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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

26. 1. 2012 - 04:01

Worum es wirklich geht

Das Wiener Startup Whatchado bietet einen unorthodoxen Weg durch den Job-Dschungel und steht für mehr Klarheit in der Berufssuche.

Weißt du schon, was du werden willst? Mit dieser Frage wird jedes Kind konfrontiert. Wenn man noch klein ist, kann man darauf reagieren, wie man möchte - die Erwachsenen finden Feuerwehrfrau oder Astronaut als Antwort genauso entzückend wie Zuckerbäcker oder Tierärtzin. Als Teenager sieht die Sache schon anders aus: Naive Vorstellungen aus der Kindheit sind weitgehend verschwunden, dafür setzt oft Ratlosigkeit ein.

Was soll ich machen?, oder "Whatcha do?", wie es im amerikanischen Slang heißt, ist die Kernfrage bei der Suche nach einem zur eigenen Persönlichkeit passenden und an die individuellen Talente angepassten Job. Berufsmessen und kryptische Bezeichnungen in Stellenanzeigen helfen Jugendlichen leider oft nicht weiter, sondern verunsichern manchmal eher. In vielen Fällen hilft der Arbeitsalltag der eigenen Eltern, Bekannten und Freunde, damit man eine erste Ahnung davon bekommt, welchen Job man gar nicht will und was vielleicht einen Versuch wert ist. Genau dieser niederschwelligen Methode bedient sich auch das Wiener Startup whatchado.net.

Was steht auf deiner Visitenkarte?

Das ist die erste Frage, die jede und jeder Interviewte bei einem Video auf Whatchado gestellt bekommt. Danach folgen immer die selben sechs weiteren Fragen: Worum geht es im Job, war die Ausbildung davor wichtig, was ist das Beste daran, und so weiter. Über 300 Videos sind bisher online gegangen, weitere 200 stehen angeblich fertig produziert in der Warteschlange. Der aus dem Iran stammende Whatchado-Gründer Ali Mahlodji hatte die Idee zu der Jobvideoplattform, weil sein beruflicher Werdegang zwar vielseitig, aber anfangs auch etwas planlos verlaufen ist.

Ali Mahlodji

Ali Mahlodji

Whatchado ist Ende Juni 2011 als Nebenprojekt von Mahlodji gestartet worden und nach und nach zu einem Vollzeitjob ausgewachsen. Mittelweile ist das Team 12 Personen hoch und seit Jahresanfang eine GmbH. Weil das Projekt einem Umfeld von Medienmenschen und Werbern entwachsen ist, sind die vorgestellten Jobs auf Whatchado trotz der Vielfalt noch etwas ungleich verteilt. Interviews aus den Branchen Kunst, Medien und Dienstleistungen gibt es viele, aus den Bereichen Forst- und Landwirtschaft oder Handwerk hingegen noch wenige. So haben etwa die Bäuerin oder der Hutmacher derzeit wenig Gesellschaft. Das soll sich in Zukunft aber ändern, man möchte auf aktuelle Engpässe in bestimmten Branchen mit entsprechenden Videos reagieren.

Ali Mahlodji hat als Medien- und Kommunikationsprofi bereits viel Aufmerksamkeit für die ungewöhnliche Jobinfoplattform schaffen können. Mittlerweile gibt es auf Whatchado auch sogenannte Businesspages, wo größere Firmen und Konzerne ihre eigenen Mitarbeiterinnen zu Wort kommen lassen - allerdings immer unter Supervision der Redaktion und mit der 7-Fragen-Methode. Zusätzlich dazu gibt es diverse Kooperationen, die prominenteste davon mit Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz und dem Projekt "Zusammen Österreich", bei der Migranten und Migrantinnen von ihren Jobs erzählen.

Eine Darstellung von unterschiedlichen Prozentwerten über bestimmten Videointerviews, entsprechend der Ergebnisse des sogenannten "Interessensmatching" der Firma Whatchado.

Whatchado

Eine Zusatzfunktion von Whatchado ist das sogenannte "Interessensmatching", bei dem man sich gut einem dutzend Fragen stellt und anschließend die passendsten Videos zugewiesen bekommt.

Whatchado.net bietet die Chance, bekannte Persönlichkeiten und Menschen mit angesehenen Berufen auf gleicher Ebene zu begegnen. Die Kurzinterviews geben zwar selten faszinierende Einblicke in den jeweiligen Joballtag, sind aber wesentlich ermutigender als unpersönliche Infobroschüren und staubtrockene Stellenanzeigen. Ali Mahlodji und sein Team wollen mit Whatchado demnächst auch stärker auf Berufsmessen vertreten sein und so sinnvolle Zusammenarbeiten mit Jobplattformen vorantreiben.