Erstellt am: 31. 3. 2012 - 17:31 Uhr
Eine Hammer Story
Hammer Films. Ein Name, der jüngeren Generationen vermutlich nichts mehr sagt. Den Älteren dürfte er allerdings Schauer über den Rücken jagen. Das britische Studio zeichnete in den Fünziger- und Sechziger-Jahren für einige der schönsten und unheimlichsten Horrorfilme überhaupt verantwortlich. Christopher Lees „Dracula“ zum Beispiel. Ende der Siebziger-Jahre wurde das Universum aus feuchten Friedhöfen und Nebelschwaden dann selbst zu Grabe getragen: die Hammer Studios sind Bankrott gegangen. Aber gerade in der Horrorbranche ist der Tod alles andere als endgültig: insofern war es nur eine Frage der Zeit, bis Hammer wieder ins Reich der Lebenden zurückkehrt. Diese Woche läuft mit „Die Frau in Schwarz“ ein neuer Schocker des Studios in den Kinos an.
Constantin
Ein verfallenes viktorianisches Haus. Ein alles verschlingendes Moor. Und eine Geisterfrau im schwarzen Trauerkleid. Die Frau in Schwarz ist ein Rücksturz in die Ära des Gothic Horror; und damit in ein Genre, das die Hammer Studios mitbegründet haben.
Gegründet wurde das britische Unternehmen bereits in den Dreißiger-Jahren von William Hinds, einem Geschäftsmann und Comedian, der damit dick ins Filmgeschäft einsteigen wollte. Daraus wurde allerdings nichts: der britische Markt wurde überschwemmt von amerikanischen Produktionen. Heimischen Filmen haftete der Ruf an, altmodisch und langweilig zu sein.
Das änderte sich 1955 schlagartig: nach einigen Experimenten mit Science-Fiction-Stoffen kommt „Schock“ in die Kinos. Basierend auf einer erfolgreichen Hörspielreihe der BBC erzählt der Film von einer verloren geglaubten Rakete, die eine außerirdische Lebensform auf die Erde bringt.
Hammer Films
Die Stoßrichtung ist klar: Hammer will dem immer populärerer werdenden Fernsehen mit Stoffen Paroli bieten, die auf der Mattscheibe nicht gezeigt werden dürfen. „Schock“ wird zum ersten großen Erfolg des Studios und legt die Leitschienen für eine inhaltliche Neuausrichtung. Spätestens mit den Veröffentlichungen von „Frankensteins Fluch“ und „Dracula“ ist die Formel dann endgültig etabliert.
Die Studiochefs setzen auf eine unorthodoxe Mischkulanz aus klassischen Themen und zeitgenössischen Inszenierungen. Die nicht selten schockierenden und Blut getränkten Ergebnisse bringen die Sittenwächter auf die Palme und das Publikum ins Kino. Anfang der Sechziger-Jahre gilt Hammer weltweit als Synonym für perfekte Horror-Erlebnisse. Neben den bekannten Gothic Horrors produziert das Studio jetzt auch Abenteuerfilme und – beeinflusst von Hitchocks „Psycho“ – moderne Psychothriller.
Hammer Films
Zombies, Vergewaltiger, Massenmörder: spätestens Anfang der Siebziger-Jahre gelten die sanfteren Horrorfilme der Hammer Studios vielen als altmodisch und angestaubt. Lebende Tote reißen eine Bauchdecke auf und verzehren die Eingeweide. Eine entsetzte Mutter wird von ihrer Zombietochter bei lebendigem Leibe aufgefressen. 1968 erscheint George A. Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ und verändert die Horrorfilm-Landschaft von Grund auf. Zur selben Zeit kommt jener Film in die Kinos, der vielen als das letzte Meisterwerk von Hammer gilt. „Die Braut des Teufels“ erzählt von einer okkulten Sekte, die Satan mit Menschenopfern beschwören will.
Hammer Films
In den Siebziger-Jahren kämpft Hammer ums Überleben: moderne Variationen ihrer klassischen Monsterfilme wie „Dracula jagt Minimädchen“ und Kooperationen mit dem Hong Kong-chinesischen Martial-Arts-Studio Shaw Brothers bei Filmen wie „Die sieben goldenen Vampire“ können den Untergang allerdings nicht aufhalten. 1979 schließen sich die Tore des vielleicht einflussreichsten britischen Filmstudios aller Zeiten. Der Name Hammer ist da allerdings schon längst ins kulturelle Bewusstsein eingesickert.
Constantin
Insofern war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bevor das Unternehmen wieder aufstehen würde. 2008 war es schließlich soweit: der Horrorthriller „Wake Wood“ ist der erste Hammerfilm seit fast dreißig Jahren, der in die Kinos kommt, bereit, eine neue Generation das Fürchten zu lehren.
Constantin
„Die Frau in Schwarz“ ist die vierte und beste Produktion der neuen Hammer Studios. Ein perfekt ausgestatteter, retroschicker Chiller, der den Klassikern in nichts nachsteht. Momentan sieht alles danach aus, als könne sich der phänomenale Erfolg von Hammer in den 50er- und 60er-Jahren wiederholen. „Die Frau in Schwarz“ ist weltweit gut angenommen worden und das Studio feilt bereits am nächsten Film. Darin wollen Wissenschaftler einen Poltergeist im Labor herstellen.