Erstellt am: 27. 2. 2012 - 13:56 Uhr
Oscar Nachwehen und Wehwehchen
Wenn ihr singt, They made me wanna read the recap/but I said no no no kann ich es euch nicht verübeln. Es war eine lange, wenig berauschende Oscarverleihung. Die Academy Awards setzten auf eine Beschwörung der Magie des Kinos, die sich ja bekanntermaßen verflüchtigt, wenn man sie zu konkretisieren versucht. Gabourey Sidibes "If I See Myself on Screen, I Know That I Exist", wie sie in einem der "Oh I love the movies"-Zuspieler sagte, ist ja beinahe eine Gaga-Descartes-Umdeutung, Hollywood-Narzissmus in Reinform. Das mit dem Motto "Celebrate the Movies in all of us" ist nicht gelungen, denn wir wurden draußen gelassen. Wo eine gut gemachte Montage aus Filmszenen ja selbst steinerne Herzen erweichen kann, schaffen das talking heads vor schwarzem Hintergrund eher weniger. Adam Sandler, der in Adidas-Montur über "Diamonds are forever" redet, ist quasi die Antithese zu Kinozauber.
abc
Während also Retropopcornbehälter aus dem Fundus geholt wurden, die es so auch nicht mehr gibt, fragte sich offensichtlich mindestens eine halbe Generation Who is Billy Crystal. Der "Who is..."-Schmäh ist seit den letztjährigen Grammys, wo Arcade Fire ausgezeichnet wurden, ein bisschen ein running gag, aber nichtsdestotrotz funktioniert er ganz gut als Sichtbarmachung des Grabens zwischen den Academy Awards und den jungen Zusehern, die sie ja so gern erreichen möchten.
General Aladeen
Der beste Moment passierte wohl am Red Carpet, über den Sascha Baron Cohen als General Aladeen, eine Figur aus seinem Film "The Dictator" marschierte und über Ryan Seacrest die Asche von Kim Jong Il streute. Der gehetzte Blick der Securities ist Entertainment-Gold.
Nip Slip
epa
Das schöne Wort wardrobe malfunction ist eine der bizarren Freuden der Live-Berichterstattung. Anscheinend gab es einen Semi-Nippelgate (ich meine, alleine, dass es dafür ein Wort gibt, spricht ja Bände). Der JLo Nip Slip war auf jeden Fall jemand einen eigenen Twitter Account. wert. Gleiches gilt für Angelina Jolies rechtes Bein.
thedailywhat
Ich hab im Vorhinein ja auf ein paar Photobombs gehofft, nun, der Vulture blog hält zumindest fest, dass Judd Apatow sein Bestes gegeben hat. Da wär aber noch mehr gegangen, Armie Hammer, wo warst du?
vulture blog
Swell swearing
Eine beinah lyrische Tour de Tourette, für alle, denen die Oscars zu aseptisch sind, gibt es hier: Die Fluchpassagen der nominierten Filme. Fucked up ho-bag meth head, kein Wunder, dass der "Best Adapted Screenplay" Oscar an "The Descendants" gegangen ist. Das sind Fluchballaden.
Schwarz und Weiß
Chris Rock fasste in wohl einer der besten Anmoderationen, weil sie nicht in einem Sketchparade-Korsett steckte, den systemimmanenten Hollywood-Rassismus zusammen, eine Unsichtbarkeit oder Benachteiligung, die selbst im Animationsfilm zu finden ist.
roflrazzi
Das ist jetzt natürlich nur ein Beispiel, aber gemeinsam mit Billy Crystals blackface-Einlage als Sammy Davis Jr in der Eingangsmontage steht das natürlich schon für eine Schieflage. Zwar waren - im Gegensatz zu den "weißen Oscars" letztes Jahr - diesmal wieder zwei schwarze Schauspielerinnen nominiert. Viola Davis und Octavia Spencer für "The Help", ein Film, der von der Rassentrennung in den 1960er Jahren in den USA erzählt. Und genau da ist auch das Problem: Schwarze Schauspielerinnen werden nur dann besetzt oder wahrgenommen, wenn ihre Hautfarbe eine Funktion erfüllt. "While we must applaud the outstanding performances by Ms. Davis and Ms. Spencer, we cannot ignore the fact that once again African Americans are being recognized in Hollywood for playing limited and/or demeaning roles in Hollywood," so James Braxton Peterson (Africana Studies an der Lehigh University, Bethlehem, Penn).
buena vista
Die Heldin von "The Help" ist Emma Stones Figur, die sich - angetrieben durch ihre Beschäftigung mit den schwarzen Haushälterinnen und Kindermädchen - von ihrer Mutter und dem stepford wife Lebensstil zwischen Cocktailstunde und Wohltätigkeitsbazar emanzipiert.
Oh you're so old
Und weil gestern Abend ja hauptsächlich betont wurde, wie dick Jonah Hill früher war und wie alt Christopher Plummer ist: Hier ist Plummer in "Sound of Music" und singt als Baron van Trapp "Edelweiss". Im Film wurden seine Gesangseinlagen von jemandem anderen übernommen, in diesem Clip aber, singt Plummer selbst.
Movie: The Movie
Jimmy Kimmel präsentierte in seiner Show anlässlich der Oscars the biggest movie ever made oder auch "Movie: The Movie", der Trailer kommt direkt aus Awesometown und mitgemacht hat _ganz_ Hollywood. Von Edward Norton bis Charlize Theron, von Emily Blunt bis Bryan Cranston, von Jeff Goldblum bis Gary Oldman. Um nur ein paar zu erwähnen.