Erstellt am: 27. 1. 2012 - 14:37 Uhr

Gut gebrüllt, Tiger

Es gibt viel zu bereden mit der Wiener Band One Two Three Cheers And A Tiger. Nicht umsonst heißt ihr zweites Album "A Lot Of Talk".

Viel Gerede gab es um die Band rund um Sänger Andreas Augustin schon vor zwei Jahren, als ihr Debütalbum erschienen ist. Wie aus dem Nichts sind die Tiger damals aufgetaucht - vier Burschen in engen Hosen und Lederjacken, die krachenden, schön schiefen Indierock gespielt haben. "Wir hatten uns erst ein halbes Jahr, bevor das Album erschienen ist, gegründet. Und keiner von uns hat je davor ein Instrument in der Hand gehabt", sagt Gitarrist Daniel Prochaska und fügt fast entschuldigend hinzu, "aber in der Zwischenzeit haben wir alle Musikunterricht genommen". Auch jede Menge Konzerte haben One Two Three Cheers And A Tiger seither gespielt. Routine und eine gewisse Professionalisierung haben dem Sound jedenfalls nicht geschadet, wie schon die erste Single "Modern Sound" beweist.

Die Gitarren krachen wieder, die Bassline scheppert, aber insgesamt klingt der Sound ausgereifter und elaborierter als am Debüt „Less than half the price“. Und die Instrumente sind dieses Mal auch richtig gestimmt. Trotzdem war es den Jungs von One Two Three Cheers And A Tiger wichtig, dass ihre Musik weiterhin roh und nicht zu perfekt klingt.

one two three cheers and a tiger

Und deshalb haben sie wieder alle Songs live eingespielt - in Kärnten, im Studio von Herwig „Fuzzman“ Zamernik. Zwei Mal, fünf Tage am Stück, waren sie dort, Tag und Nacht eingepfercht zwischen Mikrofonen, Mischpulten und einem Haufen Kabel. Und dabei haben sie ihrem Bandnamen, der vom englischen Trinkspruch „One, two, three, cheers“ kommt, alle Ehre gemacht. "Jeden Tag ab 12.20 Uhr haben wir angefangen Bier zu trinken", sagt Sänger Andreas Augustin und fügt schnell hinzu: "Aber zugeschüttet haben wir uns eh nicht". Obwohl es im Studio schon ein bisschen wie bei einer großen Party zugegangen ist. Andreas' Schwester hat vorbeigeschaut und die Band hin und wieder am Klavier unterstützt, der Künstler Richie Klemm war mit seiner Trompete zu Besuch, und auch Christian Pitschl von Chris & The Other Girls war da und hat die Band im Chor unterstützt.

Ingo Pertramer

Hoffnung, Hass und die wahre Liebe - tiefgründig geben sich One Two Three Cheers And A Tiger auf ihrem Zweitling "A Lot Of Talk". Die Texte sind persönlicher, die Songs streckenweise ruhiger als auf dem Debütalbum. Die gewohnte Prise Punk fehlt trotzdem nicht. Aber die Tiger sind, wie sie selbst sagen, reifer geworden, haben sich mehr als Band gefunden. Und sie haben sich einiges von ihren tierischen Artgenossen abgeschaut: Sie schleichen sich an ihre Hörer ran und fallen sie nach wenigen Sätzen an. Nur, dass sich das in ihrem Fall richtig gut anfühlt.