Erstellt am: 19. 1. 2012 - 15:10 Uhr

Ich liebe dich, egal ob du 16 bist

HGich.T spielt wieder in Österreich. Eine Konzert-Empfehlung mit Videos!

HGich.T, das unkonventionelle Party-Konstrukt aus Hamburg erfreut sich nicht nur auf Youtube, sondern auch innerhalb der FM4-Communtiy wachsender Beliebtheit. Ihr habt sie bei der FM4 Exit Poll 2011 in der Kategorie Act des Jahres immerhin auf den 12. Platz gewählt.

Dort fügt sich das acht bis 20-köpfige Kollektiv nahtlos zwischen Skrillex und Lady Gaga ein und vereint die Eigenschaften seiner amerikanischen Nachbarn: White Trash, kompromisslose Sounds sowie exaltiertes Styling und hedonistischen Größenwahn, der zwischen Kunst-Akademie und geschlossener Anstalt pendelt. Gerade weil ihre Musik nicht anspruchsvoll ist, treffen die dadaistischen, depressiv-lustigen Texte noch mehr ins Schwarze, als einem eigentlich lieb ist.

HGich.T wirken vielleicht drogenschwanger und infantil, doch sie tun nur so. Die Hamburger beschreiben einen kaputten Alltag und singen über Harz IV, Bildungsverlierer oder 30-Jährige, die ihren Eltern noch immer auf der Tasche liegen. Kindesmisshandlungen werden im Song "Der Rohrstock" thematisiert.

HGich.T ist ein Multimedia-Spektakel des schlechten Geschmacks. Ihre selbstgedrehten Videos sind inszenierte Sozial-Pornografie, ihre audio-visuelle LoFi-Holzhammer-Ästhetik zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Werk und gipfelt in ihrer Show. Live zelebrieren HGich.T einen Brain-Fuck in fluoreszierenden Neon-Farben, mit Magic Mushrooms und Spinnennetzen für Spinner.

Die oft gelobten Shows von Deichkind wirken verglichen mit den HGich.T Performances wie ein Mauerblümchenball in schwarz/weiß. Also unbedingt hingehen und sich überraschen lassen!

In den letzten Monaten waren die Goa-Fans wieder sehr fleißig und haben zahlreiche neue Videos auf Youtube gestellt, z.B. "Eins, Zwei , Nackidei". Das war wohl die Inspiration für den Song.

Während HGich.T zu Beginn noch mit Drogentrips in die Unterschicht und sinnentleerten Fäkal-Humor polarisiert hat, provozieren sie jetzt mit zunehmender political incorrectness. Die Titel der neuen Songs sprechen für sich wie z.B. "Engtanz auf der Loveparade".

HGich.T bleibt in den neuen Videos ungemütlich und beschäftigt sich in einer Trilogie mit Kindesentführung und -missbrauch. In "Ich liebe dich, auch wenn du 16 bist", "Opa16" und "Opa16 II" trifft Amstetten auf billige Electro-Beats.

Ist es notwendig und mutig solche Themen abseits von Anlassfällen und Boulevard in der Pop-Kultur zu thematisieren oder grenzwertig und berechnend?