Erstellt am: 15. 1. 2012 - 06:00 Uhr
Rauf auf die Couch und rein in die Therapie
Diese Therapie ist unterhaltsam und interessant, dauert nur wenige Stunden und bringt doch einiges weiter.
Tim Knowles
Die in London lebende Psychotherapeutin und Supervisorin Philippa Perry erzählt in dieser Graphic Novel, wie Psychotherapien funktionieren, "wie das Leben als TherapeutIn und als KlientIn sein kann".
Der Comic beweist sich dabei als ideale Form: Durch die Sprech- und Denkblasen kann man leicht mitverfolgen, was die Protagonisten sagen, aber auch was sie dabei denken oder fühlen.
Im Mittelpunkt dieser fiktiven Geschichte steht der Anwalt James, Mitte Dreißig, gutaussehend und ebenso wohlhabend, der ein Problem hat: er stiehlt. Kleinigkeiten, aber dieses Stehlen gibt ihm den Kick in seinem slicken Leben. Und damit soll jetzt Schluss sein.
Die Frau, der er das alles erzählt, und die ihm dabei helfen soll ist Pat, eine Therapeutin um die 50, leicht unordentlich und gern in Gesundheitsschlapfen unterwegs.
Warum sie das tut, erklärt Philippa Perry in einer Fußnote.
Kunstmann Verlag
"Entweder weil sie ihren eigenen Narzissmus bearbeitet haben, oder weil sie einfach keinen Geschmack haben oder beides."
"Viele Psychotherapeuten scheren sich wenig um den Eindruck, den ihre äußere Erscheinung auf ihre Klienten machen könnte*; manche tragen gern Gesundheitssandalen, und zwar bei jedem Wetter. Das Schuhwerk kann ein Hinweis darauf sein, ob ein Therapeut zu Hause arbeitet oder einen Raum gemietet hat – Hausschuhe oder offene Sandalen im Winter sind ein sicheres Zeichen für eine Praxis im Hause."
Kunstmann verlag
In Fußnoten beobachtet und erklärt Philippa Perry diese Situationen aus dem Therapiealltag, die Vorgangsweise der Therapeutin oder bestimmte Verhaltensweisen. Während in der Geschichte James von seinem Alltag erzählt, von Problemen, Begegnungen, Träumen, Phantasien. Natürlich kommt er auch auf seine Kindheit zu sprechen - dann sitzt er zwar als Erwachsener seiner Therapeutin gegenüber, neben ihm sitzt aber auch der fünfjährige James. Die Fußnoten liefern den therapeutischen Background, die Geschichte kann aber auch ohne Fußnoten gelesen werden.
Tipp: Cancer Comics
Sickness and graphic art - a marriage made in heaven?
Nicht immer sind die Sitzungen erfolgreich, es gibt Meinungsverschiedenheiten und negative Gefühle. Aber irgendwann geht er gern zu seinen Sitzungen und nach gut einem Jahr ist die Therapie beendet, während die nächste Klientin bereits vor der Tür steht ...
"Das Ende ist ein Ende. Und jedes Ende kündigt einen neuen Anfang an."