Erstellt am: 31. 3. 2012 - 11:43 Uhr
Am Anfang war das Feuer
Wen man sich als professionelle Paarkitikerin mit dem Konstrukt Liebe und ihrer Praxis RZB ( Romantische Zweierbeziehung) befasst, kommt man unweigerlich zu der Frage:
Wer hat mit dem Liebes-Unsinn angefangen? Wem haben wir das Elend zu verdanken? Das heute so selbstverständlich alternativlos dargestellte Prinzip der romantischen Liebe ist noch nicht alt und schon gar nicht lang erprobt. Die romantische Liebe geht auf ein Liebeskonzept des 18. Jahrhunderts zurück, zu diesem Ergebnis sind Historiker und Soziologen, die sich mit Familienforschung befassen, längst gekommen.
Die Liebesheirat ist eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Vorher war die Familie ein rein wirtschaftlicher Zweckverband, rein ökonomische Interessen waren für Eheschließungen ausschlaggebend. Ehen waren arrangiert. Erst mit dem Aufstieg des Bürgertums und der Industrialisierung änderte sich die Auffassung von Liebe und Ehe.
annaud
Der moderne Biologismus will uns wiederum einreden, dass Geschlechterunterschiede und Paarverhalten, also praktisch alles, im Urmenschen schon angelegt waren, aber über die romantische Zweierbeziehung zwischen Neandertalern ist wenig bekannt. Außer natürlich im Film, da wird im Dienste des RZB-Zwangs sogar Urgeschichtsfälschung betrieben.
Im Film „Am Anfang war das Feuer“ von dem französischen Regisseur Jean-Jacques Annaud (1982) wird über das harte Leben der Urmenschen im Jahr 80 000 vor unserer Zeit berichtet. Für den Film wurde von dem Autoren Anthony Burgess (Clockwork Orange) eigens eine Urmenschensprache aus etwas 200 Grunzlauten konstruiert.
Und auch sonst lernt man in „Am Anfang war das Feuer“ viel über das harte Leben unserer Vorfahren. Sie haben es echt nicht leicht: Kälte, Ungeziefer, Mammuts, agressive Säbelzahntiger, Überfälle von Homo erectussen, und dann geht auch noch das Feuer aus, und sie wissen nicht, wie man Neues macht.
Annaud
Zum Glück trifft die Horde auf Ika, sie ist schon hübscher geschminkt und kommt aus einem höher entwickelten Stamm. Sie zeigt ihrer neuen Clique die Technik des Feuerbohrens, klärt sie aber auch über andere menschliche Errungenschaften wie die Schadenfreude und die Missionarsstellung auf. Zum Schluss entdeckt sie mit einem anderen wüsten Hordenmann sogar das Gefühl der Liebe, und damit machen sie natürlich einen großen Schritt in der menschlichen Evolution.
Das heißt, sie sitzen auf einem Felsen, starren romantisch den Mond an, die Kamera geht auf den gewölbten Bauch des Urmenschenmädchens, und eine grobe behaarte Neandertalerhand legt sich schützend auf den schwangeren Bauch. Eine Geste, die die Urmenschin arg freut, dankbar blickt sie ihrem haarigen Gefährten tief in die Augen. Ein wahres Happy End.