Erstellt am: 23. 2. 2012 - 18:23 Uhr
Altmodisch, aber gut
Als sich vor einigen Monaten das Video zu Tell Me A Tale rasend schnell durch die diversen Timelines und Netzwerke verbreitete, stellten sich alle dieselbe Frage: "Wer zur Hölle ist Michael Kiwanuka?"

Michael Kiwanuka
Dieser symphonische Soul, diese Fela Kuti-Bläsersätze, die poetischen Worte und dazu passenden nostalgischen Bilder eines sonnigen Tages in Berlin - wie hatte ein Künstler im Jahr 2012 so lange Zeit gehabt, unterhalb des Medienradars heran zu reifen und seine Ästhetik zu perfektionieren? Die Antwort ist einfach: Anfangs schlug sich Michael Kiwanuka als Sessionmusiker für Artists wie Chipmunk und Bashy durch, erst später begann er, im Geheimen an eigenen Songs zu feilen.
Der volle Soul-Sound von Tell Me A Tale war als erster Eindruck aber irreführend, denn eigentlich sieht sich Michael Kiwanuka vor allem als Singer/Songwriter oder Folkmusiker in der Tradition von Bob Dylan oder Joni Mitchell. Und tatsächlich hat er lange Zeit vor allem Gitarrenmusik von Nirvana bis Jimi Hendrix bis The Verve gehört. Auf Soulmusik stieß er erst später über einen Freund. Dann verschlug es ihm anhand von Sly & the Family Stone, Marvin Gaye oder Otis Redding aber den Atem

Michael Kiwanuka
Eines von Michael Kiwanukas größten Vorbildern ist klar hörbar Bill Withers. Der legendäre Soulsänger war erst mit Anfang 30 ins Showgeschäft eingestiegen und machte sich einerseits durch einen sehr folkigen Ansatz mit viel Akustikgitarre und andererseits durch einfache, aber auch sehr pointierte und gefühlvolle Songtexte einen Namen. Eigenschaften, die Michael Kiwanuka für sich selbst auch anstrebt.
Nach der Auszeichnung für den hoffnungsvollsten Newcomer auf der BBC-Liste "Sound Of 2012", dem anschwellenden Hype und dem Major-Plattenvertrag für das Debütalbum Home Again hält sich Michael Kiwanuka nochmal an das große Idol und sieht seine Situation sowohl bescheiden als auch realistisch: Um seine Karriere in Zeiten des Industrie-Umbruchs langfristig anlegen zu können, muss er die große Vorab-Aufmerksamkeit eher ausblenden und sich ganz auf seine Musik konzentrieren. Sein größtes Ziel für die nächsten Jahre und Jahrzehnte, so Kiwanuka, wäre eine große Diskographie, auf die er nachher stolz zurückblicken kann. Wir freuen uns darauf!