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Phekt

Geschichten aus dem Hip Hop-Universum und benachbarten Galaxien.

30. 1. 2012 - 10:39

365 Bildgeschichten

Ein Jahr, ein Skizzenbuch. Jeden Tag ein Bild. Der Salzburger Street-Artist Knarf hat 365 Arbeiten in einem Buch gesammelt. Jetzt wurde der Bildband im Rahmen einer Ausstellung veröffentlicht.

Angefangen hat alles in der Salzburger Glockengasse. Eine der wenigen legalen Graffiti-Wände Salzburgs befindet sich dort.

knarf

Die regelmäßig neu gestalteten, bunten Bilder von Sprayern inspirieren einen jungen Mann, der in der Nachbarschaft aufwächst, selbst gerne zeichnet und täglich daran vorbeigeht: Knarf.

Irgendwann beschließt er, seine Kunst ebenfalls mit seiner Umwelt zu teilen. Zuerst versucht er sich im klassischen Graffiti, dem so genannten Style-Writing – also dem Manipulieren und Perfektionieren von Buchstaben-Kombinationen.

Mit der Zeit wird ihm das Graffiti-Korsett zu klein und eng. Das Erlangen von Fame (Ruhm), der Motor vieler Sprüher, ist nicht das, wonach Knarf sucht. Zu bunt sind seine Gedankenwelten und Ideen, um sich dem Regelwerk einer Szene zu unterwerfen.

Die Entwicklung der eigenen Handschrift

Farbenfrohe Tiere, Figuren, Ornamente, schwungvolle Linien – Knarf entwickelt eine eigene Handschrift, einen individuellen Look, um seine Bilder zu verwirklichen. Zuerst in Form von Skizzen, dann auf Flächen im öffentlichen Raum. Spraydosen, Marker, Pinsel – er experimentiert mit unterschiedlichen Werkzeugen und Materialien. Es sind hauptsächlich illustrative Arbeiten, die der junge Künstler, der mittlerweile an der Kunstuni in Wien studiert, mit seiner Umwelt teilt. Buchstaben können darin zwar vorkommen, sind aber nicht mehr der Fokus seiner Arbeit.

Knarf in Wien

Knarf

Eine aktuelle Arbeit von Knarf im 7. Bezirk in Wien.

365 Bildgeschichten

2011 war für Knarf ein besonders kreatives Jahr.

Buchcover von 365 Bildgeschichten

Knarf

Um sich selbst zu motivieren, startet er am 1. Jänner mit der Gestaltung der ersten Seite eines neuen Skizzenbuches.

Jeden Tag, bis zum 31. Dezember, wird er eine Seite gestalten – 365 Arbeiten in 365 Tagen. Zeichnungen, Illustrationen, Kollagen und Gemeinschaftswerke mit befreundeten Künstlern – es entstehen unterschiedlichste Werke, die er zum Teil als Grundlage für großflächige Arbeiten auf Wänden in Städten wie Salzburg oder Wien nimmt.

Vom Skizzenbuch in die Galerie

Aufgrund der positiven Resonanz seines Umfelds beschließt Knarf, die Ergebnisse seines Projekts mit der Welt zu teilen. Ein Bildband in Form eines Taschenbuchs, der die „365 Bildgeschichten“ zeigt. In Eigenregie, also ohne Verlag, gestaltet Knarf ein Buch, dass er in hochwertiger Qualität produzieren lässt: Geprägt, individuell numeriert und datiert, gestempelt und mit einem Original-Druck auf 365 Stück limitiert.

Knarf

Knarf

Jedes Buch ein Unikat: individuell numeriert, datiert, gestempelt und bedruckt.

Die Wiener Street-Art Galerie Inoperable bietet Knarf an, sein Buch in Form einer Ausstellung zu präsentieren. Letzten Freitag war die Vernissage. Bis Anfang März kann man das Original-Skizzenbuch und diverse andere Kunstwerke in der Wiener Burggasse bewundern. Ein Großteil der 365 Bücher wurde bereits im Vorfeld reserviert bzw. an Sammler ins Ausland verkauft. Ein paar Exemplare von „365 Bildgeschichten“ liegen aber noch in der Galerie Inoperable und können dort um 25 Euro gekauft werden.

Knarf

Knarf

Diese Arbeit kann man zurzeit in der Wiener Siebensterngasse bewundern.

Wer es bevorzugt, die Kunst von Knarf in „freier Wildbahn“ zu begutachten, muss nur mit offenen Augen durch Wien spazieren. Im 7. Bezirk, am Naschmarkt oder entlang des Donaukanals finden sich zahlreiche Werke von Knarf oder seinem Kollektiv namens „Lumpenpack“. In den nächsten Wochen wird er seine Spuren in Thailand hinterlassen. Knarf – ein Name, den man in Zukunft noch öfter lesen wird.