutigt. Karin Klaric bestätigt: “Ohne die FM4 HörerInnen und ihre Spenden und die Unterstützung vieler anderer Menschen hätten wir das nicht überstanden.“ Auch der mittlerweile 15-jährige Magomed, den die Polizei mehrmals versucht hat aus der Schulklasse zu nehmen, um ihn gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Mutter abzuschieben, darf nun bleiben. Sie können jetzt das Freunde Schützen Haus verlassen und ihr legales Leben beginnen: endlich eine Arbeit oder eine Ausbildung machen; endlich Traumatisierungen, die sie in ihren Herkunftsländern durch Gewalt erfahren haben, zu verarbeiten beginnen. Endlich haben die Re-Traumatisierungen in Österreich, verursacht durch negative Asylbescheide und Abschiebeversuche, ein Ende. Das Land, in dem sie Sicherheit suchten, gewährt diese endlich. „Wir freuen uns über die Erfolge. Aber das währt nur kurz. Wir denken dann gleich an die vielen Familien, die nach wie vor so ungerecht behandelt werden.“
Spenden erbeten
Das Freunde Schützen Haus will und bekommt keinerlei staatliche Förderungen. Vielmehr kümmert man sich unabhängig um Menschen, die der Staat trotz ihrer Verwurzelung in Österreich abschieben will. Das Freunde Schützen Haus ist daher dringend auf Spenden und ehrenamtliche MitarbeiterInnen angewiesen.
Claus Pirschner
Geld- oder Gefängnisstrafen wegen Aufenthalt trotz Legalisierung
FM4 Jugendzimmer heute ab 19 Uhr live aus dem Freunde Schützen Haus
Claus Pirschner meldet sich heute am Karfreitag live aus dem Freunde Schützen Haus und diskutiert mit den InitiatorInnen Karin Klaric und Kurosch Allahyari und mit HausbewohnerInnen über ihre Situation. Anrufen und Mitdiskutieren unter 0800-226 996
Insgesamt betreuen Karin Klaric und ihr Team derzeit 30 Familien. „Und die Diskriminierung, die den Menschen widerfährt, wird immer schlimmer“, so Klaric. Ein Beispiel: Der 20-jährige Gegham, seine Schwester und seine Eltern sind 2003 aus Armenien nach Österreich geflüchtet. Obwohl sie nun legal bleiben dürfen, wurde die Familie wegen vorangegangenem illegalen Aufenthalt zu 3300 Euro verdonnert. Solange sie um ihr Recht zu bleiben kämpfen, dürfen sie aber nicht arbeiten, verdienen nichts und wurden deshalb 2011 zum Absitzen der Strafe festgenommen. Daraufhin hat Purple Sheep die Geldstrafe übernommen. Nun wurde nach der Legalisierung der Familie trotzdem die Mutter aufgefordert 220 Euro wegen illegalem Aufenthaltes ihrer Tochter zu bezahlen oder die Strafe abzusitzen. Ein weiteres Beispiel: Auch Giga soll jetzt, obwohl er in Österreich bleiben darf, 330 Euro für illegalen Aufenthalt zahlen oder die Strafe im Gefängnis absitzen. Zieht die zuständige Behörde, die Wiener Fremdenpolizei, die Strafe nicht zurück, obwohl die Betroffenen mittlerweile offiziell hier bleiben dürfen? Auf Nachfrage bei der Fremdenpolizei gilt die Legalisierung nicht rückwirkend und daher bleibt die Verwaltungsstrafe aufrecht. Das Angebot an die Betroffenen: Sie können in monatlichen Raten von beispielsweise 20 Euro die Strafen zurückzahlen.
Klage gegen Purple Sheep wegen Veröffentlichung „inhumaner“ Amtshandlung
Außerdem haben zwei Polizisten Purple Sheep geklagt, weil der Verein sie bei „inhumanen“ Amtshandlungen gefilmt und das Material an die Medien weitergab. „Für mich ist das ein Versuch uns in unserer Menschenrechtsarbeit einzuschränken“, so Karin Klaric über die Klage. Das Verfahren läuft derzeit.
FM4 Jugendzimmer zum Nachhören
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