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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

10. 3. 2012 - 14:32

Wie werde ich Finanzministerin?

Heitere Berufsberatung auf der BeSt, der größten Bildungsmesse des Landes.

Solche Massen an jungen Menschen kommen sonst nur bei Festivals zusammen. Bus-weise und des Erwerbslebens bußfertig besuchen rund 80.000 Menschen, vorwiegend unter 20 Jahren, die BeSt. Die Messe für Beruf, Studium und Weiterbildung füllt jedes Jahr vier Tage im März die Wiener Stadthalle, im Herbst gibt es im zwei-Jahres-Rhythmus Spin-offs in Graz oder Klagenfurt bzw. Salzburg oder Innsbruck.

Doch so lustig wie auf einem Festival ist es hier natürlich nicht. Es geht um essentielle Fragen: Was will ich werden? Was ist das Richtige für mich?

Stände auf der BeSt

FM4 / Dani Derntl

Die Last der Entscheidung, welchen der hier ausgebreiteten, zahlreichen Wege man in Zukunft einschlagen soll, ist spürbar. Die Lage und Gesichter sind ernst. Das AMS ist auch schon da, Wirtschaftseinrichtungen und ökonomische Studienrichtungen beeindrucken mit Größe und ihren Stand-Verpackungen. Dress to impress!

Für das Magazin Factory Woman, das nichts mit Andy Warhol und Edie Sedgwick zu tun hat, sondern Technik-Berufe jungen Frauen näherbringen möchte, können sich nur wenige Frauen begeistern: "Viele Mädls fühlen sich nach wie vor abgeschreckt, wenn es um Technik geht. Viele sagen, das interessiert mich nicht oder das kann ich nicht.", erzählt mir die Dame vor Ort.

Über Erfolge freut sich hingegen die Polizei. Über 130 Bewerbungsbögen und 500 Informationsbroschüren wurden bereits am ersten Tag mitgenommen. "Das ist sensationell und ein noch nie dagewesenes Ergebnis", versichert mir der Gruppeninspektor.

Der Stand des Bundesministeriums für Finanzen auf der Best

FM4 / Dani Derntl

Schräg gegenüber der Polizeistation befindet sich die Gesandtschaft des Bundesministeriums für Finanzen. Dort erkundige ich mich, wie ich Finanzministerin werden kann. Doch das weiß der freundliche Herr selber nicht, genauso wenig kann er mir die notwendigen Voraussetzungen nennen, die ich dafür mitbringen muss. Aber rein theoretisch würde eine Buchhalter-Ausbildung reichen. Charakterliche und moralische Kompetenzen sind von Vorteil, doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Shortly, without von Delay!

Universitäten, FHs, Lehrbetriebe, Tourismus- und Schauspielschulen, Massageeinrichtungen… der präsentierte Bildungs- und Ausbildungskanon scheint umfassend und abwechslungsreich. Auch eine Flugschule ist vertreten, die den interessierten jungen Menschen versichert, dass die Aufnahme an der Schule bei entsprechenden körperlichen Voraussetzungen gar nicht so schwierig ist: "Die Chancen, dass du die Ausbildung bei uns machen kannst, sind eigentlich sehr hoch, weil der Eignungstest so ausgerichtet ist, dass man ihn ohne großen Lernaufwand besteht. Es werden zum Beispiel nur Grundkenntnisse in Mathematik und Physik gefragt." Auf meine Frage, wie viel die Ausbildung zum Pilot kostet, bekomme ich keine Antwort.

Noch verschwiegener ist der Chef-Standler des Lebensmittelkonzerns Hofer. Er verweigert mir jegliche Auskünfte und verweist mich an die offizielle Pressestelle von Hofer. Der Stand ist ziemlich beliebt, denn die Besucher können sich selbst an die Kassa setzen und verschiedene Zahlenkombinationen eingeben. Was war nochmal die Nummer für Tulpen? Eine Attraktion mit Pieps-Geräuschen.

Menschen setzen sich an die Hofer Kasse bei der Best

FM4 / Dani Derntl

Niederschwelliges Rekrutieren

Einen weiteren Publikumsmagnet findet man bei der Abteilung des österreichischen Bundesheeres, das mit fröhlich lachenden Mädchen und Jungen in Zivil-Kleidung wirbt. Man kann dort eine gratis Fotomontage erstellen lassen, die aussieht, als wäre man gerade mit dem Fallschirm über den Wolken abgesprungen. Die Foto-Crew an der Front ist männlich, jung und lustig, im Hintergrund posieren die Offiziere unauffällig in Uniform. Die Botschaft, dass man beim Bundesheer eine gute und aufregende Zeit haben kann, scheint beim Publikum anzukommen.

Im Gegensatz dazu wirkt das Personal der für lehrreichen Hedonismus besuchten DJ-Academy gar nicht so locker. Cool wie ein Cornetto, Geschmacksrichtung Rüscherl-on-the-Rox, ist der DJ-Tutor im Gespräch. Er lässt sich nicht aus der Reserve locken: Wie werde ich so gut wie David Guetta? Schmähführen Fehlanzeige. Was macht einen guten DJ aus? "Dass man im Prinzip kommerziell gut spielen kann und nicht nur das spielt, was man selber gerne hören will, sondern dass man auf die Leute eingeht. Das lernt man bei uns und dass man technisch saubere Übergänge macht. Gute Mikrofonkenntnisse sollte man auch entwickeln, damit man gewisse Aktionen oder Geburtstagswünsche durchsagen kann und so Animationsgschichtln wie 'Put your Hands up in the Air!'".

Der FM4 Stand auf der BeSt

FM4 / Dani Derntl

Auch FM4 ist mit einem Stand auf der BeSt vertreten.

Wer sich selbst ein Bild von der BeSt machen will, hat dafür noch bis Sonntag, den 11. März die Gelegenheit.