Erstellt am: 16. 2. 2012 - 17:53 Uhr
Entspannung am Eis
Wenn man an Wintersport denkt ist das Burgenland sicher nicht der erste Ort, der einem einfällt. Es gibt dort keine Berge und kaum Schnee, doch dank kalter Temperaturen kann man sich im Augenblick auch dort austoben. Vor mehr als zwei Wochen wurde in Rust die Eislaufsaison ausgerufen, sieben Zentimeter Eisdicke waren dazu nötig.
Trotz der riesigen 320km² Natureisfläche, die der Neusiedlersee bietet, sind nicht alle Burgenländer Eislauftalente. Und wenn man wie Garish ein wenig abseits des Sees, in Mattersburg, aufgewachsen ist, bringt man noch zusätzliche Defizite mit aufs Eis. Denn am Mattersburger Eislaufplatz, der im Sommer als Schwimmbad fungierte, war das Fahren gegen den Uhrzeigersinn vorgeschrieben, weshalb nie jemand den "Rechtsübersteiger" gelernt hat.
FM4/Simon Welebil
Eislaufen als Freizeitaktivität oder gar als Sport wird gerne vernachlässigt, auch wenn sich in Rust an einem schönen Wochenende hunderte Leute aufs Eis wagen. Wie ich sind auch Garish jahrelang nicht mehr auf Kufen gestanden. Schlagzeuger Markus Perner ist der einzige, der seine eigenen Schuhe mitbringt (mit 17 gekauft), und er gibt auch zu, am Vortag geübt zu haben. Gitarrist Julian Schneeberger und Sänger Thomas Jarmer müssen sich mit Leihmaterial herumschlagen, das aber eine gute Ausrede für beschränkte Fahrkünste liefert.
Garish sind gerne am Neusiedlersee, dem "Meer der Wiener", inmitten der übersichtlichen pannonischen Ebene. Der See ist für sie ein Synonym für Urlaub direkt vor der Haustüre und trotzdem ein Luxus, den man sich nicht allzuoft gönnt.
FM4/Simon Welebil
Momentan bietet der See bei Rust ein traumhaftes Ambiente zum Eislaufen. Glattes Eis, auf dem der Wind den Schnee vor sich hintreibt. Am Rand des Sees stehen Pfahlhütten und Schilf ragt weit hinein. In einer ähnlichen Umgebung, bei den Teichwiesen in Mattersburg, haben Garish vor zehn Jahren ihr erstes Video gedreht: Zu "draussen fischt im eis".
Das Draußen-Sein habe sich früher in seine Texte reingeschlichen, erzählt Thomas Jarmer, weil sie ausschließlich am Land, inmitten einer Naturkulisse aufgenommen haben. Mittlerweile hat sich das geändert, er sucht woanders seine Reize und die Natur dient nur noch als Kulisse zur Entspannung und als Ausgleich zur Musik. Für Markus ist die Natur Teil eines Wechselspiels: Die Inputs holt man sich in der Großstadt, am Land können sie sich setzen und werden gefiltert wieder ausgegeben.
Alle Infos zum Eislaufen am Neusiedlersee, inkl. Nummern der Eistelefone, findet ihr hier.
Hier am Rand der kilometerlangen Eisfläche entwickelt sich eine Art Ehrfurcht vor der Natur, die von den ausgegebenen Eislaufregeln noch verstärkt wird. Zu nah an das Schilf sollte man nicht kommen, denn da wird das Eis dünn. Außerdem sollte man dunkle Eisflächen umfahren und nicht in Gruppen stehenbleiben. Die Dame vom Schuhverleih warnt vor Löchern im Eis, aber wohl nur, um nachher sagen zu können, "Ich hab's euch ja gesagt", wie Thomas Jarmer meint.
FM4/Simon Welebil
Weiter draußen am See ist das Eis nicht mehr so glatt wie in Ufernähe und ein eisiger Wind zwingt zu ständiger Bewegung. "Wenn man erst einmal drin ist, und man gar nicht mehr so viel machen muss, um weiterzukommen, hat das was Entspannendes", findet Thomas, den auch eine Seeüberquerung reizen würde. Aber nicht mehr heute.
Ausflüge zum Neusiedlersee werden sich für die Band in den nächsten Wochen wohl häufen, denn ganz in der Nähe des Sees, in Oslíp steht das Studio, in dem sie im Moment an einem neuen Album arbeiten. Erste Stücke davon wird man wohl schon am nächsten Garish-Konzert hören können, am 16. April im Stadtsaal Wien.