Erstellt am: 25. 1. 2012 - 23:50 Uhr
Afrika-Cup-Journal '12. Eintrag 5.
Der am Wochenende gestartete 28. Afrika-Cup wird im Afrika-Cup-Journal '12 mit einem täglichen Eintrag begleitet.
Denn das tägliche Journal 2011 wird 2012 spezialisierter. Es kommt ein Fußball-Journal '12, es wird ein Journal zur Europameisterschaft, ein London-Olympics-Journal und anderes mehr geben. Und auch ein Journal 2012, ein unregelmäßiges, mit anlassbezogenen Beiträgen zu Themen wie Jugend- und Popkultur, Demokratie- und Medienpolitik.
Es war das senegalesische Team von Amada Traore, das den großen Favoriten Kamerun in der Qualifikation lahmgelegt hatte: ein Team, das aus dem Schatten des WM-Erfolgs von 2002 (den Traore als Spieler mitgetragen hatte) herausgetreten war, satte und muffige Stars der Marke El-Hadji Diouf ins Abseits gestellt und sich als Mannschaft mit der effektivsten Offensive als Geheim-Favorit beim heurigen Afrika-Cup eingestellt hatte.
Die Auftakt-Niederlage gegen Zambia war noch kein Beinbruch: gegen diesen Dauer-Favoritenschreck kann man schon einmal verlieren, und wenn man das zumindest gkleichwertige, wenn nicht gar bessere Team war, ficht das die Titelambitionen nicht an. Zumal danach die "kleinen" Gegner drankamen.
Heute der Co-Gastgeber Äquatotial-Guinea, der sich seine Mannschaft ja erst aus den unteren spanischen Ligen und bei diversen Nachbarn einbürgerungs/lockungstechnisch zusammenstellen musste; die Mannschaft, die Henri Michel kürzlich verlassen hatte, weil er die (sport)politische Einmischung der Präsidenten nicht mehr ertragen hatte; also eine von mächtigen Kleptokratren zusammengekaufte Truppe.
Der Triumph der zusammengekauften Euphorietruppe...
Die hatte nach dem mühevollen Auftaktsieg gegen Libyen aber offenbar so etwas wie eine psychologischen Kick bekommen und präsentierte sich mit einem im besten Sinn erregt-euphorischem Publikum im Rücken als breitbrüstige Zaubertrank-Mannschaft.
Zwar powerten die Weißen sofort, mit überbordend vorgetragenen Angriffen auf die spieltaktisch doch ein wenig überfordert wirkende Heimmannschaft los, als wäre das FBI hinter ihnen her - die namentlich tolle Offensive (mit Papiss Cisse und Demba Ba) enging sich dabei aber nur im Vergeben von Halbchancen.
Als das Heimteam dann (durch die Hereinnahme des Beute-Kameruners Ekanga) so ab der 55. Minute begriff, dass man hier und heute eine historische Chance vorfinden würde, drehte sich das Spiel und wurde zum offenen Schlagabtausch mit jetzt schon legendärem Ausgang.
Beute-Spanier Randy, der sich guinesisch Iyanga nennt, brachte einen Konter im Tor unter, und plötzlich stand Team Senegal vorm selben Problem wie in Spiel 1: einen Rückstand aufholen. Dazu stellte man auf ein (in weiterer Folge noch zweimal adaptiertes) 5-0-5 um, vergaß dabei aber auf die Platzverhältnisse Rücksicht zu nehmen.
Die waren (massiver Regenguss vor dem ersten Spiel, Verschiebung, nasse Flecken, vor allem auf einer Seite) nicht optimal - drei andere Teams konnten sie aber besser umspielen als die senegalesische Offensive, die sich genau dort gern festrannte.
...beendet das nachhaltige senegalische Aufbau-Experiment
Es waren dann Kapitän Niang und Moussa Saw, die im ersten Spiel aussortiert und diesmal in die Schlußphase reingewechselt wurden, die Senegal mit einem erzwungenen Tor im letzten Moment wieder ins Turnier brachten.
Die Lage war zwar weiter beschissen (selbst bei einem Sieg im Abschlussspiel hätte sich Senegal drauf verlassen müssen, dass sich Äuatorial-Guinea und Zambia nicht auf ein Remis einigen, das beide weiterbringt), aber nicht hoffnungslos.
In den fünf Minuten Tollhaus-Nachspielzeit spielten die Weißen aus nachvollziehbaren Gründen aber noch auf Sieg; mit massivem Pressen und den daraus entstehenden Lücken. Es war aber keiner der äquatorialen Angreifer, der durch diese Lücken vorstieß, sondern der auffällige Rechtsverteidiger und Beutespanier Kily, der in der zweiten Heimat David heißt, der mit einem gezielten 25Meter-Kreuzeckschuß das Ende für alle senegalesischen Hoffnungen herstellte.
Wow.
Der Zwerg, der von den nationalen Ausblutern aus irgendwelchen Drittligaspielern und dem arbeitslosen Ex-Kärntner Thierry Fidjeu-Tazemeta zusammengestellt wurde, bringt die über zweijährige systematische Aufbauarbeit von Amada Traore zum Platzen.
Team Senegal fährt (nach einem Show-Auftritt gegen Libyen) heim.
Team Äquatorial-Guinea ist der größte Außenseiter aller Zeiten im CAN-Viertelfinale und wieder einmal ein Gastgeber, der Aufsehen erregt.
Die erstaunliche Augenhöhe von Libyen...
Das erste Spiel an diesem historischen Tag wurde mit über einstündiger Verspätung und unter dramatischen Bedingungen angepfiffen: sintflutartiger Regen hatte den Platz unter Wasser gesetzt und auch nach dem Ende der Regenfälle erinnerte viel an die Wasserschlacht von Frankfurt: von gezielten Kombinationsspiel konnte oft nicht die Rede sein. Dass beide Teams doch gute 75 Minuten alles unternahmen um einander zu überlisten, spricht für die gute Einstellung. Erst danach begann man sich zusehends mit dem Ergebnis zufrieden zu geben.
Denn das ist die große Gefahr bei Zweitrunden-Spielen bei großen Turnieren: die Sieger der ersten Runde riskieren weniger und lassen sich leichter auf ein Remis ein.
... fordert Zambia in der Wasserschlacht von Bata massiv
Zambia kostete das eine Menge Anstrengung: zweimal musste man nach einem Rückstand zurückkommen; und es war schwerer als erwartet gegen das Team, das nach der Erstrunden-Niederlage gegen den Co-Gastgeber (und wenig gutem Spiel) noch stärker unterschätzt wurde als bereits zuvor: Libyen.
Die vom Brasilianer Paqueta ein wenig wie Japan bei der WM auf/eingestellte/fächerte Mannschaft aus dem vormaligen Gaddafi-Land zeigte, das sie mittlerweile den Anschluss an die nordafrikanische Nachbarschaft geschafft haben. Die libyschen Kicker sind in Marokko oder vor allem Tunesien (interessanterweise nicht in Ägypten...) tätig und haben sich da orientiert, ohne ihre starke Physis zu vernachlässigen.
Mit der setzten sie Herve Rolands Zambia immer wieder unter Druck. Beide Führungen kamen jeweils schnell nach dem Anpfiff, aber auch danach liess sich Libyen nie komplett hinten rein drängen. Schade, dass Walid früh verletzt raus musste, sein unglaubliches Pass vor dem 1:0 hätte Laune auf mehr gemacht.
Zambias Abwehr zeigte sich, wie schon im ersten Match, als nicht sehr sicher. Erst als Roland das defensive Mittelfeld austrocknete und auf eine Art 4-2-4 umstellte, bekam sein Team das Spiel besser in den Griff. Vor allem Spitze Mayuka und Kapitän Chris Katongo hinterließen echten Eindruck. Nicht nur wegen ihrer tollen Flic-Flacs nach den Toren.
Wie sie im finalen Match mit den nunmehr komplett durchdreh-euphorisierten Äquatorial-Guinesern zurechtkommen werden, dürfte Aufschluss über ihre reale mentale Stärke und somit über die Chance des ewigen Dark-Horse geben.
Auf die Platzverhältnisse sollte sich im übrigen keine der vier Teams ausreden: die waren zwar einzigartig, aber letztlich für alle gleich problematisch.