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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

8. 2. 2012 - 14:52

Defending the Empire

Wir schreiben das Jahr 2012. Ein Glaubenskonflikt spaltet das Lager der Star-Wars-Fans.

Diejenigen, die mit dem Star Wars-Prequel "Episode I – Phantom Menace" und der "Clone War"- Zeichentrickserie aufgewachsen sind, zeigen sich auch zum aktuellen Kinostart Start von "Star Wars 3D" treu dem Lucas Empire ergeben. Aber ein Grüppchen von mutigen Rebellen, oft etwas älter und mit einer 7 oder 8 in ihrem Geburtsjahr, vermisst den räudigen Vintage Charme ihres Star Wars.

Ich selbst bin dem Jahr geboren als der erste Star Wars Film, also Teil Vier, "A New Hope" erschienen ist. Ich bin dem Charme des alten Star Wars rückhaltlos verfallen und verteidige sogar nach wie vor Ewoks vor meinen Freunden.

Die Prequels habe ich natürlich gesehen, aber eher aus Pflichterfüllung als aus wahrer Begeisterung. Mir gehen die Disneyfizierung der Star-Wars-Welt und das penible Einhalten von Hollywood Korrektheitsregeln auf die Nerven.

In einer Epoche, in der zu verschwendende Freizeit Mangelware ist, sollte man deshalb auch gut abwägen: Sind Lichtschwertkämpfe in 3D es wert, die größte Nervensäge des Inner–Rims, namentlich Jar Jar Binks, aus der Leinwand herausfallen zu sehen?

Es scheint mehr undankbare Motzkübel und Häretiker wie mich zu geben, und in den knapp dreizehn Jahren, die seit dem Release von "Episode I - Phantom Menace" vergangen sind, scheinen wir es nun geschafft zu haben: George Lucas ist beleidigt und hat geschworen, nie mehr einen neuen Star-Wars-Film zu machen.

"Why would I make any more, when everybody yells at you all the time and says what a terrible person you are?"

imdb

Wenden wir also unsere Aufmerksamkeit lieber gleich auf Star-Wars-Fan-Filme. Sie sind von Leuten gemacht, die glauben, besser als George Lucas zu verstehen, was Old School Star Wars Fans wollen. Damit treffen sie manchmal auch ins Schwarze, erregen aber auch den Zorn des Lucas-Empires. Quasi ein Schuss mit einem Torpedo in den Lüftungsschacht des Todessterns.

Platz 1 meiner Fan Film Liste: "War of the Stars. Star Wars Grindhoused"

fanedit

Der Name ist Programm. Der gesamte vierte Teil von Star Wars, also der 1976 erschienene "A New Hop" wird mit 70er-Jahre-Farbfiltern noch einmal extra abgenudelt. Es spritz das Blut, wo es nur geht, und wenn Darth Vader seinen Sith-Würgegriff einsetzt, leuchten die Äugelein diabolisch rot.

Neben all dem gewollten Trash sehr bemerkenswert: die zahlreichen neuen Szenen, die hineingeschnitten wurden. Zum Beispiel Han Solo, der mit einem humanoiden Mädchen schmust als Luke und Ben ihn in der "Mos Eisley Cantina" aufstöbern; oder eine minutenlange Sequenz, in der der von der Akademie zurückgekehrte Biggs Darklighter Luke Skywalker von der Rebellion gegen das galaktische Imperium erzählt. Sensationell auch die Idee, R2D2 Untertitel zu geben

Woher die Macherinnen von "War of the Stars. Star Wars Grindhoused" dieses unglaubliche Material haben wird wohl, wenn das Nerdtum so weiter geht, Inhalt einer eigenen Star-Wars-Fan-Doku werden

Building the Empire

Ein enzyklopädisches Fanprojekt ist die Doku-Serie von Dave Jambar, die ihr mit ein bisschen Glück noch online findet. Jambar hat allein zu "The Empire Stirkes Back" eine über zweistündige Dokumentation Namens "Building the Empire" zusammengeschnitten, in der er aus über hundert verschiedenen Quellen Deleted Scenes, Behind the Scenes und Original-Ausschnitte mit Interviews der Schauspieler, Special Effects Crew und Lucas selbst kombiniert hat.

So sieht man nicht nur "The Empire Strikes Back" noch einmal neu, man erhält auch einen Eindruck, was dieser Film noch alles hätte werden können, wären im Schneideraum andere Entscheidungen gefallen.

Star-Wars-Fanfilme sind übrigens keine Erfindung der Generation Youtube. Mein Freund, der anständige Toni, hat 1985 alle drei Teile von Star Wars auf einmal zu einer Länge von 120 Minuten zusammengeschnitten mit selbstgemachten Untertiteln in einem Strandkino in Kroatien gesehen. Er hat zwar nichts verstanden, aber zu lebenslangem Fantum hat es dennoch gereicht.