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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

7. 2. 2012 - 18:08

Nintendo Deathpunk

Sex, Actionfiguren, billiger Wein: Bondage Fairies aus Schweden haben ihr drittes, gleichnamiges Album auf Audiolith veröffentlicht.

Die beiden Schweden Elvis Creep und Deus Deceptor stehen auf poppigen 8-Bit-Punk, Sex und die Prä-Internet-Ära. Ihre Songs sind naive, ironiefreie Szenenbilder einer in den achtziger Jahren geborenen Generation, die von Actionfiguren, zerbrochenen Liebesbeziehungen, billigen Wein und schlechten Indie-Bands handeln. Auch die Erfahrungen in einem russischen Swingerclub werden musikalisch verarbeitet. Das Ergebnis heißt "Shocked, but not surprised".

Bondage Fairies

Audiolith

Die Bondage Fairies in ihrer offiziellen Ausgeh-Uniform

Doch die Bondage Fairies singen nicht nur von jugendlichem Hedonismus, sondern werden gelegentlich auch gesellschaftskritisch. Vielleicht sind sie auch deshalb 2011 beim Hamburger Audiolith Label gelandet, dessen Bands ja dafür bekannt sind, nicht nur Spaß und Energie, sondern auch klare politische Aussagen zu transportieren.

Der Wechsel zu Audiolith war aber nicht die einzige Veränderung bei den Bondage Fairies im letzten Jahr. Die Band wurde vom Duo zum Quartett ausgebaut. Bee Bee Prime bearbeitet nun die Gitarre und Drummer Boy martert Nomen est Omen das Schlagzeug.



Ende Jänner ist das dritte, gleichnamige Album der Bondage Fairies auf Audiolith erschienen. Darauf finden sich zehn bleepende Ohrwürmer mit schnellen Gitarrenriffs, kindlichen, aber eingängigen Melodien und einer Portion Herzschmerz im Gesang. Sucht- und Spaßfaktor: Hoch!


Sänger Elvis Creep und Bassist und Synth-Spieler Deus Decetor haben die Band 2005 gegründet und nach einer japanischen Manga-Reihe benannt, in der es um Waldgeister mit einem Hang zu Fetisch und Bondage geht. Auf der Bühne fesseln die Schweden das Publikum nicht mit Baumwollseilen, sondern ihrer energetischen Show und ihrem "Fantasy Outfit". Die Masken sehen aus wie die Lo-Lo-Fi Version von Daft Punk: Die Baumarkt-Helme haben liebevoll angetackerte Wimpel vor der Stirn, dazu kommen schibrillenähnliche Sehschlitze und ein selbstentworfener Mundschutz. Die Maskerade hat etwas Magisches für die stetig wachsende Fan-Community, doch dient, laut Sänger Elvis Creep, auch ihrem Persönlichkeitsschutz. Denn vor allem in Osteuropa herrscht eine regelrechte Hysterie um die Band, wo sie laut Intro-Magazin wie die Beatles der Nintendo-Deathpunk-Szene verehrt werden.