Erstellt am: 26. 1. 2012 - 23:07 Uhr
Afrika-Cup-Journal '12. Eintrag 6.
Der am Wochenende gestartete 28. Afrika-Cup wird im Afrika-Cup-Journal '12 mit einem täglichen Eintrag begleitet.
Denn das tägliche Journal 2011 wird 2012 spezialisierter. Es kommt ein Fußball-Journal '12, es wird ein Journal zur Europameisterschaft, ein London-Olympics-Journal und anderes mehr geben. Und auch ein Journal 2012, ein unregelmäßiges, mit anlassbezogenen Beiträgen zu Themen wie Jugend- und Popkultur, Demokratie- und Medienpolitik.
Manchmal (Maradona für Argentinien, 1990) liegt alles tatsächlich nur an einem einzigen Spieler. Auch im Negativen. Innenverteidiger Bakary Kone, der im Herbst 2011 17 Spiele für Olympique Lyon bestritt, der also alles andere als ein kleines Licht ist, schaffte das dieser Tage. Für, oder besser gegen Burkina Faso. Das erste Gegentor bekam sein Team, als er sich von seinem Gegenspieler Didier Drogba nach einem Duell verletzt melden und außerhalb des Spielfelds behandeln liess. Seine Kollegen stellten sich beim anschließenden Einwurf so tölpelhaft an wie er in der 2. Halbzeit dann beim 2. Gegentor höchstpersönlich: langer Freistoßball von Arthur Boka, Kone steigt mit Drogba und seinem Verteidiger-Kollegen Tall hoch und scherzelt das Leder wuchtig nach hinten in Richtung Kreuzeck ab. Eigentor.
Das entscheidende Gegentor im ersten Spiel gegen Angola hatte übrigens, mit einem katastrophalen Schnitzer, auch er verschuldet: Bakary Kone. Das dritte Spiel seiner Mannschaft hat jetzt nur noch freundschaftlichen Charakter: Burkina Faso ist bereits draußen.
Kone und Duarte kegeln Burkina Faso raus
Natürlich liegt das nicht zu 100% am Abwehrspieler. Noch deutlicher schuldig ist die zwar bemühte, aber erstaunlich ineffektive Offensive, die die Gewißheit über ihr Talent deutlich über ihren Einsatzwillen stellt. Spielmacher Alain Traore (Auxerre) schimpft lieber mit seinen Nebenleuten, anstatt einmal eine seiner zahlreichen Einschuß-Chancen wirklich gefährlich abzuschließen.
Noch viel schuldiger aber ist Coach Paolo Duarte. Der coacht die Burkiner schon seit 2008, teilweise neben seinem Job in Le Mans, hatte im CAN 2010 in einer Gruppe mit Ghana und der Cote d'Ivoire keine Chance und bekam sie deshalb (Kontinuität rules) für 2012; mit (bis auf Alain Traore) der letztlich selben Mannschaft. 2010 erreichte man gegen die Ivoirer ein torloses Remis, gegen Ghana verlor man. Tor wurde keines erzielt. Wie heuer; nur dass heuer auch kein Punktegewinn gelang.
Das Problem dabei: das bizarre Festhalten am 4-2-3-1, egal wer der Gegner ist, egal wie der Spielstand ist, egal ob es um die letzte Chance und um das erste Tor geht. Duarte wechselte das erstemal in der 73. Minute und dann auch immer nur in Position. Selbst der Stürmer Aristide Bance musste die Position im rechten offensiven Mittelfeld einnehmen.
Alles spricht für die Ivoirer - noch wärs aber unverdient
Abgesehen davon, dass das Spielvermögen von Burkina Faso gegen den deutlich besseren Gegner einfach nicht reichte: mit einem solchen Coaching wird der Wille gar nicht wirklich gewinnen zu wollen, zusätzlich manifestiert. Issiaka Ouedraogo kam auf keine Einsatz-Sekunde - wie auch, er ist als Stürmer etwa die Nummer 4 oder 5; und im System ist halt nur einer vorgesehen.
Die ivoiríschen Stars hatten also recht leichtes Spiel; taten sich nicht so schwer wie gegen den undankbar-unberechenbaren Sudan. Außerdem war die Rückkehr von Didier Zokora in die Mittelfeld-Zentrale eine spürbar positive. Gosso wurde so für die Rechtsverteidiger-Position frei (auf der er Klasse war) und Yaya Toure tat noch mehr nach vorne. Nur die Verletzung von Solomon Kalou, der sich trikottechnisch hier Kalunho nennt (wohl um mit Flügel-Kollegen Gervinho zu harmonieren) trübte den heutigen Eindruck.
Sonst sieht alles sehr gut aus für Drogba und Co: da im Viertelfinale die beiden ersten der Gruppen A und B aufeinandertreffen ist der Weg ins Semifinale für das Team der Cote d'Ivoire meiner Ansicht nach schon vorgezeichnet - die anderen drei, die es hier weiter schaffen werden, schauen bereits deutlich gezeichnet aus der Wäsche.
Gefestigtes Angola, homegrowender Sudan...
Etwa auch Angola, wohl das zweite Team aus der Gruppe B, das aufsteigen wird. Was sich über das Match zwischen Angola, dem klassischen Odd-Team-Out dieses Turniers und dem Super-Außenseiter Sudan abegespielt hat, ist bereits gestern nachzulesen. Denn das Remis zwischen Dark-Horse Zambia und Outsider Libyen folgte den exakt selben Mechanismen. Ein Favorit, der sich irgendwann mit den Resultat begnügt, ein Außenseiter, der nicht aufgibt, und schließlich wieder ein 2:2.
Angola präsentierte sich recht gefestigt, vertraut auf einen gut sitzenden Einser-Anzug und seine Eingespieltheit. Manucho macht sich zum Führenden der Schützenliste, nur die Verletzung von Nando Rafael, dem Augsburger, dessen Spielerlaubnis eben erst kam, störte.
Die Sudanesen, das einzige Team das ausschließlich mit homegrown Spielern antritt, zeigten sich bei ihrem zweiten Auftritt durchaus selbstsicher und erzielten das erste CAN-Tor seit echten Ewigkeiten.
Trotzdem: beide Matches waren keine Offenbarung, weder in Punkto Tempo noch (siehe Burkina Faso) in strategischer Hinsicht. Und nach der gestern zurecht erfolgten Erregungen in der Gruppe A war die heutigen Vorstellungen in der Gruppe B doch eher eine Enttäschung.
Morgen wird alles besser: da wird, sollte sich Tunesien gegen den Außenseiter Niger durchsetzen, am Abend ein echtes Finale zwischen Co-Veranstalter Gabun und dem Powerhouse Marokko anstehen.