Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Meet the Damsels"

Pia Reiser

Filmflimmern

14. 2. 2012 - 13:08

Meet the Damsels

Greta Gerwig verschreibt Stepptanz gegen Selbstmordgedanken. Hoch die Tassen und die Erwartungen, Whit Stillman hat endlich einen neuen Film gemacht, jetzt gibt es den ersten Trailer zu "Damsels in Distress".

Schreit "Juche" aus euren Fenstern, springt in die Luft und schießt eventuell rumliegende, übriggebliebene Silvesterraketen in die Luft: Es gibt einen neuen Film von Whit Stillman. Say Whit?

Der Regisseur, nach dem, wenns nach mir ginge, mindestens eine Straße in jeder Stadt benant sein müsste, hat ein sehr übersichtliches Oevre vorzuweisen. "Metropolitan", "Barcelona" und "Last Days of Disco" und der letzte Film liegt 14 Jahre zurück. Seine Figuren sind allesamt gebildete New Yorker, redselig wie Woody-Allen-Charaktere, ebenfalls ein bisschen neurotisch und bourgeois bis hinunter zum genagelten Schuh oder die bepuffärmelte Schulter. Sie sind belesen und ein wenig weltschmerzig, die Eltern sind reich, doch abwesend, sie sind altklug und in ihnen schimmeren biografische Sprenkel von ihrem Erfinder.

Szenenbild aus "Metropolitan"

criterion

"Snobbery is looked down upon." ("Metropolitan")

Echte Probleme haben sie nicht, aber das hält Kummer ja nicht fern. Irgendwo hab ich gelesen, Stillman sei der Meister des droll deadpan und das beschreibt es perfekt. Er inszeniert junge Bourgeoisie in ihrer Blase aus Eitelkeiten, Zitierfreudigkeit und Upper-Class-Befindlichkeiten. Sprengsel von Stillmans stilistischen Eigenheiten finden sich bei Noah Baumbach und Wes Anderson, doch Stillman arrangiert fast noch lieber Worte als Bilder. Und für mich sind Bild- und Wortrausch ebenbürtig, mich fadisiert die sprachliche Einfallslosigkeit von Filmen gleich wie der visuelle Einheitsbrei. Stillman aber schnitzt, feilt und poliert Sätze.

Kate Beckinsale und Chloe Sevigny in "Last Days of Disco"

criterion

"Yuppie stands for "young upwardly mobile professional". Nightclub flunkie is not a professional category. I wish we were yuppies. Young, upwardly mobile, professional. Those are *good* things, not bad things." ("Last Days of Disco")

Filmstart von "Damsels in Distress" in Österreich ist bis jetzt nicht bekannt

Meet the Damsels

Und jetzt also, ein neuer Film, zunächst mal nur der Trailer und schon der Titel ein Freudenfest: "Damsels in Distress", eine Anspielung auf P.G. Woodhouses "A Damsel in Distress". Eine Gruppe von Studentinnen hat hohe und hehre Ziele und will die männliche Vorherrschaft am Uni-Campus unterwandern, den Ort angenehmer und freundlicher gestalten. Selbstmorde mit Stepptanz zu verhindern. Sich junger Männer annehmen, die ihr Potential noch nicht entdeckt haben. Choreographierter Tanz statt Grunge, Martini statt Dosenbier. Als hätte jemand in meinen Kopf geschaut.

Greta!

Mit dabei im elitären Uni-Reigen in Pastell sind die wunderbare Greta Gerwig und die verehrungswürdige Aubrey Plaza, die die Klugheit und den Gnatsch von Janeane Garofala und Daria gleichermaßen ins Jetzt hinüberträgt. Leider fehlt Chris Eigman, der bis jetzt in allen Filmen Stillmans dabei war und den man wohl ein wenig als Alter Ego des Regisseurs deuten kann. Vorfreudenexplosion.