Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Space Quest"

Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

16. 1. 2012 - 06:00

Space Quest

Weltraumputzer Roger Wilco darf wieder die Galaxie retten. Der zweite Teil des Computerspiel-Adventures ist von Fans neu aufgelegt worden.

1987 war ein wichtiges Jahr für Science-Fiction-Fans - es war der Start der "Neuen Generation" von Star Trek. Auch Star Wars hat damals bereits seit einigen Jahren zum popkulturellen Basiswissen gehört. Ein guter Nährboden also, um sich den Weltraumgeschichten am Kino- und Fernsehbildschirm mit einer Persiflage zu widmen. Diesmal sollten die Fans aber nicht nur zusehen, sondern selbst Hand anlegen - und zwar in einem Computerspiel namens "Space Quest".

In "Space Quest" steuert man den glücklosen Weltraumputzmann Roger Wilco durch den interstellaren Angriff der Sariens. "Space Quest" hat auch 25 Jahre später noch viele Fans, denn anders ist es nicht zu erklären, dass seit dem sechsten und letzten offiziellen Teil (1995) mehrere unkommerzielle Neuauflagen erschienen sind. Die jüngste von ihnen ist gerade mal zwei Wochen alt.

Gepixelter Weltraum

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich Roger Wilco Ende der 80er Jahre auf einem behäbigen IBM PC-AT zum ersten Mal durch die pixeligen Räume gelenkt hatte. Als 9-jähriger waren mein Englisch und meine Kenntnis von Science-Fiction-Geschichten noch recht gering ausgeprägt. Auch Sprachwitz und humoristische Anspielungen haben sich mir nicht erschlossen.

Das Designer-Team hinter den ersten "Space Quest"-Spielen bestand aus Scott Murphy (Programmierung) und Marc Crowe (Grafik) alias "Two Guys from Andromeda".

Das machte aber nichts, denn das bisschen Herumstreunen am von Alien gebordeten Raumschiff "Arcada" war gefährlich und aufregend genug. Games waren damals technisch verhältnismäßig einfach gestrickt, deshalb musste Spannung durch diverse Boshaftigkeiten herbeigeschafft werden. Das garantierte eine längere Spielzeit, bis man das eigentlich gar nicht so umfangreiche Programm durch hatte. In "Space Quest", ebenso wie in allen anderen früheren Abenteuer-Spielen der Firma Sierra On-Line (später: Sierra Entertainment), war es üblich, dass der Tod an jeder Ecke lauert: Exitus durch Lasergewehr, Riesententakel oder Säurepool - die Sterbevarianten waren vielseitig und Teil der Unterhaltung. Regelmäßiges Abspeichern des Spielstandes war deshalb eine Pflichtübung.

Roger Wilco hat vergessen, im Shuttle Bay den Weltraumanzug anzuziehen und ist deshalb kurz vorm Zerplatzen.

Sierra Entertainment / Activision Blizzard

Bild zum Text

Der PC war 1987 noch alles andere als eine Spielmaschine. Wo C64 und Amiga bereits multimediale Digitalfeuerwerke waren, piepste der IBM-Computer noch müde vor sich hin wie in den 70ern. Vier-Farben-Grafik (CGA) war Standard, die verhältnismäßig luxuriöse EGA-Grafikkarte schaffte immerhin schon 16 Farben.

Das Fan-Entwicklerstudio hinter dem neuen "Space Quest 2" heißt Infamous Adventures, das z.B. auch "King's Quest 3" neu aufgelegt hat.

Ein Glück also, dass Piepsen und Brummen so gut in ein Science-Fiction-Szenario passen. "Space Quest" gehörte damals der Gattung der modernen und neuartigen Grafik-Adventures an, bei denen man nicht länger nur mit Text am Bildschirm konfrontiert war, sondern erstmals auch Bilder und zaghafte Animationen zu sehen bekommen hat.

Die Befehle gibt man beim originalen "Space Quest" nicht mit smarten Mouseclicks - sondern man tippt die Befehle manuell ein, natürlich auf Englisch. Was der sogenannte Parser, also der Befehlsinterpreter versteht und was nicht, müssen wir uns erst erarbeiten. Will man etwa den dicken Weltraumanzug ausziehen, funktioniert der Befehl "remove space suit" nicht, denn das würde ja bedeuten, dass man sich komplett auszieht. Stattdessen muss man "change suits" eintippen. Die vokabularen und semantischen Fähigkeiten waren limitiert, das Verstehen der "künstlichen Intelligenz" des Parsers war und ist Teil der Herausforderung.

Roger Wilco wird auf einem Wüstenplaneten überfallen.

Sierra Entertainment / Activision Blizzard

Frühes Remake

Die Neuauflage von "Space Quest 2" ist eigentlich ein Retro-Remake. Grafik und Sound sind in weiten Teilen nicht aktuellen technischen Standards angepasst, sondern jenen von 1991.

Bereits 1991, also vier Jahre nach dem Debüt der Serie, ist der erste Teil von "Space Quest" neu aufgelegt worden, weil es damals einen markanten Sprung bei der PC-Technik gegeben hat: Nun begann sich endlich die VGA-Grafik (256 Farben!) durchzusetzen. Räume und Charaktere waren ab sofort wesentlich hübscher, und statt tippen durfte man nun die Maus benutzen und war auf einzelne Kernbefehle wie Nehmen oder Reden beschränkt. Das Interface war circa so, wie man es von Adventure-Spielen heute gewohnt ist - mit dem Unterschied, dass die Befehle Schmecken und Riechen in zeitgenössischen Adventures nur noch selten zum Einsatz kommen.

Als es Mitte der 90er mit dem sechsten Teil mit "Space Quest" offiziell vorbei war, wollten das die Fans nicht hinnehmen. So ist die Arbeit an inoffiziellen Sequels, Prequels und Neuauflagen der Originale begonnen worden. Unkommerziell, und in liebevoller Kleinarbeit wird oft über Jahre hinweg an neuen Grafik-Abenteuern gearbeitet. Der neueste Wurf ist ein Remake des zweiten Teils von "Space Quest", der original 1988 erschienen ist.

Roger Wilco im Wald.

Infamous Adventures

Text to speech

Die amüsanten Texte, die früher nur eingeblendet waren, werden nun auch gesprochen. Die Zwischensequenzen sind erweitert worden und Grafik, Musik und Layout erstrahlen in neuem Glanz. Wer wissen möchte, wie sich Abenteuer-Spiele vor 20 Jahren angefühlt haben, sollte unbedingt einen Blick auf Roger Wilcos Abenteuer werfen. "Space Quest 2 Remake" ist kostenlos und für PC Windows erschienen, die Mac-Version folgt in Kürze.