Erstellt am: 13. 3. 2012 - 17:33 Uhr
Mitten im Mittelmaß
Man kann sich beim ersten Film in dieser kleinen Auswahl die dazugehörigen Produzentenmeetings richtig gut vorstellen. "Kombinieren wir doch ein brachiales Actionmovie mit einer romantischen Komödie", dürfte da wohl ein cleverer Marketingmensch in die Runde gesagt haben, "dann kriegen wir Männlein und Weiblein ins Kino, am besten gemeinsam." - "Warum nicht eine Comedy im Agentenmilieu", erwiderte möglicherweise ein Kollege, "da können wir auf Erfolgsvorbilder wie ‚True Lies’ oder ‚Mr. & Mrs. Smith' zurückgreifen." Und schon bald gab es grünes Licht für "This Means War".
Wenn man Filme zielgruppenmäßig auf dem Reißbrett plant, dann braucht es schon einen tollen Regisseur, der das Konzept wirklich zum Leben erweckt. Der Mann mit dem seltsamen Namen McG ist leider der falsche für diesen Job. Ein visionsloser Handwerker aus der verblassten Musikvideoära, dem wir die "Charlies Angels"-Filme und zuletzt das blutleere Prequel "Terminator: Salvation" verdanken.
Wenn dann das Drehbuch von "Das gibt Ärger", wie der Film bei uns heißt, auch bloß abgedroschene Romcom-Klischees mit den üblichen CGI-Materialschlachten kombiniert, hat man als Zuschauer durchaus ein Problem.
Centfox
Teure Belanglosigkeit
Der angekündigte Ärger bleibt dennoch aus. McG erzählt die Story von zwei befreundeten CIA-Agenten, die sich handfest um eine junge Frau streiten, auf viel zu belanglose Weise, dass es die Gemüter aufwühlen könnte. Ein paar schlüpfrige Witze, viele kaputte Autos, das war's auch schon.
Unaufregend auch die Besetzung. Reese Witherspoon spielt die weibliche Hauptrolle nach Schema F., Chris Pine lässt in manchen Momenten ein wenig von seinem erprobten Captain-Kirk-Charme aufblitzen, Til Schweiger darf sich als evil german über eine fette Hollywood-Gage freuen, thats it.
Wenn da nicht Tom Hardy als Dritter im Liebesbunde wäre. Ja genau, der britische Shootingstar, der zurecht als einer der intensivsten Akteure der Gegenwart gehandelt wird und dem wir heuer noch als brutalem Bane in „The Dark Knight Rises“ begegnen dürfen. Der chamäleonartige Verwandlungskünstler Hardy ist in diesem Machwerk völlig fehl am Platz. Und muss noch dazu stellenweise in grässlichen Klamotten durch die Gegend staksen.
Centfox
Unfreiwillige Naivität
Schnitt. Ein Spezialist für gepflegtes Mittelmaß ist auch der 39-jährige Dennis Gansel, der ganz nebenbei zu den erfolgreichsten Regisseuren des deutschen Kinos zählt. Mit der Verfilmung des Schullektürenklassikers "Die Welle" lockte er Millionen an, ebenso mit dem Hitlerjugend-Drama "Napola".
Nach dem Flop seines Teenage-Vampirfilms "Wir sind die Nacht" wendet sich Gansel jetzt wieder der für ihn bewährten Mischung aus Genre-Elementen und Politkino zu. In "Die vierte Macht" folgen wir dem Berliner Szenejournalisten Paul (Moritz Bleibtreu) in die Stadt der unfassbaren Gegensätze, die bittere Armut und extremste Dekadenz vereint. Bereits in den ersten fünfzehn Minuten reiht Gansel sämtliche Moskau-Klischees aneinander, das macht noch irgendwie Spaß.
Als Paul aber die schöne Katja (Kasia Smutniak) kennenlernt und sich in sie verliebt, ist es Schluss mit der immerwährenden Party. Denn die Russin hat Verbindungen zum lokalen Polituntergrund und zieht den Klatschreporter in fatale Verwicklungen hinein.
UIP
Im Vergleich zu einem Reißbrett-Roboter wie McG meint es Dennis Gansel durchaus gut, vermute ich mal. Der gebürtige Hannoveraner versucht mit "Die vierte Macht" aus den üblichen Schablonen des deutschen Kinos auszubrechen. Muss ja auch nicht immer eine laue Beziehungscomedy oder ein sprödes Alltagsdrama aus der Berliner Schule sein.
Gansel will einen Actionthriller abliefern, der mit den besseren Hollywoodknallern aus dieser Abteilung in einer Liga spielt. Lobenswerte Vorsätze, aber der plakative Mix aus Terrorismus und Nightlife-Glamour, entfesselten Russinnen und grimmigen Tschetschenen funktioniert nur sehr bedingt.
In Wirklichkeit wirkt "Die vierte Macht" bloß wie eine aufgepeppte Eigenproduktion aus dem Kabelfernsehen. Moritz Bleibtreu taumelt durch ein stereotypes Moskau, in dem die meisten Russen deutsch sprechen, sogar in verwahrlosten Gefängnissen. Die unfreiwillige Naivität mancher Szenen macht regelmäßig die aufgebaute Spannung kaputt. Muss man also auch nicht dringend gesehen haben, diesen etwas patschert verpackten Mix aus Politkritik und Paranoia.
UIP
Hochkarätige Talenteverschwendung
Schnitt. Von Moskau nach Island und wieder zurück nach Hollywood. Der isländische Thriller „Reykjavík Rotterdam“ dürfte eher nur einer Minderheit von Genrefans bekannt sein. Zu diesen zählt jedenfalls Mark Wahlberg, einer der sympathischsten US-Stars und Fädenzieher, der jetzt ein Remake dieses Films produzierte, mit sich selbst in der Hauptrolle. Im Gegenzug ließ er Baltasar Kormákur, der Hauptdarsteller des Originals, im Regiesessel Platz nehmen.
"Contraband" dreht sich um eine dieser Geschichten, die im Kino schon dutzendfach erzählt wurden. Ein windiger Ganove schafft den Absprung ins bürgerliche Leben, aber so richtig wird es nichts mit der neuen Ehrlichkeit. Denn schwierige Umstände zwingen den armen Kerl nocheinmal in die alte kriminelle Existenz zurückzukehren. Einen allerletzten dreckigen Job gilt es noch zu erledigen.
Im Fall von "Contraband" heißt der Protagonist Chris Farraday und zählte zu den legendärsten Schmugglerkönigen von New Orleans. Eine Art Houdini unter den Verbrechern, der die Vergangenheit hinter sich ließ, als sein Vater ins Gefängnis wanderte.
UIP
Als aber sein junger und hitzköpfiger Schwager ein Drogengeschäft platzen lässt, muss Chris sich etwas einfallen lassen, um den Kopf des Buben zu retten. Mit schmutzigen Koksdeals will er keinesfalls mehr etwas zu tun haben, also beschließt er zusammen mit seinen alten Kumpels, eine ungeheure Summe Falschgeld aus Panama in die USA zu schmuggeln.
Die Credits sind an sich ein Grund zur Freude: Mark „The Fighter“ Wahlberg als Produzent und Hauptdarsteller, Giovanni Ribisi, Ben Foster, Diego Luna. Man möchte diese hochkarätige Herrenrunde gerne in einem knochenharten Thriller sehen, vielleicht nicht gerade mit der fadgasigen Kate Beckinsale als einziger Frauenfigur.
Aber "Contraband" erweist sich leider als ziemliche Talenteverschwendung. Baltasar Kormákur findet in seinem Hollywood-Debüt zwischen halblustigem Buddymovie, feistem Actionkracher und ernsthaftem Drama keinen richtigen Tonfall für seinen Film. Viel verschenktes Potential also auch hier, willkommen im Mittelmaß.
UIP