Erstellt am: 6. 4. 2012 - 10:00 Uhr

Ich stimme für ... Ginga

Keine Ahnung, wer sonst noch nominiert ist, aber wenn man mich schon fragt, ob ich für Ginga stimme, muss ich einfach ja sagen.

Weil Pop-Bands wie sie dazu da sind, die Konkurrenz aus den Kategorien Traktorfahren oder Schlonzstrudeln traurig ausschauen zu lassen.

Denn natürlich sehe ich Preisverleihungen vom Prinzip her als das genaue Gegenteil dessen, was mir Pop bedeutet. Wir, die wir vielleicht nicht die besten im Reckturnen waren, haben einen der wenigen verbliebenen gemeinsamen Lebensinhalte gesucht und gefunden, der ganz und gar kein Wettrennen ist. Preisverleihungen und Bestenlisten zerren diese magische Welt hinab ins banale Reich der Schulrankings, Leistungstabellen und Schikursurkunden.

Für mich repräsentiert der FM4-Award im Amadeus-Kontext nichts anderes als die utopische Vorstellung davon, wie Popmusik aus Österreich in einer besseren Welt aussehen bzw. klingen könnte.

Ginga

Daher Ginga.

Denn wenn Gabalier Ginga sieht, denkt er nicht: Schau, die niedlichen Deppen aus der Indie-Nische. Sondern: Was hab ich da verpasst? Wo liegt diese kosmopolitische, sexy Welt, aus der diese Typen mit ihren unwiderstehlichen Lieder kommen? Wieso habe ich mein Leben an den Volks-Rock'n'Roll verschwendet (habe neulich das Wort „Volks-Rock'n'Roll“ in einer Presseaussendung einer Plattenfirma gelesen und mich sehr geärgert, dass man als Ausgewanderter nicht noch einmal auswandern kann)?

Zugegeben, hätte der Amadeus sich keine Auszeit gegönnt, dann hätte eine etwas frühere Nominierung besser zu Gingas Schaffensrhythmus gepasst.

Seit „They Should Have Told Us“ ist schon einige Zeit vergangen, und jene Band, deren einst so außerweltlich erscheinende Hymnen wie „Cinnamon“, „We Are One“ oder „Fashion“ wir mittlerweile schon für allzu selbstverständlich nehmen, tüftelt gewiss längst an der Feinabstimmung ihres nächsten Opus.

Mögen Ginga also blinzelnden Auges mit gelblichem Studio-Teint die Amadeus-Bühne erklimmen, sich ihren FM4-Award abholen und noch mit der Sektflöte in der Hand wieder abtauchen, um den Zweitling fertigzustellen, auf den die Welt noch wartet.