Erstellt am: 15. 1. 2012 - 16:33 Uhr
Song Zum Sonntag: Dhanush
Der gute Hype, stimmt schon. Mir wurde die Story des Liedes, die selbst wie ein Bollywoodmärchen klingt, zu Weihnachten von einer Freundin zugetragen, die in Australien mit einem tamilischstämmigen Mann verheiratet ist, dessen Verwandtschaft in England, Australien und Neuseeland die Nummer dauernd hören würde. Und der gute Hype lief so:
- Der Song zum Sonntag auf FM4
- Über „Why Dis Kolaveri Di“ macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.
Im Laufe der Produktion des tamilischen Romantikfilms „3“ findet eines der Lieder des Soundtracks seinen Weg zu YouTube. Als dessen Popularität sich abzeichnet, beschließt die Plattenfirma Sony India, das Lied entgegen ihren ursprünglichen Plänen regulär auf die Video-Plattform zu stellen. Das Video zeigt den Hauptdarsteller des Films, Danush, wie er die halbimprovisierten Textzeilen in ein Mikro singt; auch seine Filmpartnerin Shruti Haasan; seine Frau Aishwarya Rajnikanth Dhanush, die auch die Regisseurin des Films ist, und den Komponist des Liedes, Anirudh Ravichander bei der launigen Aufnahmesession im Studio.
Der erste tamilische Welterfolg überhaupt
Und dann geht es los: Innerhalb von 28 Tagen erreicht „Why Dis Kolaveri Di“ 28 Millionen YouTube-Klicks und ist damit die einzige halbwegs unbekannte Produktion in den Top 30 des Kanals. Plötzlich spielt das Lied in einer Liga mit westlichen Produkten wie Shakira, Bruno Mars oder Adele. YouTube verleiht der Nummer den „Recently Most Popular Gold Medal Award“ für die am schnellsten steigenden Klickzahlen in einer Periode, BBC und Time Magazine berichten über das Phänomen, CNN kürt „Why Dis Kolaveri Di“ zum Lied des Jahres 2011. Es ist mit mittlerweile 34 Millionen Klicks der populärste Track Asiens und der erste tamilische Welterfolg überhaupt.
Dhanush
Das Lied ist in dem traditionellen 6/8-Beat der tamilischen Gaana gehalten, wie sie auch vom größten tamilisch stämmigen Popstar Maya „M.I.A.“ Arulpragasam verwendet wird. Gaana Songs müssen endreimende Zeilen von nicht mehr als 5 Wörtern enthalten und handeln oft vom guten alten „Boy meets Girl“-Thema. „Why Dis Kolaveri Di“ besteht im Wesentlichen aus der Titelzeile und einer Liste von Wörtern, die im Tamilischen auf Englisch verwendet werden, die Dhanush in einem Pidgin mit tamilischen Grammatik-Suffixen zu einem „Soup Song“ verkocht – wobei „Soup“ in diesem Fall „erfolgloser Liebhaber“ bedeutet. Dieser raunt seinem Mädel entgegen, er könne ja nichts dafür und warum also dieser ganze Hass („Kolaveri“), nebenbei lobt er den sichtlich an britischen Nineties-Produktionen geschulten relaxten Beat und nuschelt charmant zur Begleitung der Nadaswaram, einer südindischen Hochzeitsklarnette, die als das lauteste akustische Nicht-Blechblasinstruent der Welt gilt.
Noch immer ist die Nummer in den Top 100 von YouTube und spätestens zum Filmstart von "3" will ich auch in Wien, Wels oder Landeck von spontanen Kolaveri-Flashmobs hören oder lesen, wie sie in Mumbai oder Auckland schon stattgefunden haben.