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25. 3. 2012 - 13:32

Lovebytes - Das Internet als Kontaktbörse

Mit Hilfe von Partnerbörsen, Smartphone-Apps und Facebook auf der Suche nach der großen Liebe.

Im Internet findet man alles. Manchmal auch eine Beziehung. Alex Wagner und Conny Lee surfen durchs Netz, untersuchen diverse Möglichkeit, sich kennenzulernen und sprechen mit Menschen, deren Beziehung am Anfang nur virtuell war. Teil 1 unserer Themenwoche "It's complicated?" - Liebe im digitalen Zeitalter.

Liebe im digitalen Zeitalter

FM4

Online Partnerbörsen versprechen das große Liebesglück per Mausklick. Erst muss man dafür einen Persönlichkeitstest machen. Das dient einerseits natürlich der Partnerbörse, damit sie den oder die richtige PartnerIn empfehlen kann, es dient aber auch der suchenden Person. Bevor es auf die Jagd nach dem Schatz (pun intended) geht, gilt es nämlich erstmal sich mit sich selbst zu beschäftigen. Erst wenn man weiß, was man überhaupt will, kann man gezielt danach suchen.

Hat man sich dann registriert, bekommt man zig Partnervorschläge und dazu häufig die Information, in welchen Persönlichkeitsmerkmalen man übereinstimmt und wo nicht. Hier muss nicht alles zu hundert Prozent gleich sein. Es gibt Punkte, in denen sollte man sich ähneln, zum Beispiel in der Vorstellung, wo eine Beziehung hinführen soll. In anderen Punkten, wie beispielsweise im Durchsetzungswillen (Euphemismus für Sturheit), ist es besser, wenn zwei unterschiedliche Typen aufeinandertreffen.

Durch die Registrierung alleine passiert allerdings noch nicht viel. Mit Leuten Kontakt aufnehmen bzw. ihre Anfragen erwidern, muss man schon selbst, sonst wird sich auch nichts tun. Wenn man auf jemanden gestoßen ist, der sich richtig anfühlt, dann kommt es zum ersten Treffen.

Von einem Meer aus Rosenblüten und einem Dinner auf dem Gipfel eines Berges sollte man beim ersten Treffen absehen. Das kommt leicht etwas bemüht rüber. Weniger ist mehr und ein Spaziergang oder Kaffeehausbesuch tut's auch. Wenn's an diesem Punkt Klick macht - schön. Wenn die Chemie so gar nicht passt, muss man das der anderen Person eben höflich beibringen. Oder man gibt der Liebe auf den zweiten Blick eine Chance.

Beziehungen, die aus Partnerbörsen entstehen, haben statistisch gesehen gute Zukunftsprognosen und machen meistens schneller ernst. Das liegt daran, dass man sich via Internet in umgekehrter Reihenfolge kennenlernt als zum Beispiel in der Bar. Zuerst klärt man, ob man dieselben Pläne und Ziele für die Beziehung hat, dann schreibt man einander, telephoniert, und erst dann trifft man sich, um zu überprüfen, ob auch die physische Komponente passt.

Dating

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Uferlos - Schwules Dating im Netz

Während heterosexuelle Menschen nur selten zugeben wollen, dass sie im Internet nach einer Partnerin oder einem Partner suchen, ist Online-Dating unter Schwulen längst zur Normalität geworden. Schwule Partnerbörsen hatten eine Vorreiterrolle und waren längst etabliert, als noch niemand vom Web 2.0 gesprochen hat. Der Drang zur digitalen Vernetzung ist dabei nur ein logischer Schritt, schließlich ist es für Homosexuelle auch schwieriger, abseits von Szenebars und einschlägigen Veranstaltungen ihresgleichen auf offener Straße kennen zu lernen.

Im Unterschied zu heterosexuellen Partnerbörsen geht es auf schwulen Dating-Portalen aber weniger um die Suche nach der großen Liebe, sondern vielmehr um den schnellen (anonymen) Sex. One Night Stands, Seitensprünge und Fuck Buddies werden auf Dating-Seiten wie Gayromeo organisiert, der größten deutschsprachigen Plattform, weswegen sie von Insidern gerne als schwules Einwohnermeldeamt bezeichnet wird.

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"Ich habe mehr als 90 Prozent meiner Partner übers Internet kennengelernt", meint Ingo aus München, der nach eigenen Angaben mit 300 bis 400 Männern geschlafen hat. "Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass es keinen anderen Weg mehr gibt, sich kennen zu lernen. Wenn ich das heterosexuellen Freunden erzähle, sind die immer überrascht, irritiert und ein Stück weit auch fasziniert." Der 30-Jährige findet Antanzen im Club viel zu ineffektiv bei der Partnersuche, außerdem ist dazu eine Portion Mut nötig. Im Internet ist die Hemmschwelle, Kontakt mit dem Objekt seiner Begierde aufzunehmen, weniger hoch.

Die Dating-Plattformen funktionieren dabei nach einem Katalogprinzip: Auf den Profilen kann man Angaben zur Körperstatur, Haarfarbe und Schwanzlänge machen, bevorzugte Sexpraktiken und Stellungen, Vorlieben und Fetische angeben, nach denen gezielt gesucht werden kann. Gayromeo bietet den maßgeschneiderten Traumpartner, individuell je nach Geschmacksrichtung, so wie die Auswahl an Zuckerl im Supermarkt. Der schwule Mann als Gipfel der Konsumgesellschaft.

"Wir leben in einer total glücklichen Zeit, dass jeder Wollmaus-Fetischist, jeder Rubber-Fetischist und auch jeder Windelliebhaber in Oer-Erkenschwick seinen passenden Partner finden kann, der vor 30 Jahren noch eingehen musste. Und heute findet jeder im noch so kleinen Dorf ein paar Kilometer weiter jemanden, der die gleichen Interessen und vielleicht auch die gleichen Fetische teilt."

Partnerdetektor

Die Dating-Portale haben mittlerweile auch ihren Weg auf die Smartphones gefunden, mit denen es noch einfacher wird, eine schnelle Nummer zu schieben. Radar Apps wie GrindR oder Scruff nutzen das GPS-Signal des Handys und zeigen dir an, wieviele paarungsbereite Männer sich in deinem Umkreis befinden. Vor allem in Großstädten erfreuen sich diese Apps großer Beliebtheit. Eine Berührung mit dem Finger reicht, um mit dem Kerl in 100 Meter Entfernung Kontakt aufzunehmen.

  • Lovebytes - Das Internet als Kontaktbörse, am Montag, 26.3.2012, in der FM4 Homebase von 20 bis 21 Uhr
  • Das Programm der Themenwoche "Liebe im digitalen Zeitalter" im Überblick

Doch wer im Internet die große Liebe finden will, ist auf derartigen Partnerbörsen wohl an der falschen Stelle, meint Dating-Profi Ingo. Er ist auf der Suche nach einer Beziehung immer den Umweg über Fickdates gegangen. Auf Gayromeo und Co die Liebe seines Lebens zu finden, hält er für sehr naiv. Da wären klassische Communities wie Facebook besser geeignet, da sie mehr mit der Realität zu tun haben, häufig Klarnamen, Freunde und gemeinsame Interessen beinhalten. Auch Ingo lebt mittlerweile in einer festen Beziehung. Beinahe konservativ wohnt er mit seinem Freund in einer Wohnung in München und genießt es, gemeinsam mit ihm aufzustehen und einzuschlafen. Kitschige Alltagsromantik, die er sich noch so lange wie möglich erhalten möchte.