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24. 2. 2012 - 14:43

Café Rosa vor dem Aus?

Entlassungen und Umstrukturierungen: Die Betreiberinnen des Café Rosa wollen das Lokal trotz anhaltender Kritik weiterführen.

Gerüchte um die Schließung des Café Rosa machen schon seit mehreren Wochen die Runde. Nur selten finden sich Veranstaltungsankündigungen auf der Website des Lokals, die Besucherzahlen sind spärlich. Das Vorsitzteam der ÖH Uni Wien, von dem die Gründung des Lokals initiiert wurde, zieht selbst die Notbremse. Man wolle "evaluieren", wie es mit dem Café Rosa weitergehe.

Der Beschluss, einen selbstverwalteten Raum für Studierende in Form eines Cafés zu schaffen, war vor einem Jahr gefallen. Ohne Konsumzwang sollte es Studierende im Lokal möglich sein, zu diskutieren, zu lernen und zu arbeiten. Der Raum solle „vielfältige Möglichkeiten der Partizipation bieten“, hieß es auf der Website, "sei es in Form von inhaltlichen Veranstaltungen, Workshops oder Parties, die selbst organisiert oder konsumiert werden können, oder der weiteren Mitgestaltung des Cafés an sich.“ Mit einem antikapitalistischen Grundsatz wollten die Lokalbetreiberinnen eine "Diskussion über ein System erreichen, das sich nach den Bedürfnissen der Menschen und nicht nach Kapitalakkumulation richtet".

Cafe Rosa

Cafe Rosa

Auf den ersten Blick sieht das Café Rosa aus wie ein durchschnittliches Lokal. Allerdings ist es barrierefrei, es hat ein Blindenleitsystem und Wickelplätze auch am Männerklo. Es gibt Fair-Trade-Kaffee und Bio-Getränke zu moderaten Preisen. Dazu einen Lern- und Ruhebereich sowie Platz für Veranstaltungen. Betrieben wird das Lokal vom „Verein zur Förderung der Emanzipation von Studierenden“, den die ÖH Uni Wien gegründet hat. Die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft kritisierte die Maßnahmen rund um die Gründung des Vereins als „juristische Winkelzüge“ und positionierte sich von Anfang an gegen das Lokal. Ein Jahr später fühlen sich die Kritiker bestätigt.

Martin Brenner von der Aktionsgemeinschaft prangert die Kosten des Café Rosa an: „Da wurden 500.000 Euro für einen Partyraum für Gesinnungsgenossen ausgegeben. Die Warnungen der Aktionsgemeinschaft im Sinne der Wirtschaftlichkeit, die überhaupt nicht gegeben ist, sowie die Warnungen der Kontrollkommission, die immerhin das Aufsichtsorgan ist, wurden bewusst ignoriert.“ Brenner fordert eine Überprüfung durch den Rechnungshof.

Erst mal evaluieren

Die zuständigen ÖH-Vorsitzenden hingegen wollen kolportierte Verluste nicht beziffern. Man habe einen Betrieb übernommen und große infrastrukturelle Maßnahmen gesetzt, sagt Julia Kraus vom Kommunistischen StudentInnenverband (KSV): „Wir haben den Raum barrierefrei umgestaltet und angepasst. Das ist nichts, was jetzt verschwunden ist, sondern den Raum soll es in irgendeiner Form weiter geben. Nur halt nicht in der Form wie es jetzt ist.“ Kraus will den Raum „stärker politisch bespielen“, man könne auf inhaltlicher Ebene eigentlich viel mehr tun. Auch daran stößt sich die Aktionsgemeinschaft. Schon die Hausordnung des Lokals sei eine „Verschriftlichung politischer Grundsätze“. Als besonders störend empfindet Martin Brenner die Forderung nach „antiklerikalen Gesinnungen“ der Mitarbeiter: „Es gab mehrere Anzeigen, weil hier diskriminierend ausgeschrieben wurde. Derzeit läuft ein Verfahren der Gleichbehandlungs-Anwaltschaft.“

Gerüchte über die Schließung des Café Rosa dementiert Julia Kraus vom ÖH-Vorsitzteam. Richtig sei aber, dass die Angestellten entlassen wurden. „Das waren in der Regel Studierende, die sich auch zum Teil im Café miteingebracht haben und das Plenum mitgestaltet haben. Es war auch ein Ziel des Raumes, dass er vom Plenum bespielt werden sollte. Diesem Plenum können alle Interessierten angehören, und das waren auch die Angestellten.“ In den nächsten Wochen aber werden die Mitglieder des ÖH-Vorsitzteams selbst im Lokal servieren und hinter der Theke stehen. Gleichzeitig wolle man „evaluieren“, wie das Café weitergeführt werde.

Schwierigkeiten räumt auch ÖH-Vorsitzende Maria Clar von den Grünen & Alternativen StudentInnen (GRAS) ein. „In den Evaluierungen zeigt sich, dass ein emanzipatorisches Projekt in einem kapitalistischen System einfach sehr schwer umsetzbar ist.“