Erstellt am: 2. 2. 2012 - 15:51 Uhr
Auf der Suche nach dem perfekten Popsong
Internetaffine Menschen, die sich viel auf der allbekannten Social Media Website herumtreiben, sind vielleicht schon einmal drüber gestolpert: Dieses eigenartige Gesicht, das ein wenig so ausschaut wie die Tippse aus Little Britain, Carol Beer. Ein schiefer Blick, eine fette Krankenkassenbrille und dann vielleicht ein Konzertverweis oder ein Video von einem gewissen Allen Alexis. "Bitte, wer ist denn dieser Allen Alexis?" hat sich vielleicht schon manch eine/r gefragt.
allen alexis
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Alexis Colby Carington vom Denver Clan hat wohl irgendetwas mit diesem fiktiven Charakter Allen Alexis zu tun - aber eigentlich steckt hinter diesem Decknamen ein Trio: drei fesche und äußerst musikalische junge Herren namens Günther Bernhart, Philipp Preuss und Gerald Peckler. 2009 haben sie das gemeinsame Projekt ins Leben gerufen. Und das, obwohl die musikalischen Interessen der drei unterschiedlicher nicht sein könnten:
DJ und Produzent Philipp Preuss (Dope Sagittarius) kommt eigentlich aus der Punkecke und hat in verschiedensten Bands getrommelt, bis er seinen Weg zur Elektronik gefunden hat. Produzent Gerald Peklar (Freaksound) frickelt seit den 1990ern an Technobeats herum und hat außerdem eine klassische Musikausbildung vorzuweisen. Mastermind und Sänger bei Allen Alexis, Günther Bernhart, hat die typische Indieband-Evolution hinter sich: In den verschiedensten Schrammelgitarren-Formationen hat er gesungen und Gitarre gespielt, irgendwann die Elektronik für sich entdeckt und mittlerweile eine lange Liste an musikalischen Erfahrungen angesammelt: Temple X, Beta Bow, Kollaborationen mit Frank Tovey/Fad Gadget, The Bloody Beetroots, Felix Cartal/Dim Mak. Alle diese Einflüsse bringen die drei von Allen Alexis auf viele verschiedene Ideen.
Allen Alexis
Allen Alexis stehen für geradlinige Popharmonik, die sich den schnellsten Weg in die Ohrmuschel sucht. Für knackige Minimalbeats. Für ein berauschendes Rave-Akkordeon. Für feinsinnige Electro-Frickeleien mit 80er-Jahre-Patina. Für 90er-Jahre-Indiemelodien.
Mit 80er Pop und 90er Indiegitarren in einem gemeinsamen Mix verhält es sich ja ein wenig so, wie mit den Farben Pink und Orange: Beides ein Knaller, aber irgendwie passt's nicht so ganz zusammen und haut einem die Sinne raus. Trotzdem: Das alles geht sich bei Allen Alexis locker aus.
"Lily Allen trifft Roger Sanchez und geht mit ihm auf ein Phoenix-Konzert" stand vor kurzem über Allen Alexis und über ihr Debütalbum "Different Believers" zu lesen. Eine recht treffende Beschreibung, die vielleicht noch ein paar Ergänzungen verträgt: Backstage betrinken sich dazu noch die Pet Shop Boys gemeinsam mit Prince, Nick Kamen steht als Türsteher beim Eingang und an der Bar servieren Eurythmics Margeritas. Günther Bernhart und der Rest der Band sind eben Kinder der 80er Jahre, wie er im Interview erzählt. Damals - man stelle sich vor! - als es noch keine CDs und MP3s gab, da haben Menschen noch Radio gehört. Und das, was es in dem kleinen Kastl damals zu hören gab, ist etwas, das Allen Alexis maßgeblich beeinflusst hat.
Pop, der so richtig ins Ohr geht. Hits, die zeitlos wirken. Den "einen" Song zu komponieren, der sich zum globalen Erfolg hochschaukelt. Darin steckt natürlich für viele Musiker immer noch ein gewisser Reiz. Ob ihre erste produzierte Single "Here Tonight", die bei FM4 sofort in den Charts gelandet ist oder die aktuelle Single "Different Believers" - eine gediegene, melancholische, synthesizerlastige Popnummer. Oder das Stück "Tell Me Why", ein euphorischer, treibender Dancefloorfüller mit "Underworld"-Reminiszenzen: Es scheint, als ob sich auch Allen Alexis der Suche nach dem perfekten Popsong verschrieben hätten. Aber das niemals krampfhaft oder verschanzt hinter Studiotüren:
allen alexis
"Wir arbeiten meistens unter Druck, immer zwei Tage am Stück konzentriert im Studio von Philipp in Salzburg. Auch wenn wir in einem Zeitalter leben, in dem vieles am Computer passiert, ist uns das Zusammenkommen und gemeinsam an Ideen Herumschrauben wichtig. Aber bei uns ist das immer auf einen Ort und auf einen gewissen Zeitraum limitiert. Und das Live-Spielen ist uns wichtig. Unsere Tracks den Menschen zu präsentieren, das genießen wir. Wir wollen den Leuten auch zeigen, "Hey, wir sind keine Studioproduktionspartie, sondern wir sind eine Liveband. Das soll man hören und spüren!" Und die Konzerte sollte man sich nicht entgehen lassen. Demnächst stehen einige auf der "To Do" List.
Allen Alexis live:
Fr., 24.2. @ ARGE Kultur, Salzburg
Sa., 25.2. @ Posthof Linz
Und Allen Alexis' Wünsche für die Zukunft? Die sind bescheiden. Die Euphorie der aktuellen Platte mit anderen teilen, eine zweite Platte machen. Mitwachsen. Und die Musik und das Privatleben unter einen Hut bekommen. Sänger Günther ist nämlich gerade Papa geworden. Congrats! Die nächste Generation an Musikern steht also schon vor der Tür.