Erstellt am: 27. 1. 2012 - 15:53 Uhr
Musik/Praxis: Labels
Was ist ein Label?
Musik/Praxis
Rechtliche Grundlagen
Grundsätzliches zum Urheberrecht.
Coverversionen, Remix & Sampling
Die rechtlichen Grundlagen musikalischer Bearbeitungen.
Verwertungsgesellschaften
AKM, Austro Mechana und Co.
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Live Musik
Konzerte als gutes Geschäft?
Mehr zum Thema "Live"
Veranstalter, Booking-Agenturen und Steuern.
Labels
Von Plattenfirmen, Labels und Verträgen
Ein eigenes Label
Vor- und Nachteile
Vetrieb und Handel
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Verlage
Was macht ein Musikverlag?
Förderungen & Sponsoring
Zuschüsse und Co
Selbstvermarktung
Wie kann ich mich bzw. meine Band gut präsentieren?
Verträge
Verträge für die Interpret/innen.
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Legalitäten für Urheber (Komponisten/Texter) und Labels
Der Name Label kommt aus dem Englischen, steht dort für Etikett, Schild oder Name und bezeichnete ursprünglich nur das runde Etikett, welches in der Mitte von Schallplatten angebracht ist, auf dem in der Regel auch das Logo des Tonträgerherstellers abgebildet ist. Diese Etiketten werden auch heute noch so bezeichnet, unter einem Label versteht man aber vor allem die Marke, unter der ein Tonträgerhersteller die Werke von Künstlern veröffentlicht. Eine Plattenfirma kann mehrere Labels betreiben, um z.B. Musik verschiedener Stilrichtungen unter unterschiedlichen Markennamen zu veröffentlichen. Ein Label ist also an sich nur eine Marke und kein Tonträgerunternehmen, der Begriff Label ist aber auch für die dahinter stehende Plattenfirma gebräuchlich und wird auch in weiterer Folge in diesem Artikel so verwendet.
Unterschieden wird üblicherweise zwischen Major Labels und Independent Labels:
- Major Labels (von engl. groß, bedeutend, wichtig): die drei weltweit größten Tonträgerunternehmen (Sony Music Entertainment, Universal Music Group, Warner Music Group), die mit einem Marktanteil von ca. 80% den Weltmarkt beherrschen.
- Independent/Indie Labels (von engl. unabhängig): alle Plattenfirmen, die unabhängig von den vier Major Labels arbeiten.
Will ich meine Musik veröffentlichen, egal ob nur online oder auch auf physischen Tonträgern, kann ich das auf meinem eigenen Label machen oder mir ein passendes Label suchen - zu den jeweiligen Vor- und Nachteilen kommen wir noch - theoretisch könnte ich das aber auch völlig ohne Label tun. Wenn ich zum Beispiel nur CDs bei meinen Live-Auftritten verkaufen will und gar nicht anstrebe, dass die CD im Radio gespielt wird oder über den Handel verkauft wird, ist ein Markenname dafür nicht unbedingt notwendig.

Whitelabel
Wie finde ich ein geeignetes Label?
Zunächst sollte ich nach Labels suchen, zu deren bisherigen Veröffentlichungen die eigene Musik passen könnte. Das kann anhand der eigenen Plattensammlung oder auch über Internet-Recherche gemacht werden (auf welchen Labels veröffentlichen meine Lieblingsbands?). Heimische Labels sollte man dabei verstärkt beachten, wird es doch einfacher sein, mit einem heimischen Label in Kontakt zu treten und diesem vielleicht bei einem Live-Auftritt das eigene Können zu präsentieren. In manchen Bereichen ist aber die Auswahl an heimischen Labels sehr eingeschränkt, weshalb man auch internationale Labels nicht völlig außer Acht lassen sollte.
Bei dieser Auswahl wäre der Versuch einer realistischen Einschätzung, ob die momentane Qualität der eigenen Werke im Rahmen des Outputs der ausgewählten Labels liegt, von Vorteil, um sich unnötige, frustrierende Absagen oder Nichtrückmeldungen zu ersparen.
Neben der richtigen Einschätzung der eigenen Musik gibt es einige Dinge, die man von einem Label in Erfahrung bringen sollte, damit man beurteilen kann, ob das Label ein geeigneter und realistischer Partner wäre:
- Nimmt das Label momentan überhaupt neue Acts in sein Repertoire auf (oftmals gibt es auf Label-Websites dazu Hinweise)?
- Veröffentlicht das Label möglicherweise nur Musik eines Künstlers oder nur von Künstlern, die bereits sehr etabliert sind?
- Mit welchem Vertrieb und/oder Aggregator (= Digitalvertrieb) arbeitet das Label in Österreich?
- Sind Produkte dieses Labels in den wichtigen Handelsketten und Stores (auch online) erhältlich?
- Hat das Label internationale Vertriebspartner (sprich: in welchen Ländern wird mein Tonträger vermutlich erhältlich sein)?
- Wie ist die Promotion-Arbeit des Labels, gab es Medienpräsenz für die bisherigen Acts und Veröffentlichungen des Labels?
- Welche Leistungen neben der Veröffentlichung von Tonträgern bietet das Label an (z.B. Booking, Künstlerbetreuung und Management, Promo, Verlag) und kann ich diese Leistungen auch einzeln oder gar nicht in Anspruch nehmen, wenn ich mit dem Label arbeiten will?
- In welchen Formaten veröffentlicht das Label üblicherweise (z.B. CD, Vinyl, digitale Veröffentlichung)?
Wenn ich nun geeignete Labels gefunden habe, mit denen ich gerne arbeiten würde, kommt der schwierigste Teil. Jetzt muss ich sie davon überzeugen, dass auch sie gerne mit mir arbeiten würden… Es empfiehlt sich sehr, sich Zeit für eine gute Präsentation zu nehmen, sowohl auf die Optik (der erste Eindruck ist oft schon sehr entscheidend) wie auch auf gute Info-Texte ist dabei zu achten.
Deals mit Labels
Es gibt zwei übliche Vertragsformen, die Labels Künstlern bzw. deren Produzenten anbieten: den Bandübernahmevertrag und den Künstler(exklusiv)vertrag.
Beim Bandübernahmevertrag geht es um die Übertragung der Rechte einer fertigen Aufnahme (des Master-Bandes, daher der Name) zwecks Auswertung durch die Plattenfirma. Oftmals werden auch Vereinbarungen über die Verwertung weiterer Aufnahmen getroffen. Beim Bandübernahmevertrag ist die Umsatzbeteiligung der Künstler höher als beim Künstlervertrag, weil die Künstler die Produktionskosten selbst tragen (manchmal stellt auch die Plattenfirma ein fixes Produktionsbudget zur Verfügung). Üblich sind für im Inland verkaufte Tonträger Beteiligungen in der Höhe von 15-25% vom HAP, dem Netto-Handelsabgabepreis, also dem Preis, den z.B. der Saturn dem Vertrieb des Labels zahlt. Davon wird aber meist noch ein Rattenschwanz an Abzügen vorgenommen, für Verkäufe im Ausland, Mailorder, beworbene Produkte, Online-Verkäufe, Compilations, Mid-Price, Verpackung bzw. Technikkosten, Anteile an Videoproduktionskosten etc.
Man sollte sich unbedingt die Mühe machen, das einmal konkret durchzurechnen. Man wird erstaunt sein, wie gering die Erträge aus dem Verkauf von Tonträgern ausfallen.
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kylemac CC
Ein immer häufiger werdendes Beteiligungsmodell sieht einen (oftmals 50/50) Split der Erträge nach Erreichen des Break Even (das ist der Punkt, ab dem die Kosten eingespielt sind und man anfängt, Gewinn zu machen) vor. Das klingt gleich sehr viel fairer, allerdings muss man auch hier die Details genau ansehen. Welche und wessen Kosten werden für die Berechnung des Break Even herangezogen? In vielen Fällen sind es nämlich nur die Kosten, die dem Label entstehen (also Pressung, Cover, Versandkosten für Promos etc.), während die Musiker ihre Kosten der Albumproduktion nicht hinein rechnen dürfen. Ausgeglichen ist dieses Modell erst dann, wenn die Kosten beider Vertragspartner berücksichtigt werden und wenn keine Vermischung von Einkünften bzw. Ausgaben für Urheber und Interpreten (zur Unterscheidung siehe "Rechtliche Grundlagen") innerhalb des Vertrags vorkommen. Und selbst dann kann man noch anmerken, dass eigentlich die Labels durch solche Vereinbarungen ihr wirtschaftliches Risiko einer Veröffentlichung mit den Musikern teilen, und somit auch den Musikern Beteiligungen aus den Einkünften zustehen würden, die aus dem Leistungsschutzrecht entstehen, welches den Labels für die organisatorische und eben auch wirtschaftliche Verantwortung zusteht.
Beim Künstlervertrag (oftmals Künstler-Exklusivvertrag) überträgt der Künstler seine Leistungsschutzrechte (also seine Rechte als Interpret) meist exklusiv für mehrere Jahre an das Label. Das Label hat also die Verwertungsrechte an allen zukünftigen Aufnahmen des Künstlers, die im Vertragszeitraum entstehen. Der Künstler verpflichtet sich auch meist zur Ablieferung einer bestimmten Anzahl von Tracks oder Alben pro Jahr. Bei Künstlerverträgen liegt die übliche Beteiligung für den Künstler nur bei 6-12% vom HAP, dafür übernimmt das Label die Produktionskosten der Aufnahmen.
In vielen Fällen werden Künstlern heutzutage so genannte "multiple rights deals“ (der Begriff 360° Deal ist etwas aus der Mode gekommen, weil negativ konnotiert) angeboten. In diesen Verträgen werden neben der Verwertung von Aufnahmen auch Vereinbarungen über Beteiligungen an Umsätzen aus z.B. Konzerten, Werbeeinnahmen, Merchandise-Verkäufen etc. getroffen. Das liegt daran, dass mit Tonträgerverkäufen nicht mehr so viel Geld zu machen ist wie früher – oft nicht mal genug, um die Produktions- und Marketingkosten einzuspielen. Für Künstler ist entscheidend, ob diesen Beteiligungen auch entsprechende Leistungen gegenüber stehen (dann kann es auch durchaus Vorteile haben, wenn eine Firma mehrere Bereiche abdeckt) oder ob die Plattenfirmen nur bei den Einnahmen der Künstler mitschneiden wollen, ohne dafür wirklich etwas zu tun.
Einen Muster-Bandübernahmevertrag und einen Muster-Künstlervertrag kann man auf der Website des mica runterladen: www.musicaustria.at
Im mica kann man sich auch kostenlos seine Verträge erklären lassen, ein Angebot, welches man unbedingt wahrnehmen sollte (bzw. sich an einen Anwalt mit Erfahrung mit Musikverträgen wenden), solange man in solchen Dingen unerfahren ist.
Im nächsten Teil von Musik/Praxis wird es um die Vor- und Nachteile eines eigenen Labels gehen.