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Burstup

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14. 3. 2012 - 14:59

„Niemand hängt gern mit Losern ab“

Die ÖVP-nahe Schülerunion präsentiert ihre Kampagne "Bildungsverlierer - Wir wollen keine werden".

Schule ist seit Jahren eines der intensivst diskutierten Themen im Land. Bildungsvolksbegehren, PISA-Ergebnisse und die ewige Debatte rund um Zentralmatura oder Gesamtschule: Heute hat sich auch die Schülerunion, Vorfeldorganisation der ÖVP und stärkste Fraktion in der Bundesschülervertretung, zu Wort gemeldet. Man wolle Themen wie Gesamtschule oder Ganztagsschule aber bewusst nicht ansprechen, heißt es da, sondern zeigen, "was man direkt und sofort im Klassenzimmer umsetzen kann".

Die Forderungen der Schülerunion bestehen im wesentlichen aus Vorschlägen für den Unterricht selbst. Sie fordert einen verstärkten Fokus auf die Recherche und auf den Umgang mit Quellen, auf das Zitieren und auf die Unterscheidung zwischen seriösen und unseriösen Quellen. Einige der durchaus konstruktiven Forderungen werden überraschend altmodisch argumentiert. So begründet Jim Lefebre, Obmann der Schülerunion, die Forderung nach weniger Auswendiglernen damit, "dass vermittelt wird, dass man fürs Leben lernt, und nicht für die Schule". Gemeint ist, dass zum Unterrichtskonzept auch Informationen gehören sollen, in welchen Bereichen des Berufslebens gelernter Inhalt angewendet werden kann. Gefordert wird auch stärkere Mitbestimmung durch die Schüler bei den Lehrplänen der einzelnen Unterrichtsgegenstände. Diese soll vor allem durch Meetings von Lehrern und Schülern am Anfang jedes Schuljahrs gewährleistet werden.

Als FürsprecherInnen der Kampagne hat die Schülerunion unter anderem Richard Lugner, Thomas Schäfer-Elmayer oder den grünen Nationalrats-Abgeordneten Alexander Van der Bellen im Programm. Auch Hip-Hop-MC Moneyboy unterstützt die Aktion mittels Video, in dem er über seine eigene Universitätskarriere erzählt, gekrönt von der Warnung: „Niemand hängt gern mit Losern ab“. Solidarität wird von ihm wohl nicht großgeschrieben.

Gruppe von Jungs, Schriftzug Bildungsverlierer

www.bildungsverlierer.at/Schülerunion

Dass die Kampagne „Bildungsverlierer“ von der ÖVP-nahen Schülerunion und nicht von der gewählten Bundesschülervertretung präsentiert wird, begründet Bundesschulsprecherin Conny Kolman mit geringerem bürokratischen Aufwand: „Es ist ein bisschen schwer in der Bundesschülervertretung aufgrund ihrer Anbindung ans Ministerium. Man muss alles absegnen lassen. Es ist ein sehr großer bürokratischer Akt und die Kampagne wäre in dem Ausmaß, wie sie jetzt passiert, nicht möglich.“

Die mit der Schülerunion konkurrierende Fraktion in der Schülervertretung, die SPÖ-nahe Aktion Kritischer Schülerinnen und Schüler (AKS) habe man nicht eingebunden, weil die Kampagne "eine Idee der Schülerunion war". Eleonora Kleibel, Vorsitzende der AKS, kritisiert, dass sie von der Schülerunion nicht um Mitarbeit gebeten wurde: "Gerade weil es ihr darum geht, das parteipolitische Hickhack rund um die Bildungspolitik zu beenden, finde ich schade, dass es kein gemeinsames Vorgehen gibt."

Die Forderungen der Kampagne hält Kleibel für sehr allgemein formuliert, aber gut: „Jede Initiative, die darauf aufmerksam macht, dass im Bildungsbereich etwas passieren muss, ist unterstützenswert.“ Es sei aber schon lange eine Taktik der ÖVP-nahen Fraktion, die Gleichsetzung der Schülerunion mit der gewählten Schülervertretung zu fördern - sowohl gegenüber Medien, als auch gegenüber den Schülern. Kleibel: "Diese Kampagne der Schülerunion kam in der Bundesschülervertretung nie zur Sprache. Sie wurde nicht bei Sitzungen eingebracht und es gibt auch keinen Beschluss dafür". Die hitzige Diskussion wird im Schülerparlament also vermieden, indem man erst gar nicht miteinander redet.