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Barbara Köppel

Durch den Dschungel auf die Bühne des Lebens.

15. 2. 2012 - 16:12

One-Stop-Shops für Kulturförderungen

Viele Kunst- und Kulturvereine sind auf Förderungen von Gemeinden, Ländern und Bund angewiesen. Oft auf alle Stellen zugleich. Mit dem Sparpaket sollen diese Mehrfachförderungen gestrichen werden.

Kunst- und Kulturschaffende werden wenig zum Sparpaket beitragen müssen. So stellt es zumindest Kulturministerin Claudia Schmied dar. Ihr Ressort ist nämlich nur im Rahmen der sogenannten Ermessensausgaben von den finanziellen Kürzungen betroffen. Der konkrete Betrag dafür umfasst jährlich 18,2 Millionen Euro, und die, so heißt es, sollen bei der eigenen Verwaltung, und nicht bei den Förderungen eingespart werden.

Neues einheitliches Förderwesen

Es sieht also fast so aus, als bestünde kein Grund zur Sorge. Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn erstens fließt der Löwenanteil der Bundesmittel in die großen Kulturtanker wie die Bundestheater und Bundesmuseen, während Förderungen für kleinere Vereine und regionale Festivals oft Ländern und Gemeinden überlassen bleiben. Zweitens hat die Regierung mit dem Sparpaket auch eine Reform des allgemeinen Fördersystems beschlossen, wodurch ab 2015 jährlich 500 Millionen Euro eingespart werden sollen.

Geld

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Neu ist, dass Doppel- und Dreifachförderungen durch Gemeinden, Länder und Bund in Zukunft verhindert werden sollen. Stattdessen sollen die Gebietskörperschaften Förderschwerpunkte festlegen, und für jede Fördersparte sogenannte One-Stop-Shops einrichten, die die Vergabe der Förderungen einheitlich abwickeln. Das Geld soll nur mehr von einer Stelle kommen.

Stellungnahme der IG Kultur zu den ersten Eckdaten des Sparpakets

Genau das könnten nun auch zahlreiche Kulturinitiativen zu spüren bekommen, die sich ihre Budgets seit Jahren aus unterschiedlichen Töpfen zusammenkratzen müssen. Für sie sieht die IG Kultur dadurch "direkte Existenzbedrohungen".

Aktuelles Patchwork-System

Ein gutes Beispiel dafür ist Soho in Ottakring. Das Kulturfestival deckt mit seiner jährlichen Förderung von Bund und Stadt Wien Büromiete, Sachkosten und einen Teil der Personalkosten ab. Für die konkrete Umsetzung der Projekte, geschweige denn für angemessene Honorare für die KünstlerInnen reicht das Geld aber nicht. Im aktuellen System könnten solche Engpässe durch Förderungen von anderen Stellen ausgeglichen werden, sagt Ula Schneider, die künstlerische Leiterin von Soho in Ottakring. Sie und ihr Team verbringen daher jedes Jahr mehrere Monate damit, Anträge und Budgetpläne bei verschiedenen Stellen einzureichen. Von Bezirks- bis EU-Ebene werden auf diese Weise alle Möglichkeiten ausgelotet.

Auch Rubia Salgado von maiz kennt den Spießrutenlauf durch die Institutionen. Der Linzer Kulturverein von und für MigrantInnen ist an der Schnittstelle von Kultur- und Sozialbereich tätig, und organisiert Deutschkurse, Beratung für Sexarbeiterinnnen, ein umfassendes Kulturprogramm und vieles mehr. Für jedes Projekt muss ein eigener Antrag gestellt werden, auf der maiz-Website sind daher vom Frauenbüro der Stadt Linz bis zum Bundeskanzleramt 21 verschiedene Förderstellen angegeben.

Pro und contra One-Stop-Shops

Die aktuelle Form der Patchwork-Förderung ist natürlich nicht ideal, weil sie unglaublich viel Zeit und Energie bindet. Aus der Sicht von Elisabeth Mayerhofer, Geschäftsführerin der IG Kultur wäre eine Vereinheitlichung der Strukturen sogar erstrebenswert, und ist eine alte Forderung der Interessensvertretung. So gesehen hätten One-Stop-Shops, wie sie die Sparpläne der Regierung nun vorsehen, sicher auch Vorteile. "Das würde uns unglaublich viel Aufwand und Bürokratie ersparen.", räumt selbst Rubia Salgado von maiz ein.

Die Kulturschaffenden befürchten allerdings, dass die One-Stop-Shops automatisch zu Kürzungen führen, weil Einmalzahlungen für die verschieden Posten der Vereine voraussichtlich nicht ausreichen würden. Das große Problem sei vor allem, dass bisher noch nicht feststeht, wie die Umsetzung des neuen Modells funktionieren soll. "Es ist komplett unklar und vage, wer das Geld vergeben wird, nach welchem Schlüssel das passieren wird, und wem gegenüber diese One-Stop-Shops letztlich verantwortlich und berichtspflichtig sind.", so Mayerhofer. Zu diesen Fragen gibt es bisher auch keine Erläuterungen vonseiten des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur.

Die IG Kultur versucht nun Gespräche mit dem BMUKK aufzunehmen, um das neue Fördermodell im Sinne der Kulturschaffenden mitzuverhandeln. Allzu optimistisch blicken diese trotzdem nicht in die Zukunft.