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Conny Lee

Prokrastinative Hinterstübchen des Alltags

12. 1. 2012 - 22:00

Gonzo - eine (bio-)grafische Einführung

Für alle, die Hunter S. Thompson nur als "der, der Fear and Loathing in Las Vegas geschrieben hat" kennen.

Comic Cover "Gonzo" zugeschnitten

Tolkemitt Verlag

"Gonzo - Die grafische Biografie von Hunter S. Thompson" von Will Bingley und Anthony Hope-Smith ist erschienen im Tolkemitt Verlag, aus dem Englischen übersetzt von Jan-Frederik Bandel.

"Ich möchte Sie daran erinnern, dass ich durchaus ungern als Clown abgetan werde, der ständig auf irgendwelchsen Drogen ist." - Hunter S. Thompson

Terry Gilliams Verfilmung von "Fear and Loathing in Las Vegas" hat Hunter S. Thompsons Bild in der öffentlichen Wahrnehmung gefestigt: kurze Hosen, Sonnenbrillen, einen Zigarettenhalter im Mund und permanent high auf Meskalin, Äther, Kokain oder allem zugleich. Johnny Depps prä-Jack Sparrow'sche Interpretation der Figur Raoul Duke wird in vielen Köpfen mit dem tatsächlichen Hunter Stockton Thompson gleichgesetzt.

Die biografische Graphic Novel "Gonzo - Die grafische Biografie von Hunter S. Thompson" von Will Bingley und Anthony Hope-Smith beschäftigt sich allerdings damit, was Hunter S. Thompson, abgesehen von Las Vegas und Gonzo-Journalismus, sonst so alles gemacht hat. In ausdrucksstarken schwarz/weiß-Zeichnungen erzählen sie von den wichtigen Stationen in Thompsons Leben.

hunter s. thompson hängt mit bob dylan ab

Tolkemitt verlag

Wie er während des Armeedienstes, zu dem er vom Gericht verdonnert worden war, zum Journalismus kam, seine Erfahrungen mit den Hell's Angels, mit denen er einige Monate lang unterwegs war um daraus sein erstes erfolgreiches Buch zu machen. Und auch sein politisches Engagement tritt in der Biografie zu Tage: 1970 kandidierte Hunter S. Thompson als Sheriff von Aspen und verlor die Wahl nur knapp. Außerdem engagierte er sich in seinen Texten dafür, die Öffentlichkeit über Richard Nixon aufzuklären und unterstützte dessen Gegner in der Präsidentschaftswahl. Das Buch endet mit Hunter S. Thompsons Selbstmord 2005.

Die grafische Biografie von Bingley und Hope-Smith gibt einen Überblick, ohne länger bei einem Aspekt oder einem Zeitabschnitt zu verweilen. Im Zentrum steht dabei Hunter S. Thompson als Person und ernsthafter Journalist. Wer sich bereits eingehender mit der Materie auseinandergesetzt hat, findet im Comic viele Zitate aus seinen Texten und aus Interviews mit ihm. Diese Zitate finden sich sowohl auf Text- als auch auf Bildebene wieder.

Wahlplakat Hunter S. Thompson aus Comic "Gonzo"

Tolkemitt Verlag

Thompsons Wahlplakat zum Sheriff von Aspen aus dem Comic...
Hunter S. Thompson kandidiert als Sheriff

Ammobooks

...und in echt.

Gonzo - die grafische Biografie von Hunter S. Thompson bietet eine gute Einführungslektüre für alle, die sich für die Person und den Journalisten interessieren. Das Comic ist wie ein Kochrezept, das alle Zutaten und Anleitungen enthält, aber eben nicht satt macht. Nachdem man es gelesen hat, bekommt man erst richtig Hunger, Thompson selbst zu lesen - der "beste Schriftsteller unter Amerikas Journalisten und der beste Journalist unter den Schriftstellern". (FAZ)