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Conny Lee

Prokrastinative Hinterstübchen des Alltags

4. 4. 2012 - 10:26

Games fordern Förderung

Kulturförderung gibt für Kulturgüter. Und welche Rolle spielen dabei Videospiele?

Na klar sind Videospiele Teil unserer Kultur, was für eine Frage. Meine Welt ist voll von Spielen, Referrenzen auf Spiele, gamifizierten Alltagsabläufen, Game-Verfilmungen, Film-Vergamungen. Fast jeder spielt, oder hat früher gespielt, oder will mal ausprobieren zu spielen oder spielt ganz absichtlich nicht. Dass Spiele Teil unserer heutigen Kultur sind ist für mich so selbstverständlich, dass ich nicht darüber zu diskutieren brauche.

Anderorts wird diese Diskussion allerdings tatsächlich geführt, nämlich wenn es darum geht, ob Spieleentwickler auch Kulturförderungen erhalten dürfen. Um diese Frage dreht sich ein streitiges Verfahren vor der europäischen Wettbewerbskommission. Malte Behrmann, Generalsekretär des europäischen Spieleentwickler Verbandes, erklärt mir das Problem: die Welthandelsorganisation, WTO, stuft Games nämlich als Software ein, nicht als audiovisuelles Medium. Und für Nullen und Einsen gibt es keine Kulturförderung. Soweit so stumpfsinnig. Außerdem, so Behrmann, wäre es auch ganz im Sinne der großen Spielekonzerne, dass es keine Förderung für potentielle europäische Konkurrenz gibt.

Besonders bei unseren deutschen Nachbarn habe die Spielebranche einen schweren Stand, so Behrmann. Dass sich Österreich bei Diskussionen wie beispielsweise um das Killerspielverbot, nicht beteiligt habe, sei ein Zeichen dafür, dass Politiker hierzulande das Medium besser verstanden hätten.

Auch was Förderungen angeht, muss Österreich sich nicht verstecken. Das international erfolgreiche Entwicklerstudio Broken Rules wird von mehreren Stellen gefördert. Das Austria Wirtschaftsservice vom Bundesministerium für Wirtschaft hat sich mit dem Förderprogramm Impulse auf die sogenannte Kreativwirtschaft konzentriert. Die Stadt Wien hat ein ähnliches Förderprogramm unter dem Namen Departure. Und dann gibt es noch das ZIT, die Technologieagentur der Stadt Wien, die auch Fördergelder an innovative Projekte vergeben. Ohne den Förderungen von diesen Stellen könnten die fünf Mitarbeiter von Broken Rules nicht von der Gamesentwicklung leben.

team von broken rules

Broken Rules

Broken Rules

Es gäbe zwar noch die Möglichkeit, Geld von Privatinvestoren oder Publishern zu bekommen, aber das birgt Risiken. Die wollen dann nämlich alle ihren Senf dazugeben und lassen die Entwickler nicht ihr eigenes Süppchen kochen und zu viele Köche verderben schlussendlich den Brei. Durch die Finanzierung von Privatinvestoren oder Publishern stehen die Entwickler unter einem ökonomischen Druck, der keine fruchtbare Umgebung für freie Kreativität schafft. Unter diesem Druck gibt es kein Experimentieren. Felix Bohatsch von Broken Rules ist sich sicher, dass ihr erfolgreiches erstes Spiel And Yet It Moves niemals das selbe hätte werden können, wenn ihnen nicht die öffentlichen Fördermittel zur Verfügung gestanden wären. Und nur durch das Experimentieren und durch neue Ansätze könne das Medium auch weiterentwickelt werden.

screenshot and yet it moves, game

Broken Rules

And yet it moves

In anderen Ländern Europas, wie Holland, Dänemark oder Schweden, gibt es starke Communities von Gameentwicklern. Sowohl Felix Bohatsch als auch Malte Behrmann führen das darauf zurück, dass in diesen Ländern die Entwickler aktiv gefördert werden, sowohl finanziell, als auch in Form von struktureller Förderung wie Konferenzen, Treffpunkten, Veranstaltungen, Öffentlichkeit.

Bei uns lässt sich diesbezüglich noch einiges machen. Und zum Glück gibt es auch einige, die einiges machen.Die International Game Developers Association, IGDA, ist neuerdings in Österreich durch ein Vienna Chapter vetreten. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, die österreichische Spieleentwickler-Community zu vernetzen und damit zu stärken. Dasselbe Ziel verfolgt auch der Verein Subotron mit der Veranstaltungsreihe Pro Games.

Während manche Entscheidungsträger in der WTO Computerspiele also noch mit Excell gleichsetzen und große Spielekonzerne den kulturellen Wert in Verkaufszahlen bemessen, wächst und gedeiht in Österreich eine Community von Spieleentwicklern. Nach oben hin ist noch Spielraum, und genau dahin geht es - bergauf.