Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Song Zum Sonntag: Tu Fawning"

Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

1. 4. 2012 - 16:23

Song Zum Sonntag: Tu Fawning

Das Rastlose in deinem Herzen: Anchor

Wenn unsere Haut detailreiche, farbefrohe Schuppen hätte, würden wir losziehen und nicht mehr heimkehren, aber wir halten uns angstvoll am Seil fest, während sie sehen, wie wir vorbei treiben. Ich bin jemandes weißes Licht, die Fackel in der Dunkelheit, das macht meinen Ort vollkommen, ich bin das Rastlose in deinem Herzen.

Die Mitglieder der Band Tu Fawning in einer Wiese sitzend

Sarah Meadows

Das ist mindestens William Blake, kryptische, in allen facetten schimmernde Assoziationslyrik mit existenzialistischem Nebensinn und einer Fülle von ebenso assoziativen Reizvokabeln. Die schöne antike Metapher vom Leben als Reise bekommt die christliche des Ankers und des Lichts, das dich geleitet, zur Seite gestellt.

Video gibt es von "Achor" leider noch keines aber die Plattenfirma cityslang hat den Track zum Vorhören auf Soundcloud gestellt.

Tu Fawning spielen am Montag, 21. Mai im Chelsea in Wien

Egal ob man sich, wie Dante fühlt, der sich in der Mitte des Lebens in einem Dunklen Wald wiederfindet, der "wildverwachsen war und voller Grauen". Oder wie Odysseus, der an Strände und in fremde Leben gespült wird wie Strandgut im Herbst - die Reise, der Weg hat stets Grandioses und genug Schreckliches zu bieten, dass man sich voll Angst an ein Seil klammern will. Doch wir bewegen uns, wir atmen, leben, tanzen - das will das Rastlose in unseren Herzen - und wer möchte das nicht für den / die Geliebte/n sein, alles zugleich: das Rastlose in deren Herzen, die Fackel in der Dunkelheit, der Anker.