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Tanja Geleckyj

Berichtet über Alltägliches, sozial Nachhaltiges und Menschen, die etwas zu sagen haben.

21. 1. 2012 - 12:15

Nützlicher Müll

Hochwertige Objekte aus Müll basteln: Wiener Studentinnen präsentieren ihre kreativen Ideen im Upcycling-Blog "30 Tage, 30 Dinge"

Müll ist nicht gleich Müll. Das wird einem sofort klar, wenn man sich den Blog Weupcycle.com von Lisa Schultz und Magdalena Akantisz anschaut. Sie präsentieren auf ihrer Website, was aus Wegwerfprodukten entstehen kann. Der Kreativität sind (fast) keine Grenzen gesetzt, sagen die beiden.

Jeden Tag eine neue Idee

Angefangen hat alles mit ihrem Diplomarbeits-Projekt an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Die beiden Studentinnen haben ein Konzept für eine Upcycling-Plattform gestaltet. "Uns hat die Vielfalt fasziniert, was aus Wegwerfmaterial entstehen kann", sagt Magdalena Akantisz. Beim Upcycling werden aus Wegwerfmaterial neue Produkte geschaffen - so wie bei den bekannten Freitag- oder Kontiki-Taschen.

Aus der Planung der Plattform ist schließlich der Blog "30 Tage, 30 Dinge" entstanden. Lisa Schultz und Magdalena Akantisz haben sich selbst die Aufgabe gestellt, ein Monat lang jeden Tag ein Objekt aus Müll zu entwerfen. Sie wollen zeigen, wie einfach es ist, solche Sachen zu gestalten.

Zeichenrolle

Magdalena&Lisa

Im ersten Eintrag bastelten die Studentinnen eine Zeichenrolle zum Umhängen.

Schon in der ersten Woche haben Lisa und Magdalena so viele Einsendungen bekommen, dass sie ihre eigenen Ideen nur mehr zwischendurch veröffentlicht haben. Die Flut an Beiträgen ist seitdem kaum abgerissen. 30 Tage sollte ihr Projekt ursprünglich dauern, 300 Tage haben sie mittlerweile überschritten. Das hätten sie sich nie erwartet, meint Magdalena. Die Gastbeiträge kommen mittlerweile aus der ganzen Welt.

Recycling heißt, dass Produkte wieder verwertet werden wie Glas, Papier oder Plastik. Oft wird dabei aber nicht die ursprüngliche Qualität erreicht. Experten sprechen dann von Downcycling. Das Gegenteil, also Upcycling, bedeutet, dass ohne hohen Energieaufwand aus Müll hochwertigere Produkte hergestellt werden.

Strenge Regeln für Upcycling-Ideen

Was für die beiden Studentinnen Upcycling ist, haben sie ganz klar festgelegt. Die Objekte sollen hauptsächlich aus Müll sein. Wenn etwas zu über 50 Prozent aus neuen Materialien besteht, ist es für die Studentinnen kein Upcycling mehr. "Sonst kann man gleich einen Do-it-Yourself-Blog machen", sagt Magdalena.

Die meisten Upcycling-Produkte, die eingesendet werden, sind Schmuck und Lampenschirme. Auch alte Holzpaletten werden gern verwendet als Terrasse oder Untersetzer für Betten, als Tische, Sessel oder als Bänke.

Palletenbank

Magdalena&Lisa

Zwei Holzpaletten werden ineinander gesteckt und schon entsteht eine Sitzbank.

Auch typisches Wegwerfmaterial, wie etwa Dosen, findet seinen Weg nicht in den Müll, sondern zurück in den Alltag - getarnt als Stiftbox oder Lampe. Besonders beliebt sind Tetrapacks: mit Geduld und Kreativität entstehen Untersetzer, Anhänger, Partyteller, CD-Hüllen oder Geldbörsen.

Geldbörse aus Tetrapack

Sophie

Aus alten Getränkepackungen wird in wenigen Schritten ein Geldbörsl.

Upcycling hat (fast) keine Grenzen

Doch nicht jeder Abfall ist geeignet, um upgecycelt zu werden. "Wir haben einmal einen Beitrag bekommen, wo uns ein Typ einen Lampenschirm aus einer Klobürste geschickt hat. Das geht nicht. Das ist wirklich grenzwertig", sagt Magdalena. In einem anderen Beitrag wird sogar alte Milch zu Frischkäse verarbeitet. Auch das sei Upcycling.

Frischkäse mit Tomate

Magdalena&Lisa

Nicht mehr ganz so frische Milch und dringend zu verwendender Rucola eignen sich hervorragend für Frischkäse, heißt es im Blog.

Upcycling als Allheilmittel?

Doch Upcycling wird nicht das Ende der Wegwerfgesellschaft einläuten. "Ich glaube, es denken viele Menschen über ihren Müllverbrauch nach. Aber ich sehe ja selbst, wie schwierig es ist, wenn ich in den Supermarkt gehe. Die Schokolade ist in fünf Papiere verpackt, aber trotzdem habe ich Lust darauf und kaufe sie."

Die Konsumenten müssten Druck auf die großen Firmen machen, damit die sich überlegen, wie der Müll reduziert werden kann, so die Magdalena. "Upcycling ist nicht das Optimum. Das Optimum wäre die Müllervermeidung."

Die beiden Studentinnen träumen jetzt erst mal davon, eine große Upcycling-Plattform zu realisieren. Doch die Programmierung ist teuer und eine Finanzierung derzeit nicht möglich. So bleibt aktuell nur der Traum eines virtuellen Treffpunkts, wo Designer, Architekten, Bastler, aber auch Käufer und Verkäufer ihre Upcycling-Ideen vorstellen können.