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Christiane Rösinger Berlin

Ist Musikerin (Lassie Singers, Britta) und Autorin. Sie schreibt aus dem Leben der Lo-Fi Boheme.

14. 1. 2012 - 14:52

Berlin 2012

So viel wie immer gesagt wird, ist in Berlin gar nicht los.

Nun sind also endgültig alle Feiertage einschließlich des Dreikönigsfestes geschafft, die Christbäume liegen abgeziert auf den Straßen und so langsam geht alles seinen Gang – dieses fremde 2012 fängt erst richtig an und tut dabei schon so normal.

Es ist die letzte Gelegenheit noch einmal kurz inne zu halten und darüber nachzudenken, was das neue Jahr so bringt. Wir wollen jetzt nicht angeben und noch mehr Wasser auf die Hass-Mühlen der Berlinkritiker gießen, aber wenn’s doch wahr ist! In Berlin ist wirklich sehr, sehr viel los - mehr als fast überall anders - mehr als in München und Verona. Das normale Berliner Jahr bietet ja schon die immer wiederkehrenden Events von Januar bis Dezember:

Märsche, Messen, Festivals

Am 15. 1. beginnt es mit dem Rosa- Luxemburg- Gedenk-Marsch, dann kommen die Tanztage, die unselige Fashion Week, gefolgt von der noch unnötigeren „Bread and Butter“-Messe, der Grünen Woche, der Transmediale und Berlinale. Weiter geht’s im März mit Grüner Woche, Echo-Verleihung und dem Fantasy-Filmfest. Ende April droht das Galllery-Weekend Berlin und geht in die Berlin Biennale über.

Flyer: Grappling Games

Grappling Games

Der Mai beginnt mit den Politik-Festivitäten und etwa 40 angemeldeten Demonstrationen, dann kommt das Theatertreffen, der Karneval der Kulturen, im Juni das Designfestival, die olle Fete de la Musique, der kommerzielle und transgeniale CSD. Im August gibt’s die Internationale Funkausstellung, vorher noch diverse Fuck- Hate- Hanf- oder Bello-Paraden, traditionell finden die Tanztage im August statt, sowie die sterbende Pop Komm und Berlin Music Week Anfang September.

Kunst, Filmtage, Sportzeugs

Es folgt die Internationale Kunstausstellung , dann der Kunstherbst dann ist noch mal Fashion Week, dann Jazzfest, Internationales Literaturfestival, Spielzeit Europa, Treffen Junger Autoren und die Jüdischen Kulturtage. Im Oktober feiert man die die Asian- und Porn-Filmfeste, im November das arabische Filmfest, es folgen Pyronale, Festival of Lights, Russische und Französische Filmwoche, dann die Weihnachtsfeiern und Silvesterpartys. Nicht zu reden von dem ganzen unnötige Sportszeugs! Sechs-Tage- Rennen, Ganz- und Halb- Marathon, Fußball EM-Fanmeilen, Eisschnelllauf-World-Cup , Tischtennis-Meisterschaft, Basketball-Schwachsinn und Eisbärenspiele.

Flyer: Berlin Summer RAve

Berlin Summer Rave

Die spröde und doch überkandidelte Neue Musik legt im Frühjahr mit „MärzMusik“ los es folgen die „Neue-Musik-Tage“, das Ultraschallfestival und John-Cage-Jubiläum. Ganz zu schweigen vom Hochkulturbrimborium mit seinem Problem -Publikum: Die Klassikwochen, Opernwochen, Classic Open Airs usw. Dazu kommen die verschiedenen langen Nächte der Museen, Bibliotheken, Theater und Oper, Wissenschaften.

Feste, Konzerte, Großereignisse

Außerdem legen ca. 300 Straßenfeste die Berliner Bezirke lahm, und neben diesen saisonalen Festen gibt es noch die ganz normalen täglichen Konzerte im Astra und Ä, in der Arena, Columbiahalle und im Festsaal Kreuzberg, im HAU, HBC und Huxleys, in der Kulturbrauerei, im Lido, Magnet, Nbi, Postbahnhof, Rosi’s, S0 36, Schokoladen, Schwuz, Südblock, im Kaffee Burger, King Kong, Privatclub, Pfefferberg, in der Passionskirche, im Tempodrom, in der Volksbühne, im White Trash, Westgermany, und Wild at Heart. Aber auch in den Clubs im Berghain, Horst Kreuzberg, King Size, Kater Holzig, der Renate, dem Ritter Butzke, Tresor, Weekend, Watergate und Yaam ist immer Programm.

Außerdem natürlich die unvermeidlichen Großereignisse wie Grönemeyer und Bruce Springsteen im Olympiastadion und den großen Mehrzweckhallen und Freiluftbühnen. Das Berlin Festival, der A&P Summer Ravel! Und dann stehen 2012 auch noch große Jubiläen an: Der alte Fritz wird 300 und Berlin wird 775!

Aber eigentlich haben die Berlinhasser doch recht: So viel wie immer gesagt wird, ist in Berlin gar nicht los.