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Christian Lehner Berlin

Pop, Politik und das olle Leben

20. 3. 2012 - 17:22

Bands & Folks

Eine Nachschau auf das am Sonntag zu Ende gegangene South By Southwest Festival in Austin, Texas.

Bands & Stuff: erste Eindrücke vom diesjährigen SXSW in Austin, TX.

Das Szenario während des Fluges zurück nach New York war bezeichnend: Alles, was nur irgendwie nach Festivalveteranen aussah (oder roch), pennte. Noch zwei Tage nach Ende des SXSW 2012 sitze ich etwas – ähm – schasaugert vor dem Bildschirm, der seltsame Zeichen über die Flimmerscheibe tanzen lässt: Sie sind laut, sie drängeln sich auf der Straße, sie gröhlen und singen, sie sind wilde Kerle und Kerlinnen. Der Schlafentzug zeitigt lange Folgen.

SXSW-Tapferkeitsmedaillenträger meinen gar, die Wunden würden nie richtig verheilen und von manch armer Seele erzählt man sich, dass sie des Nächtens schweißgebadet hochfahren würde und die Namen längst vergessener Hype-Bands an die Wand schreit. Texas war also gut zu uns. So gut Texas eben sein kann.

Die Menschen von Austin sind unglaublich freundlich und hilfsbereit - kein Wunder bei Einahmen von geschätzten 168 Millionen Dollar, die der Showcase-Wahn allein im letzten Jahr in die Stadtkassen spülte. Anders als in New York werden einem zum Beispiel bei Drehanfragen in Hotels umgehend und gratis ganze Ballrooms zur Verfügung gestellt, anstatt für zwei Stunden in einer kleinen Ecke im Foyer 2500 Dollar zu veranschlagen. Andererseits hat man bei Abholung des Mietwagens das Gefühl, kurz vor der Festnahme zu stehen, so gestreng werden die einzelnen Punkte des Vertrages vorgetragen und diverse Verantwortlichkeiten eingemahnt. Wohlmeinende Auskenner raten überdies davon ab, auch nur den kleinsten Blechteil einer Bierdose unverpackt im Auto zu offenbaren, und sei es unter der rückwärtigen Sitzbank. You don’t wanna test the cops here. Hatten wir eh nicht vor, aber Danke very much!

Zum Wahn und Sinn eines Showcase-Festivals in der Dimension des SXSW gibt es am 3. April eine FM4-Homebase Spezialstunde u.a. mit Santigold, Lower Dens und Antony Volotkin von der MP3-Blog-Plattform The Hype Machine, der mit dem Hype Hotel einen der bestaufgestellten Clubs des Festivals aufgezogen hatte und am 26. März im Kulturmontag auf ORF 2. In der Zwischenzeit setzt es noch zwei Diaschauen zum Thema "Bands & Folks at SXSW 2012".

Nach der offiziellen Showkäserei sind wir am Samtagabend dann auch noch in den Genuss einer lokalen Dosis Partykultur gekommen. Alejandro Escovedo (Ex The Nuns) lud in das gut 15 Meilen vom Stadtkern entfernte Taco Xpress zu „Top Deck“ Margaritas und Musik zwischen American Latino Beat (The Krayolas), Rock'n'Roll-Prozentiges (Ghost Wolves) und Punk-Veteranentum (Lenny Kaye). Howdie, ich war beinahe der Jüngste dort und sah am nächsten Morgen im Flugzeug dennoch ziemlich alt aus.