Erstellt am: 22. 1. 2012 - 13:35 Uhr
Song zum Sonntag: Leonard Cohen
Die Frohe Botschaft ist gar nicht so froh. Die gute Nachricht ist: Es gibt ein neues Leonard Cohen Album, das erste seit "Dear Heather" von 2004. Es heißt "Old Ideas" und erscheint nächsten Freitag. Bisher sind zwei Nummern schon bekannt. Einerseits der hymnische Gospel "Show me the Place", der auch von Tom Waits "Small Change" stammen könnte, und das der "New Yorker" auf seiner Homepage veröfentlichen durfte. Und andererseits "Darkness", die schlechte Nachricht in Songform, die Cohen selbst dieser Tage auf seine Homepage gestellt hat, und die ist erwartungsgemäß bitter, düster und apokalyptisch.
Leonard Cohen
- Der Song zum Sonntag auf FM4
- Über Leonard Cohen macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.
Es ist, was es ist, sagt der 77-jährige Leonard Cohen und es ist dunkel. Die Dunkelheit, die ihn jetzt umhüllt, war - natürlich - der Preis für sein Nachgeben der ewigen Lockung Weib, "drinking from your cup". Früher liebte er Regenbogen, Morgenstunden und Aussichten, damit ist jetzt Schluss, wegen der Dunkelheit die ihn umgibt. Er raucht nicht, trinkt nicht, hat noch nicht viel geliebt (ausgerechnet), und er hat keine Zukunft und die Gegenwart ist auch nicht rosig. Mühevoll - und recht konventionell für Cohens Verhältnisse - schleppt sich dazu die Nummer, ein gerade gespielter 12 taktiger Blues, inklusive Orgelsolo.
Dass Cohen bei all der Düsternis ein hinterlistiger Witzbold ist - das englische Wort "wry" scheint wie für ihn gemacht - beweist auch die Tatsache, dass er auf die Frage, warum sehr viele live bereits gespielte Songs nicht auf "Old Ideas" zu finden sind, trocken antwortete, die seien dann eben auf der nächsten drauf. Bei Cohens Tempo dürfte die dann 2020 erscheinen, der Meister selbst ist dann 84.