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Service, Tipps und rechtliche Grundlagen für Musikschaffende.

24. 2. 2012 - 15:25

Musik/Praxis: Förderungen und Sponsoring

Über die unterschiedlichen Möglichkeiten, Zuschüsse für Tonträgerproduktionen und/oder Tourneen zu bekommen.

Finanzielle Unterstützung ist auch in den Bereichen Alternative, Pop, Rock oder Elektronik schon länger zu einem wichtigen Thema geworden. Aufwändige Musikproduktionen rechnen sich nur mehr in seltenen Fällen über Verkäufe, die Gagen für Live-Konzerte sind für Newcomer oftmals kaum kostendeckend, Konzert-Veranstalter und Festivals abseits des Mainstream gehen hohe finanzielle Risiken ein und viele Komponisten könnten ohne Förderungen wohl kaum überleben.

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Grundsätzliches zum Urheberrecht.

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Die rechtlichen Grundlagen musikalischer Bearbeitungen.

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Es gibt eine Reihe von Fördermöglichkeiten, meist werden diese aus öffentlichen Kultur- aber auch Wirtschaftstöpfen finanziert, teils aber auch mit privaten Geldern und Einkünften der Verwertungsgesellschaften. Alle Förderungen für Musikschaffende werden für bestimmte Aktivitäten vergeben, also etwa für eine Tonträger-Produktion oder eine Konzertreihe, es gibt also keine Förderungen für Bands oder Musiker, die man bloß dafür bekommt, dass man ein guter oder begabter Musiker ist. Sämtliche Förderungen müssen vor der Umsetzung des Projekts beantragt werden, es sollen ja Aktivitäten unterstützt werden, die ohne Förderungen nicht passieren würden.

In diesem Artikel werden die relevantesten Förderungen für Musiker, Labels und Veranstalter der von FM4 gespielten Genres vorgestellt, etwaige andere Förderungen der behandelten Fördergeber werden hier nicht berücksichtigt. Eine ausführliche Übersicht aller Förderungen für Musikschaffende findet man im Bereich Praxiswissen auf der mica Website.

SKE Fonds (Soziale und kulturelle Einrichtungen) der austro mechana

Vergeben direkte Förderungen an Bezugsberechtigte der austro mechana für Tonträger-Produktionen, Selbstvermarktung, Musikinstallationen, Aus- und Weiterbildung im Ausland sowie Kompositionsaufträge. Für Aufführungen werden an Veranstalter Förderungen vergeben, allerdings nicht für Einzelkonzerte oder Gratiskonzerte - es kommen somit nur Festivals, Konzertreihen oder Jahresprogramme in Frage, an Kleinlabels können Förderungen für Produktion, Vertrieb und PR vergeben werden.

Auf der Website des SKE Fonds gibt es einfach verständliche Antragsformulare für Tonträgerproduktionen, Aufführungen und Kleinlabels. Die Entscheidungen über die Anträge werden von zwei Ausschüssen getroffen, die ca. 15-mal pro Jahr tagen. Anträge können laufend gestellt werden. In den Ausschüssen sind immer einige Musikschaffende vertreten, derzeit etwa unter anderen Patrick Pulsinger und Eva Jantschitsch.

Die Förderhöhe für Tonträgerproduktionen bewegt sich in der Regel zwischen € 300.- und € 3000.-, es werden eine große Anzahl an Förderungen vergeben.

Nähere Infos: www.ske-fonds.at

Österreichischer Musikfonds

Der Österreichische Musíkfonds steht allen in Österreich lebenden Musikschaffenden, Produzenten, Verlagen und Labels offen. Gefördert werden Musikproduktionen, Inlands-Livetourneen und Exportaktivitäten. Bei den Produktionen werden nur Albumproduktionen gefördert, keine Singleproduktionen, Compilations, Auftrags- und Filmmusikprojekte. Maßgebliche Kriterien für die Förderung der Produktion ist deren Eignung als "Kulturgut mit österreichischer Prägung" (dabei wird ein kultureller Effekt für den Musikstandort Österreich erwartet), die Professionalität in der Produktion und die Verwertungsmöglichkeit im In- und Ausland. Um dem letzten Punkt gerecht zu werden, empfiehlt es sich, bereits einen Deal mit einem Label und einen Vertrieb für die Produktion vorweisen zu können.

Gefördert werden maximal 50% der Produktionskosten, die eingebrachten Eigenmittel können (teilweise) auch in Form von bewerteten Sach- und Personalleistungen erbracht werden. Wichtiger Hinweis: es werden nur Studiokosten von heimischen Studios mit Gewerbeberechtigung anerkannt. Die Einreichung ist aufwändiger als beim SKE Fonds (auf der Website des Musikfonds findet man Einreich- und Kalkulationsformulare sowie eine Liste der nötigen Unterlagen), dafür übersteigt die maximale Fördersumme mit € 50.000.- auch die Fördersummen des SKE Fonds bei weitem. Für die Produktionsförderung gibt es drei Termine pro Jahr, pro Call werden meist rund 20 Einreichungen gefördert. Ein gutes FAQ findet man hier.

Im Rahmen des Tour Supports können derzeit nur Tourneen von Künstlern und Bands gefördert werden, die bereits im Rahmen der Produktions-förderung des Musikfonds gefördert wurden. Nähere Infos hier.

Im Rahmen der Exportförderung des Musikfonds werden an heimische Labels, die Mitglieder des Fachverbands der Film- und Musikindustrie sind, Showcase-Förderungen bis zu einer Maximalhöhe von € 1000.- für Reisekosten, Promo, Anmietungen von Equipment und Ähnlichem vergeben. Nähere Infos hier.

bmeia (Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten) / Kulturforen

Österreich verfügt derzeit über ein Netzwerk von insgesamt 30 Österreichischen Kulturforen – eine Liste mit Kontakten findet sich hier -
bei denen österreichische Musiker für Konzerte in den jeweiligen Ländern um Reisekostenunterstützung ansuchen können. In den Ländern ohne Kulturforen übernehmen die jeweiligen Österreichischen Botschaften die Kulturagenden. Die Budgets mancher Kulturforen sind bei weitem kleiner, als man denken würde, und stehen für Aktivitäten aller Kultursparten zur Verfügung. Aus der großen Anzahl an Einreichungen von Musikern können daher meist nur wenige unterstützt werden. Die größten Chancen hat man sicherlich, wenn man als einer der wenigen Österreicher die Möglichkeit hat, in eher ausgefallenen Ländern zu spielen, in denen es relevante Budgets gibt. So wären die Chancen in Bukarest etwa deutlich höher als bei einem Antrag für ein Konzert in Deutschland.

Bundesländer und Gemeinden

Die Förderangebote der Bundesländer sind sehr unterschiedlich, meist werden Konzerttätigkeiten gefördert, teilweise auch Tonträger Produktionen, detaillierte Infos sind hier zu finden.

Auf Gemeindeebene sind die Aussichten auf Unterstützung oftmals noch vielversprechender, gerade in kleineren Gemeinden ist die Anzahl der Mitbewerber gering, die seltenen Möglichkeiten der Gemeinden, sich mit kulturellen Vorhaben zu schmücken, werden daher gerne genutzt.

Departure

departure

Unter den Förderprogrammen der Kreativagentur der Stadt Wien finden sich einige Möglichkeiten der Unterstützung für in Wien ansässige Unternehmen der Musikwirtschaft, etwa Labels. Dabei wird immer vor allem auf einen Innovationsgrad, den künstlerisch-kreativen Gehalt und eine nachhaltige wirtschaftliche Ausrichtung des eingereichten Geschäftskonzeptes geachtet. Es ist hier also etwa nicht möglich, "nur" eine Musikproduktion einzureichen, so kreativ die Musik auch sein mag. Die Einreichung erfolgt online und ist recht aufwändig. departure bietet interessierten eine gute Förderberatung an, auf der Website finden sich erste Infos zu den Förderprogrammen.

GFÖM (Gesellschaft zur Förderung Österreichischer Musik), eine Tochtergesellschaft der AKM

Fördert Veranstaltungen, die überwiegend zeitgenössische Musik von lebenden Urhebern (diese müssen AKM Mitglieder sein) präsentieren, allerdings keine einzelnen Konzerte oder Konzerte mit Werken von nur einem Komponisten oder Autor. Im Klartext wäre eigentlich nur eine Unterstützung einer Konzertreihe oder eines Festivals denkbar, bei dem hauptsächlich Werke heimischer Komponisten und Autoren aufgeführt werden – diese müssen aber nicht notwendigerweise von heimischen Bands interpretiert werden.

Gefördert werden maximal 50% der Gesamtprojektkosten. Auf der Website der GFÖM gibt es ein Antragsformular, in dem die Namen der AKM Mitglieder, deren Werke aufgeführt werden sollen den Namen der Nicht-AKM Mitglieder gegenübergestellt werden. Es gibt vier Einreichtermine pro Jahr, die Einreichung muss spätestens 21 Tage vor dem Sitzungstermin bei der GFÖM eingelangt sein.

Nähere Infos: www.gfoem.at

Sponsoring

Kunst- und Kultursponsoring ist auch im Bereich Musik längst ein großes Thema. Am häufigsten werden zwar weiterhin Konzerte, Festivals und Tourneen gesponsert, Groove Armada haben sich aber beispielsweise auch eine EP von einem Getränke-Konzern sponsern lassen, Faithless ein Video von einem Autohersteller – da wird in Zukunft mit Sicherheit noch viel mehr passieren. Für Acts, die noch nicht in dieser Liga spielen ist es trotzdem durchaus auf kleinerer, meist lokaler Ebene möglich, für Gigs oder Tonträger finanzielle Unterstützung von Seiten privater Unternehmer zu bekommen. Man muss sich dafür genau überlegen, welche Zielgruppe die eigenen Fans (die man auch mit Facebook- oder YouTube-Statistiken belegen können sollte) für welches Unternehmen darstellen könnte. Und man sollte sich genau überlegen, wie sich das Abbilden etwaiger Firmenlogos auf das eigene Image oder etwa den Coolness-Faktor der eigenen CD auswirken würde – man kann sich in diesem Bereich mit falschen Entscheidungen sehr viel an mühsam aufgebautem Image zerstören…

Der nächste Teil der Serie Musik/Praxis beschäftigt sich mit Selbstvermarktung und Promotion.