Erstellt am: 4. 2. 2012 - 23:09 Uhr
Afrika-Cup-Journal '12. Eintrag 13.
Der 28. Afrika-Cup wird im Afrika-Cup-Journal '12 mit einem täglichen Eintrag begleitet.
Den täglichen Output des Vorjahres wird es 2012, wie immer in geraden Jahren, nicht geben. Was ansteht: ein Fußball-Journal '12, ein Journal zur Europameisterschaft, ein London-Olympics-Journal und auch ein Journal 2012, eines mit anlass-bezogenen Beiträgen zu Themen wie Jugend- und Popkultur, Demokratie- und Medienpolitik.
Zweimal 3:0. Zweimal eine klare Sache.
Eigentlich. Aber dann doch auch wieder nicht.
Mit Zambia, dem über Jahrzehnte besten Team aus dem Süden (Bafana Bafana, eat your heart out!) und der Cote d'Ivoire, den Darlings des blühenden westafrikanischen Fußballs, haben sich zwei Teams ins Semifinale gespielt, die man nach den Turnierleistungen dort dringend sehen wollte.
Dafür sind mit dem Sudan und Co-Host Äquatorial-Guinea jetzt zwei Teams draußen, denen man die Überraschung und das Spotlight zwar gegönnt hat, aber sie jetzt, wo es langsam ernst wird, dann doch höflich bittet wieder draußen im Warteraum Platz zu nehmen.
Gilson Paulo, der Wundertrainer der Stoppeltruppe aus Equato-Guinea, hat zudem seine ersten echten Fehler gemacht und ein paar Ersatzspieler in Positionen, die sie nicht ausfüllen konnten, reinrotiert. Als er das, mit seinem zweiten Wechsel tief in der 2. Halbzeit wieder geradegerückt hatte, war es bereits zu spät für den Außenseiter. Und nur mit einer strammen, tiefeingespielten Teamleistung hätte man sich gegen die heute nicht wirklich in sich ruhenden Ivoirer bestehen können.
Ivoirer mit dem zehnten Sieg, Equato-Guinea ist raus
Das ist auch die Lehre aus diesem Spiel: dass der große Favorit auch in diesem Match wieder einiges an Schwächen offerierte. Diesmal etwa waren die Stars in der Mittelfeldzentrale lange Zeit geistig nicht auf dem Platz: Yaya Toure und Zokora trabten vor sich hin; die Arbeit überließen sie dem dort überraschend nominierten Kafoumba Coulibaly. Der war über lange Strecken neben Rechtsverteidiger Gosso der einzige, der dem Offensiv-Trio Gervinho-Drogba-Gradel echte Unterstützung anbot. Ein besserer Gegner als der heutige hätte in diese Schwäche hineinoperieren können - so aber reichte die gute Form einer Minderzahl von Akteuren aus. Vor allem Kapitän Drogba nahm seine Verantwortung überaus ernst: Zuerst vergab er, ein wenig peinlich, einen Elfer zur Führung, dann aber bohrte er die gegnerische Innenverteidigung solange an, bis sie einen Fehler beging, den er dann gnadenlos nützte. Und auch sein Kopfball zum alles entscheidenden 2:0 war in seiner Wucht überragend.
Die größte Stärke der Ivoirer, die - rechnet man die Quali-Spiele mit - in dieser Afrika-Cup-Periode jetzt zehn Spiele am Stück gewonnen haben, ist ihre solide Innenverteidigung: Kolo Toure und Sol Bamba, beide mittlerweile ausgesprochen britisch geprägt, sind womöglich die besten ihrer Zunft bei diesem Turnier.
Zambia pflegt das hohe Profil, der Sudan bricht weg
Wesentlich weniger hochprofiliert ist das Team Zambia: das greift auf Akteure, die in Südafrika, China, Russland oder dem Kongo spielen, zurück; der einzige Mitteleuropäer ist Emmanuel Mayuka von YB aus Bern. Sie sind aber der lebende Beweis dafür, dass es oft mehr Wert hat in diesen ferneren Ligen stammzuspielen, als in Europa auf den Bänken zu sitzen. Außerdem ist das Team mit einem Schnitt von Mitte/Ende 20 im besten Fußballeralter - und die meisten von ihnen spielen schon ewig zusammen.
Nachdem man 2010, auch schon mit Herve Renard, das Viertelfinale geschafft hat, steht man jetzt eine Runde weiter. Renard hatte sich nach 2010 in Angola und Algerien herumgetrieben, Zambia hatte seine Quali mit dem Ex-Milan-Profi Dario Bonetti geschafft. Warum der danach gesackt und durch den Rückkehrer Renard ersetzt wurde: das ist eine der Eigentümlichkeiten, die in afrikanischen Fußballverbänden, deren Wirkungsmächtigkeit immer nahe an der hohen Politik des jeweiligen Landes dranhängt, absurde Regel geworden ist.
Der Hinweis auf zwei spezielle Innenverteidiger-Paare
Renard verließ sich in den vier bisherigen Spielen mehr oder weniger immer auf dieselben 13 Akteure, die er erstaunlich vielseitig einsetzt: im Mittelfeld waren Changa, Lungu, Kasonde und Co fast schon überall im Einsatz. Auch die Hochform von Kapitän Chris Katongo (früher einmal Bielefeld, jetzt China) überrascht; und auch hier sind die Innenverteidiger wichtig: Sunzu und Himoonde spielen auch gemeinsam im Verein, bei TP Mazembe, dem vierfachen Afrika-Meister aus der Dem.Rep.Congo.
Hinter den Top 13 brodelt es ein wenig: der kaum auf Spielzeit gekommene Clifford Mulenga wurde als Rädelsführer einer Teamquartier-Ausbrecherbande heimgeschickt.
Die zambische Spielkultur, strukturelle Ruhe und Effizienz reichten gegen den heutigen Gegner aus dem Sudan vollkommen aus. Der spielte zwar bis zum 2:0 gut mit, zerbrach dann aber unter der Last der Überforderung. Ein stärkerer Gegner wird auch dann noch dagegenhalten. Und sowohl Tunesien als auch vor allem Ghana wären das; um aufs Semifinale vorauszublicken.