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Die Experten

Martin Puntigam, Hosea Ratschiller und Lukas Tagwerker sind DIE EXPERTEN.

17. 2. 2012 - 15:28

Die Experten - Oberschicht

Österreichs bis in die Haarspitzen unschuldige Elite stößt in der Oper auf die erfolgreiche Verteidigung ihrer sozialen Hängematte an.

Sehr geehrte Oberschicht!

Erscheint es euch nicht unwürdig, bloß eine Schönwetter-Elite zu sein, die nicht bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, wenn schlechte Zeiten kommen und Sturm angesagt ist. Und ist es euch nicht peinlich, dass euer patriotischer Stolz schlagartig erlischt, sobald der Finanzberater für ein paar Prozente mehr ein namenloses Treuhandkonto im Ausland empfiehlt?

Mit diesen oder sehr, sehr ähnlichen Worten hätte der preußische Gelehrte Georg Schramm wohl die Gäste des Opernballs 2012 in Empfang genommen.

Ja, gestern Abend war es wieder so weit.

Auf ORF2 und anderswo wurden in bester Tradition uniform gekleidete Angehörige jener bis in die Haarspitzen unschuldigen Parallelgesellschaft hergezeigt, die es sich im Rahmen der jüngsten Umverteilungsexzesse gerade wieder einmal auf Kosten derjenigen Bevölkerungsgruppen gerichtet haben, die sich am wenigsten wehren können aka. Sparpaket.

Und die zugehörige Zielgruppe durfte Mäuschen spielen, wenn Österreichs Sympathieträger sich nach diesem unerwarteten Jahrhunderterfolg ein Vierterl genehmigen. Wie viele Edel-Hostessen in diesem Jahr diversen Ballgästen Scheinrechnungen gelegt haben ist unbekannt.

Ruby

APA/Georg Hochmuth

Sie weiß wirklich erst seit 2011, dass die Telekom den BZÖ-Wahlkampf finanziert hat

Bekanntlich heißt der österreichische Bundespräsident nicht Georg Schramm sondern Heinz Fischer und so fielen die Begrüßungsworte deutlich diplomatischer aus. Insider gehen sogar davon aus: Schramm war gar nicht in der Oper. Ganz im Gegensatz zu Fischer. Letzterer muss sich dort ja bekanntlich Jahr für Jahr geschneuzt und gekampelt vorführen lassen.

Guten morgen!

Nein, dieser hochverdiente Demokrat, der so tapfer die Idee des Amtes gegenüber boulevardesken, postdemokratischen Personalisierungstendenzen verteidigt soll hier keineswegs sinnlos verhöhnt werden, wie in jeder x-beliebigen Faschingssitzung.
Man ist sogar geneigt dem Bundespräsidenten zu glauben, dass er den Spießruteneinmarsch in die Oper als demütigende Pflicht empfindet. Dennoch kann man ihm unmöglich den Vorwurf ersparen, dass er heuer leichtfertig eine weitere Chance verstreichen hat lassen, der versammelten walzerselig verschmuddelten Oberschicht vor laufender Kamera ordentlich die Leviten zu lesen.

Aber er hat ja im nächsten Jahr wieder eine Chance. Vielleicht darf man sich dann auch schon über hohen Besuch aus dem in Frieden ruhenden Tschetschenien freuen.

Georg Schramm übrigens hält am 2., 4. und 5. April Vorträge im Wiener Stadtsaal. Und da geht es sicher lustiger, spannender und vor allem unzynischer zu als am Opernball. Übertragen wird der Abend demgemäß voraussichtlich nirgendwo.

Ganz im Gegensatz zum Treiben in unserer FM4 Experten-WG. Erleben Sie Martin Puntigam, Hosea Ratschiller und Lukas Tagwerker als Bert, Rudolf und Hoimar!

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