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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

1. 2. 2012 - 22:27

Afrika-Cup-Journal '12. Eintrag 12.

Warum Drittrundenspiele durch Spekulationen behindert werden und wie das Tag 12 des CAN betrifft.

Der 28. Afrika-Cup wird im Afrika-Cup-Journal '12 mit einem täglichen Eintrag begleitet.

Den täglichen Output des Vorjahres wird es 2012, wie immer in geraden Jahren, nicht geben. Was ansteht: ein Fußball-Journal '12, ein Journal zur Europameisterschaft, ein London-Olympics-Journal und auch ein Journal 2012, eines mit anlass-bezogenen Beiträgen zu Themen wie Jugend- und Popkultur, Demokratie- und Medienpolitik.

Wenn eine Turnierverlauf es nach sich zieht, dass drei Teams mit jeweils zwei Siegen punktegleich vorne landen und damit dann komplizierte Qualifikations-Modi (etwa so: wenn Mannschaft X noch im letzten Moment den Sieg schafft, müsste Mannschaft Y ihr Spiel doch noch mit zwei Toren Differenz gewinnen) in Kraft treten, ist Hopfen und Malz verloren: die Herumrechner- und -spekuliererei macht dann ganze Matches oder zumindest einzelne Passagen kaputt, weil sich alle Beteiligten in Waswärewenn-Spielen ergehen und aufs Einfache am Fußball (dem 'just go for it') vergessen.

Das ist heute Abend wieder einmal passiert. Also: vorrausgesetzt Mali gewinnt das Match gegen Außenseiter Botsuana (und wer sollte anderes annehmen...) dann ist nicht sicher, ob Guinea zeitgleich ein Sieg gegen Ghana überhaupt zur Quali reicht, weil in diesem Fall ... Aber: gewinnt Botsuana noch sehr sehr hoch gegen Mali und verliert Guinea zeitgleich, dann haben selbst sie noch... Andererseits: Ghana reichte definitiv ein Remis zum Gruppensieg.

Die Spekulations-Krankheit lähmt die dritte Runde

Und genau entlang dieser Direktive liefen die beiden Spiele dann auch ab. Ghana riskierte nicht übermäßig viel, lief bei weitem nicht so breitbrüstig auf wie im Zweitrunden-Match gegen Mali (was ihnen damals den Sieg brachte), sondern tat immer nur das, was nötig war: kontrolliert italienisch, wieder einmal: aber doch so, dass man den Zahn, den die Black Stars immer zuzulegen bereit waren, deutlicher sehen konnte als jeglicher Macheath.

Letztlich demonstrierte der zweite Favorit dieses Turniers damit ebenso wie der erste (die Cote d'Ivoire) seine ganz spezielle Überlegenheit. Denn weder Viertelfinal-Qualifikation noch Gruppensieg waren jemals in Gefahr.

Die Unglücksraben der Gruppe D waren von Anfang an die heutigen Gegner Ghanas, Michael Dussuyers Team Guinea. Im ersten Spiel ein wenig zu viel Respekt vor dem leicht besseren Team Mali; und auch heute immer eine Spur zu wenig Nachdruck im Kampf gegen den Fast-WM-Viertelfinalisten.

Wer sich zuwenig zutraut, kommt nicht ins Viertelfinale

Es blieb bei einer hartnäckigen Corner/Halbchancen-Serie zwischen 54. und 60. Minute. Als sich zehn Minuten danach Mamadou Bah, Reservist beim VfB Stuttgart, der im Nationalteam seinen zweiten Namen Diouldé auf dem Trikot stehen hat, die zweite blöde gelbe Karte einfing, war es aus und vorbei. Guinea, die klassische afrikanische Mannschaft, die seit einem Jahrzehnt immer knapp davorsteht sich endlich einmal richtig zu profilieren, scheiterte wieder einmal am zu geringen Selbstwertgefühl. Das scheinen die alten Recken (Balde, Feindouno) an die jungen Wilden (Traore, Razzague, Lass Bangoura...) vererbt zu haben.

In jedem Fall konnte Alain Giresse' Team Mali das Spiel gegen Botsuana trotz deren überraschender Führung noch drehen und so Guinea im Parallel-Spiel so paralysieren, dass es für den Aufstieg reichte. Dass es just Superstar Seydou Keita von Barcelona war, der das Siegtor schoss - kein Zufall: da zog Erfahrung und Klasse entscheidendes Handeln nach sich.

Nach der Spekulation regiert jetzt die Tagesverfassung

Die Viertelfinals am Samstag bestreiten Zambia - Sudan und Cote d'Ivoire - Äquatorial-Guinea; die am Sonntag Gabun - Mali und Ghana -Tunesien. Im Halbfinale treffen die Sieger aus dem Zambia und dem Ghana-Match bzw die aus dem Cote d'Ivoire-Match und dem Gabun-Spiel aufeinander.

Das kann schon allein deswegen Gold wert sein, weil Mali damit im Viertelfinale auf den leicht einschätzbaren Co-Gastgeber Gabun trifft und nicht auf die schwierig zu spielenden Tunesier, was nach über einem Jahrzehnt Pause wieder einmal einen Platz unter den letzten Vier bringen könnte und vor allem...
Aber halt.
Da geht es wieder um Spekulationen - und die sind jetzt, wo die Viertelfinale-Paarungen feststehen, Makulatur. Ab jetzt geht die Mannschaft in der besseren Tagesverfassung weiter, bis zum Finale in zehn Tagen. Und die Herumrechnerei ist mit heute wieder ad acte gelegt - bis zu den letzten Gruppenspielen der Euro '12 Mitte Juni.